Geschäfts­be­richt 2020–2021

Hier fin­den Sie den Geschäfts­be­richt 2020–2021 der Mind­ful Chan­ge Foun­da­ti­on.

Bericht über unse­re Rei­se in die Elfen­bein­küs­te im Juni 2022 und den Stand des Pro­jekts SAMENTACOM

Wir möch­ten Euch von unse­rer Rei­se in die Elfen­bein­küs­te im Juni 2022 berich­ten und euch über den Stand des Pro­jek­tes SAMENTACOM (San­té men­ta­le com­mu­n­au­taire – Gemein­de­ba­sier­te psy­chi­sche Gesund­heit) infor­mie­ren, das unse­re Stif­tung mit Eurer Hil­fe finan­ziert und fach­lich berät.

Die Situa­ti­on der Men­schen mit einer chro­ni­schen psy­chi­schen Erkran­kung oder Epi­lep­sie ist in West­afri­ka wei­ter­hin alar­mie­rend. Bis­lang wer­den die meis­ten Erkrank­ten in soge­nann­ten Gebets­camps auf­ge­nom­men, in denen sie kei­ner­lei medi­zi­ni­sche Ver­sor­gung erhal­ten. Sie wer­den dort mit Gebe­ten und tra­di­tio­nel­len Metho­den wie z. B. zwangs­wei­se Fas­ten, Waschun­gen oder Mix­tu­ren, die sie zum Erbre­chen brin­gen, behan­delt. Etli­che Betrof­fe­ne, ob jün­ger oder älter, Frau oder Mann, wer­den ange­ket­tet, eini­ge über Jah­re bei aus­blei­ben­dem Erfolg der tra­di­tio­nel­len Heilungsversuche.

Das Pilot­pro­jekt SAMENTACOM für gemein­de­ba­sier­te ambu­lan­te psych­ia­tri­sche Behandlung

Das Modell­pro­jekt SAMENTACOM wird von Prof. Médard Asse­man Koua, einem ivo­ri­schen Psych­ia­trie­pro­fes­sor von der Uni­ver­si­tät in Bouaké, gelei­tet. Es setzt sich zum Ziel, in den Ein­zugs­ge­bie­ten von mehr als zehn Gesund­heits­zen­tren des Lan­des modell­haft eine gemein­de­na­he psych­ia­tri­sche Ver­sor­gung auf­zu­bau­en. In den Gesund­heits­zen­tren wer­den die wich­tigs­ten orga­ni­schen Erkran­kun­gen behan­delt. Aber es gibt dort kei­ne Behand­lung psy­chi­scher Erkran­kun­gen. Im Rah­men des Pro­jekts wur­den Kran­ken­pfle­ger und –pfle­ge­rin­nen sowie Gesund­heits­hel­fer und ‑hel­fe­rin­nen (Agents de San­té) vom SAMEN­TA­COM-Team aus­ge­bil­det. Die kom­pri­mier­te Grund­aus­bil­dung in Dia­gnos­tik und The­ra­pie umfasst die häu­figs­ten psych­ia­trisch-neu­ro­lo­gi­schen Krank­heits­bil­der. Die Aus­bil­dung ist so kon­zi­piert, dass mit mög­lichst gerin­gem Auf­wand maxi­mal vie­le Men­schen behan­delt wer­den kön­nen – ein wich­ti­ges Prin­zip in Län­dern des Glo­ba­len Südens. Nach der Grund­aus­bil­dung bie­ten die geschul­ten Pfle­ge­kräf­te im Gesund­heits­zen­trum Sprech­stun­den für Men­schen mit psy­chi­schen Erkran­kun­gen und Epi­lep­sie an.

Ohne Außen­ein­sät­ze auf dem Land wer­den die erkrank­ten Men­schen nicht gefunden

Wesent­lich für das Gelin­gen des Pro­jekts ist das akti­ve Auf­su­chen der Pati­en­ten im Umland. So fah­ren die Gesund­heits­hel­fer und –hel­fe­rin­nen z.B. auf Motor­rä­dern in die Dör­fer und Gebets­camps, um psy­chisch kran­ke oder an Epi­lep­sie erkrank­te Men­schen zu fin­den. Oft erst durch die­sen akti­ven Ein­satz kön­nen die Betrof­fe­nen einer psych­ia­trisch-neu­ro­lo­gi­schen Behand­lung zuge­führt wer­den. Die Sprech­stun­den schlie­ßen in der Regel die Ange­hö­ri­gen mit ein.

Wie­der­se­hen nach zwei Jah­ren — das Netz­werk für sozi­al­psych­ia­tri­sche Arbeit wächst

Wegen der Covid-Pan­de­mie konn­ten wir zwei Jah­re nicht vor Ort sein. Umso erfreu­li­cher war es für uns zu sehen, dass sich SAMENTACOM in der Zwi­schen­zeit wei­ter­ent­wi­ckelt hat. Die Über­zeu­gung, dass psy­chisch kran­ke Men­schen und Men­schen mit Epi­lep­sie Hil­fe bekom­men müs­sen, hat sich inzwi­schen auch bei den offi­zi­el­len Stel­len durch­ge­setzt, die wir besucht haben. Davon konn­ten wir uns im Gespräch mit der Gesund­heits­di­rek­to­rin des Krei­ses Bouaké, in dem das Pro­jekt begann, über­zeu­gen. Sie war sehr zuge­wandt und sag­te uns, dass sie erst durch die Infor­ma­tio­nen von SAMENTACOM und von des­sen Initia­tor Prof. Koua von den Miss­stän­den und Men­schen­rechts­ver­let­zun­gen erfah­ren habe, denen die Kran­ken aus­ge­setzt sind. Das habe sie sehr erschüt­tert. Anwe­send war bei die­sem Gespräch auch der ört­li­che Ver­tre­ter der WHO.

Span­nungs­feld bei begrenz­ten Res­sour­cen:  Zwi­schen Öffent­lich­keits­ar­beit und Netz­wer­ken und Behand­lungs­qua­li­tät vor Ort

Die psych­ia­trisch aus­ge­bil­de­ten Pfle­ge­kräf­te der Gesund­heits­zen­tren wer­den vom SAMEN­TA­COM-Team aktu­ell vier bis sechs­mal im Jahr vor Ort bera­ten und in gemein­sa­men Sprech­stun­den super­vi­diert und fort­ge­bil­det. Hin­zu kom­men häu­fi­ge Tele­fo­na­te mit Pro­fes­sor Koua und sei­nem Team. Dem regel­mä­ßi­gen Aus­tausch zwi­schen den Pfle­ge­kräf­ten und den Psych­ia­te­rin­nen und Psych­ia­tern des SAMEN­TA­COM-Teams kommt gro­ße prak­ti­sche Bedeu­tung zu. Er ist auf Grund des Man­gels an Super­vi­so­ren, der Infra­struk­tur und der Kos­ten gleich­zei­tig der schwie­rigs­te Teil des Pro­jekts. Wir set­zen uns sehr für einen Aus­bau die­ser Tätig­keit ein.

Neben die­ser sozi­al­psych­ia­tri­schen Arbeit ver­net­zen sich Pro­fes­sor Koua und sei­ne Kol­le­gen und Kol­le­gin­nen seit Jah­ren in Bouaké und der gan­zen Elfen­bein­küs­te mit Ärz­tin­nen und Ärz­ten, Ver­tre­tern des staat­li­chen Gesund­heits- und Sozi­al­we­sens, Men­schen­rechts- und Kir­chen­grup­pen und ande­ren NGOs, die für ver­wand­te Zie­le arbeiten.

Fach­tag der Gesund­heits­zen­tren, die von SAMENTACOM betreut wer­den: Syn­er­gien, Schwach­stel­len und Erfol­ge im Aus­tausch untereinander

Wäh­rend unse­res Besu­ches hat­ten unse­re Part­ner mit Unter­stüt­zung des Gesund­heits­mi­nis­te­ri­ums eine Tagung in Bouaké organisiert.

Es wur­de über die prak­ti­sche Arbeit in den von SAMENTACOM betreu­ten Gesund­heits­zen­tren berich­tet und über Her­aus­for­de­run­gen und Per­spek­ti­ven dis­ku­tiert. Anwe­send waren auch Ver­tre­ter und Ver­tre­te­rin­nen der Regio­nal­ver­wal­tung, der Gesund­heits­be­hör­de sowie der ärzt­li­che Ver­tre­ter der WHO. Auch zwei Exper­tin­nen von ivo­ri­schen NGOs infor­mier­ten über ihre men­schen­recht­li­che Arbeit und Erfahrung. 

An die­ser Tagung nahm auch der Reprä­sen­tant von Ärz­te ohne Gren­zen (Méde­cins Sans Fron­tiè­res) in Bouaké teil. Er war durch SAMENTACOM auf die gemein­de­psych­ia­tri­sche Arbeit auf­merk­sam gewor­den und hat­te die­ses über­zeu­gend gefun­den. Ärz­te ohne Gren­zen stellt nun als zwei­te Orga­ni­sa­ti­on neben MCF-Deutsch­land finan­zi­el­le und per­so­nel­le Hil­fen zur Ver­fü­gung. Sie­ben zusätz­li­che Gesund­heits­zen­tren behan­deln nun Men­schen mit psy­chi­schen oder epi­lep­ti­schen Erkran­kun­gen, wur­den von Pro­fes­sor Kouas SAMEN­TA­COM-Team aus­ge­bil­det und fach­lich betreut, wäh­rend Ärz­te ohne Gren­zen die Finan­zie­rung übernimmt.

Auch zwei Jour­na­lis­ten eines neu gegrün­de­ten, auf Gesund­heits­the­men spe­zia­li­sier­ten Inter­net-Sen­ders nah­men an der Tagung teil, mach­ten Inter­views und sam­mel­ten State­ments, um die­se zu verbreiten.

Netz­werk­ar­beit für das Recht auf Medi­ka­men­te und Versorgung

Wir konn­ten uns davon über­zeu­gen, wie sehr sich unse­re Part­ner­or­ga­ni­sa­ti­on dabei enga­giert, die Not der Men­schen mit psy­chi­schen Erkran­kun­gen in der Öffent­lich­keit sicht­bar zu machen und dabei auch den Staat in die Pflicht zu nehmen.

Ein ers­ter gefor­der­ter Schritt ist die kos­ten­lo­se Abga­be der nöti­gen Medi­ka­men­te für psy­chisch kran­ke Men­schen, ana­log der bestehen­den kos­ten­lo­sen Abga­be von AIDS-Medi­ka­men­ten. Denn die Armut der Men­schen führt immer wie­der zu Behandlungsabbrüchen. 

Erfreu­lich ist es und zugleich ein gro­ßer Fort­schritt, dass unse­re Part­ner es inzwi­schen geschafft haben, mit Hil­fe der deut­schen Hilfs­or­ga­ni­sa­ti­on MEDEOR und der staat­li­chen Stel­le für den Ein­kauf und die Ver­tei­lung von Medi­ka­men­ten (NPSP) aus­rei­chend Medi­ka­men­te ein­kau­fen zu kön­nen. So kommt es nicht mehr zu Unter­bre­chun­gen bei der Ver­sor­gung mit Medi­ka­men­ten, wie es frü­her immer wie­der der Fall gewe­sen ist.

Unter­wegs: Das Gesund­heits­zen­trum Brobo

In einem Distrikt in der Nähe von Bouaké, der die Stadt Bro­bo und 64 Dör­fer umfasst, arbei­ten im Gesund­heits­zen­trum ein für die psych­ia­tri­schen Sprech­stun­den zustän­di­ger Pfle­ger und zwei Gesund­heits­hel­fer (Agents de San­té). Sie ver­sor­gen in ihrem Ein­zugs­ge­biet die Men­schen mit psy­chi­scher Erkran­kung oder Epi­lep­sie. Wir fuh­ren mit auf die Dör­fer, besuch­ten Pati­en­tin­nen und Pati­en­ten mit psy­cho­ti­schen oder ande­ren Erkran­kun­gen, die unter regel­mä­ßi­ger Medi­ka­ti­on wie­der im Kreis ihrer Fami­lie oder Bekann­ten leben. Durch eige­ne Arbeit kön­nen sie nun für sich sor­gen oder das Fami­li­en­ein­kom­men unterstützen.

Wir sahen aber auch eini­ge kran­ke Men­schen, die auf­grund finan­zi­el­ler Schwie­rig­kei­ten nicht wei­ter­be­han­delt wur­den und nun ein sehr iso­lier­tes, ärm­li­ches Leben in einer Hüt­te des Dor­fes führ­ten. Hat­ten ihre Ange­hö­ri­gen aus nicht ein­deu­ti­gen Grün­den nicht mehr für die Medi­ka­men­te gezahlt, wur­de die Been­di­gung der Medi­ka­men­ten­ab­ga­be von man­chen Mit­ar­bei­tern der Gesund­heits­zen­tren als gerecht und logi­sche Fol­ge emp­fun­den. Hier sind Pro­fes­sor Koua und wir uns aber einig, dass das nicht im Sin­ne des Pro­jekts ist. Wir stel­len in sol­chen Fäl­len die Medi­ka­men­te auch kos­ten­los zur Ver­fü­gung. Sie sind eigent­lich preis­wert und auch für ärme­re Fami­li­en bezahl­bar. Es ist sehr schwer, zu beur­tei­len, wann eine Zah­lung wirk­lich nicht mehr mög­lich ist und wann es eine Fra­ge der Moti­va­ti­on ist, vor allem bei lang­fris­ti­gen Behandlungen.

Bei unse­rem Besuch erzähl­ten man­che Ange­hö­ri­gen, dass in die­ser Gegend die Ern­ten wegen Regen­man­gel durch den Kli­ma­wan­del immer schlech­ter wur­den – sicher ein Pro­blem, das auch künf­tig eine Rol­le spie­len wird.

Wir begeg­ne­ten auch Ange­hö­ri­gen, deren Mit­ge­fühl und Für­sor­ge für ihre kran­ken Ver­wand­ten sehr begrenzt war. Man habe selbst oft nicht genug zum Essen, sag­ten sie uns. Wenn etwas übrig sei, gebe man es den Kran­ken, sonst nicht.

In einem der Dör­fer zeig­ten uns die Gesund­heits­hel­fer in einer Hüt­te ein aus­ge­mer­gel­tes 14-jäh­ri­ges Mäd­chen, kaum ansprech­bar, das aus­sah wie eine Sechs­jäh­ri­ge. Der Vater sei Alko­ho­li­ker und küm­me­re sich nicht, die Mut­ter sei geflüch­tet. Das Kind wies auf­grund einer Epi­lep­sie gra­vie­rends­te Ent­wick­lungs­rück­stän­de auf. Hier konn­te SAMENTACOM hel­fen, das Kind einer Behand­lung und einer vor­läu­fi­gen Pfle­ge­fa­mi­lie zuzuführen.

An die­sem Tag wur­den wir beglei­tet von der tat­kräf­ti­gen Sozi­al­ar­bei­te­rin des Gesund­heits­zen­trums Bro­bo, die zustän­dig für die­sen weit­läu­fi­gen länd­li­chen Distrikt ist. Sie klag­te, dass sie die Armut und die Not der Men­schen sehe, sie auch auf­su­che, aber dass sie über kei­ner­lei staat­li­ches Bud­get ver­fü­ge. Sie kön­ne nur mit den Men­schen reden, reden, reden und ver­su­chen, Kon­flik­te zu bespre­chen, Ange­hö­ri­ge zu moti­vie­ren, sich zu küm­mern. Aber damit sei­en ihre Mög­lich­kei­ten auch erschöpft – das mache ihre Arbeit so schwer.

Wir nah­men in zwei Dör­fern, in denen Men­schen mit psy­chi­scher oder epi­lep­ti­scher Erkran­kung leb­ten, an Dorf­ver­samm­lun­gen teil. Die Gesund­heits­hel­fer klär­ten die Ver­sam­mel­ten über die psy­chi­schen Erkran­kun­gen auf, es konn­ten Fra­gen gestellt oder über Beob­ach­tun­gen berich­tet wer­den. Zwar herrscht immer noch die tra­di­tio­nel­le Vor­stel­lung vor, dass ein psy­chisch kran­ker Mensch von einem bösen Geist beses­sen ist. Aber es wächst doch auch das Inter­es­se an den Hilfs­mög­lich­kei­ten der moder­nen Medi­zin, ins­be­son­de­re wenn Men­schen die Erfah­rung machen, dass sie hilf­reich ist.

Besuch im Gebets­camp Bethel

ir besuch­ten ein Gebets­camp im Ein­zugs­ge­biet des Gesund­heits­zen­trums Bro­bo, das neben ande­ren Kran­ken auch 11 Frau­en und Män­ner mit psy­chi­scher Krank­heit oder Epi­lep­sie beher­berg­te. Der evan­ge­li­ka­le Lei­ter, der sich als Pro­phet Jere­miah vor­stell­te, emp­fing uns in der über­dach­ten Gebets­hal­le. Wir durf­ten uns als Grup­pe in sei­ner Beglei­tung im Camp umse­hen. Die Pati­en­ten und Pati­en­tin­nen schlie­fen auf dem Fuß­bo­den in klei­nen, nicht aus­ge­stat­te­ten Hütten.

Wir sahen fünf ange­ket­te­te Men­schen: ein wütend ges­ti­ku­lie­ren­der, schrei­en­der Mann, dem sich nie­mand näher­te; ein apa­thisch wir­ken­der jun­ger Mann mit Ver­dacht auf Epi­lep­sie; eine jun­ge Frau; ein mit sich spre­chen­der, manie­riert ges­ti­ku­lie­ren­der jun­ger Mann und ein Sieb­zehn­jäh­ri­ger, der in schlech­tem All­ge­mein­zu­stand in der Hüt­te lag. Er hat­te sei­ne Vor­be­rei­tung für die Abschluss­prü­fung der Schu­le wegen der Erkran­kung unter­bro­chen. Sei­ne Eltern hat­ten ihn aus Not in das Gebets­camp gebracht, so wie die meis­ten Kran­ken von ihren eige­nen Fami­li­en in der Hoff­nung auf Hei­lung dort­hin gebracht wer­den. Pro­fes­sor Koua bat Jere­miah, die Ange­ket­te­ten kos­ten­los in sei­ner nahe­ge­le­ge­nen Ambu­lanz unter­su­chen zu dür­fen. Die­ser ant­wor­te­te, er sei prin­zi­pi­ell zur Koope­ra­ti­on bereit, müs­se jedoch zuvor die Ange­hö­ri­gen fra­gen. Auch war der Lei­ter durch ande­re Anwe­sen­de infor­miert, dass das Gefan­gen­hal­ten im Gebets­camp nicht geset­zes­kon­form ist und ihm Pro­ble­me berei­ten kön­ne. Am nächs­ten Tag wur­de uns auf Anfra­ge mit­ge­teilt, dass die Ange­hö­ri­gen ihre Zustim­mung ver­wei­gert hät­ten. Die Mit­ar­bei­ter von SAMENTACOM wer­den sich mit die­ser Ant­wort nicht zufrie­den­ge­ben und wei­ter ver­su­chen, den Lei­ter des Camps zu einer wirk­li­chen Koope­ra­ti­on zu bewe­gen. Das könn­te ein lan­ger Weg sein.

Der Lei­ter des Gebets­camps erzähl­te uns, es gebe Men­schen, die sei­en psy­chisch krank, ande­re sei­en von bösen Geis­tern beses­sen. Auf die Fra­ge, wie er das unter­schei­den kön­ne, berief Jere­miah sich auf sei­ne von Gott geschenk­te Gabe. Er wis­se den Unter­schied ein­fach. In uns sträub­te sich etwas ange­sichts die­ser Selbst­ge­wiss­heit. Aber Prof. Koua blieb gedul­dig und erklär­te ihm, dass sei­ne eige­nen Augen und die Augen des Pro­phe­ten die Din­ge unter­schied­lich sehen.

Es gibt in der Elfen­bein­küs­te vie­le Gebets­camps. Sie sind nir­gends regis­triert und brau­chen kei­ne for­ma­le Erlaub­nis, um Men­schen zu behan­deln. Im Prin­zip kann jeder ein Gebets­camp grün­den. Für die Ange­hö­ri­gen, die sich durch die Krank­heit ihrer Fami­li­en­mit­glie­der über­for­dert füh­len, ist ein Gebets­camp der nahe lie­gen­de Ausweg.

Will man sich einen Über­blick dar­über ver­schaf­fen, wo und wie in der Elfen­bein­küs­te psy­chisch kran­ke Men­schen leben, müs­sen die Gebets­camps erfasst wer­den. In einer von unse­rer Stif­tung finan­zier­ten Unter­su­chung wur­den 2021 im gan­zen Land 550 Gebets­camps gefun­den, in denen sich psy­chisch kran­ke Men­schen auf­hal­ten. Die Gebets­camps wer­den viel­fach von christ­lich-evan­ge­li­ka­len, aber auch mus­li­mi­schen oder natur­re­li­giö­sen Hei­lern gelei­tet. Wir gehen davon aus, dass es in der Elfen­bein­küs­te noch viel mehr als die genann­ten Gebets­camps gibt als jene, die in der Unter­su­chung gefun­den wurden.

Besuch der Psych­ia­tri­schen Uni­ver­si­täts­kli­nik Bouaké

Wir besuch­ten auch die psych­ia­tri­sche Abtei­lung der Uni­ver­si­täts­kli­nik in Bouaké. Die Kli­nik dient für das Pro­jekt SAMENTACOM als Ergän­zung der ambu­lan­ten Ver­sor­gung in sel­te­nen Fäl­len. Die Aus­stat­tung ist extrem ein­fach, dabei sau­ber. Hier wer­den maxi­mal 20 Pati­en­tin­nen und Pati­en­ten behan­delt, bei denen eine ambu­lan­te Behand­lung nicht aus­reicht. Die Behand­lungs­zei­ten sind mög­lichst kurz und soll­ten laut Prof. Koua acht Tage nicht überschreiten.

Wäh­rend der Behand­lung wird auf aus­rei­chen­de Ernäh­rung und Hygie­ne geach­tet. Eine freund­li­che Köchin kocht für die Pati­en­ten, damit sie auch kör­per­lich in einer guten Ver­fas­sung sind. 

Die sani­tä­ren Ein­rich­tun­gen, maro­den Elek­tro­lei­tun­gen und Außen­wän­de wur­den reno­viert. Unse­re Stif­tung hat­te die Reno­vie­rung über eine Son­der­spen­de finanziert.

Lie­be Freun­din­nen und Freun­de unse­res Pro­jekts! Eini­ge von euch hat­ten für die Reno­vie­rung der damals her­un­ter­ge­kom­me­nen psych­ia­tri­schen Kli­nik gespendet.

Wir dan­ken allen Spen­de­rin­nen und Spen­dern noch­mals sehr herz­lich für die­se Hilfe!

Res­u­mée

Wir sind mit vie­len und rei­chen Ein­drü­cken von unse­rer Rei­se zurück­ge­kom­men. Will man ein Resü­mee zie­hen, dann sind es vor allem die­se Her­aus­for­de­run­gen, die wir für die Zukunft sehen:

Allen Freun­din­nen und Freun­den unse­res Pro­jekts noch ein­mal einen herz­li­chen Dank für euer Inter­es­se, eure Spen­den und Unter­stüt­zung auf dem Weg!

Dr. Gesi­ne Heet­der­ks und Dr. Farie­deh Huppertz

Neu ver­öf­fent­lich­te Stu­die in Zusam­men­ar­beit mit MCF unter­sucht die Situa­ti­on von Men­schen mit psy­chi­schen Erkran­kun­gen in der Elfenbeinküste

Die Unter­su­chung zeigt auf, wo psy­chisch Erkrank­te in der Elfen­bein­küs­te zu fin­den sind und bie­tet eine wich­ti­ge Grund­la­ge für die Erar­bei­tung einer umfas­sen­den Gesund­heits­ver­sor­gung und für ein stär­ke­res Enga­ge­ment für die Rech­te der Betroffenen

Link zur Studie


Die am 24. Novem­ber 2021 ver­öf­fent­lich­te wis­sen­schaft­li­che Stu­die mit dem Titel “Sur­vey of non-con­ven­tio­nal men­tal health care faci­li­ties in Côte d’Ivoire: first sta­ge” zeigt auf, wo sich Patient:innen mit psy­chi­schen und epi­lep­ti­schen Erkran­kun­gen sowie psy­cho­so­zia­len Behin­de­run­gen in der Elfen­bein­küs­te (und ver­mut­lich auch in ande­ren Kän­dern West­afri­kas) tat­säch­lich befinden. 

Die Unter­su­chung ist damit eine wich­ti­ge Grund­la­ge für die Ent­wick­lung einer rea­lis­ti­schen und finan­zier­ba­ren psych­ia­tri­schen Versorgung. 

Der Arti­kel lie­fert eine Typo­lo­gie von vier Arten nicht-kon­ven­tio­nel­ler psych­ia­tri­scher Ver­sor­gungs­ein­rich­tun­gen in Côte d’I­voi­re, dar­un­ter christ­li­che ‘Pray­er Camps’, tra­di­tio­nel­le Heil­zen­tren, Phy­to­the­ra­pie­zen­tren und Roqya-Zen­tren. Unter­sucht wur­den ihre admi­nis­tra­ti­ve Ver­an­ke­rung, die Qua­li­fi­ka­ti­on der Ein­rich­tungs­lei­ter sowie ihre grund­sätz­li­che Bereit­schaft zur Zusam­men­ar­beit mit kon­ven­tio­nel­len psy­cho­so­zia­len Ver­sor­gungs­zen­tren. Die 541 Zen­tren, die in die Unter­su­chung ein­be­zo­gen wur­den, sind weder staat­lich regis­triert oder zuge­las­sen noch wer­den sie in irgend­ei­ner Wei­se kon­trol­liert, aber eine beträcht­li­che Anzahl der nicht-kon­ven­tio­nel­len Ein­rich­tun­gen äußer­te den Wunsch oder die Bereit­schaft zur Zusam­men­ar­beit mit psych­ia­tri­schen Einrichtungen.

In einer zwei­ten Pha­se will MCF mit den Kolleg:innen in der Elfen­bein­kü­te genau­er unter­su­chen, was in die­sen Camps geschieht und eine Koope­ra­ti­on mit eini­gen die­ser nicht-kon­ven­tio­nel­len Zen­tren star­ten und evaluieren. 

Die Unter­su­chun­gen wer­den über eine Son­der­spen­de finan­ziert. MCF wird einen Antrag bei einer Unter­or­ga­ni­sa­ti­on der GIZ (Gesell­schaft für Inter­na­tio­na­le Zusam­men­ar­beit) stel­len, bei der MCF inzwi­schen akkre­di­tiert ist.


Link zum Artikel:

https://ijmhs.biomedcentral.com/articles/10.1186/s13033-021–00506‑7


Koua, A.M., Djo Bi Djo, F., Koua­dio, R.N. et al. Sur­vey of non-con­ven­tio­nal men­tal health care faci­li­ties in Côte d’Ivoire: first sta­ge. Int J Ment Health Syst 15, 83 (2021). https://doi.org/10.1186/s13033-021–00506‑7

News: Fort­schrit­te in der digi­ta­len Ver­net­zung der Ehren­amt­li­chen des Yen­faa­bi­ma Projekts

Ehren­amt­li­che Mitarbeiter:innen erhal­ten Smart­pho­nes, um bes­se­re Kom­mu­ni­ka­ti­on und Zusam­men­ar­beit zu ermöglichen


Am 24. Okto­ber 2021 schrieb Timo­thée Tinda­no, psych­ia­tri­scher Kran­ken­pfle­ger und Voll­zeit-Mit­ar­bei­ter bei Yen­faa­bi­ma in Pié­la, Bur­ki­na Faso:

„Hier­mit tei­le ich euch mit, dass wir die Han­dys, die Power­banks und den Lap­top gekauft haben. Die Ehren­amt­li­chen, für die die Gerä­te bestimmt sind, hat­ten zuvor nie ein Smart­pho­ne benutzt. Des­halb haben wir mit der Über­ga­be an die Ehren­amt­li­chen eine klei­ne Ein­füh­rung zu deren Benut­zung ver­bun­den. Wir haben den Zweck erklärt und kla­re Anwei­sun­gen zum Gebrauch gege­ben. Eine eige­ne Nach­rich­ten-Grup­pe wur­de ein­ge­rich­tet, um Infor­ma­tio­nen über Haus­be­su­che auszutauschen.“

Ein wich­ti­ger Sinn der Ver­net­zung durch Smart­pho­nes liegt dar­in, dass sich die Ehren­amt­li­chen zum Teil in für sie nicht ganz siche­ren Gebie­ten bewe­gen. Die Han­dys ermög­li­chen ihnen eine bes­se­re Ver­net­zung mit Timo­thee Tinda­no, der sie in schwie­ri­gen Situa­tio­nen bera­ten kann.

Arti­kel: Sozia­le Psych­ia­trie in West­afri­ka. Die Arbeit einer deutsch-ivo­ri­schen Stiftung

Ver­öf­fent­li­chung in der Zeit­schrift Dr. med Mabu­se (01/2020) von Micha­el Hup­pertz (hier klicken)

Die 2018 in Darm­stadt gegrün­de­te Mind­ful Chan­ge Foun­da­ti­on unter­stützt sozi­al­psych­ia­tri­sche Pro­jek­te in der Elfen­bein­küs­te und in Bur­ki­na Faso. Sie bie­tet fach­li­che und finan­zi­el­le Hil­fe. Unser Autor berich­tet, wie Pati­en­tIn­nen und ihre Ange­hö­ri­gen in ihrer Lebens­welt unter­stützt wer­den kön­nen. In Län­dern, in denen es kaum eine psych­ia­tri­sche Ver­sor­gung gibt, sol­len modell­haf­te, bezahl­ba­re und pati­en­ten­ori­en­tier­te Ver­sor­gungs­mög­lich­kei­ten ent­wi­ckelt wer­den, die dem inter­na­tio­na­len Stand der Ver­sor­gungs­for­schung und den Bedin­gun­gen vor Ort gerecht wer­den. (mehr)

Arti­kel: Geht es psy­chisch kran­ken Men­schen in armen Län­dern besser?

Ver­öf­fent­lichung in der Zeit­schrift “Sozia­le Psych­ia­trie” (03/2020) von Micha­el Hup­pertz (hier klicken)

In dem Bei­trag hin­ter­fragt der Autor den Mythos des güns­ti­ge­ren Ver­laufs schwe­rer psy­chi­scher Erkran­kun­gen in den Ent­wick­lungs­län­dern, der ver­bun­den ist mit der Kri­tik an der Glo­bal-Men­tal-Health-Bewe­gung. Er ver­weist auf das Schick­sal der welt­weit Mil­lio­nen Men­schen, die kei­nen Zugang zu einer psych­ia­tri­schen Behand­lung haben. Micha­el Hup­pertz schlägt vor, statt von einer ver­meint­lich destruk­ti­ven »west­li­chen Psych­ia­trie« zu spre­chen und den tra­di­tio­nel­len Umgang mit psy­chisch kran­ken Men­schen zu roman­ti­sie­ren, eine wis­sen­schaft­li­che Psych­ia­trie zu unter­stüt­zen, die sich als Heil­kunst ver­steht, einem umfas­sen­den Begriff von »Wis­sen­schaft« folgt und die his­to­ri­schen und kul­tu­rel­len Erfah­run­gen einbezieht.

Bericht über unse­re Rei­se in die Elfen­bein­küs­te im April 2019 und den Stand des Pro­jekts SAMENTACOM

von Gesi­ne Heet­der­ks und Micha­el Hup­pertz
Mind­ful Chan­ge Foundation


Wir haben vom 1. bis 11. April 2019 eine Rei­se in die Elfen­bein­küs­te unter­nom­men, um uns einen Ein­blick zu ver­schaf­fen, wie das von unse­rer Stif­tung geför­der­te Pro­jekt SAMENTACOM (San­té Men­ta­le Com­mu­ni­taire) in Bouaké, das eine sozi­al­psych­ia­trisch ori­en­tier­te Ver­sor­gung der Men­schen mit psy­chi­schen Erkran­kun­gen und Epi­lep­sie imple­men­tie­ren will, vor­an­ge­kom­men ist und wie es wei­ter­ent­wi­ckelt wer­den kann. Das Pro­jekt wur­de –aus­ge­löst durch die ver­stö­ren­den Berich­te über psy­chisch kran­ke Men­schen, die unter ent­wür­di­gends­ten Bedin­gun­gen in den armen Län­dern Afri­kas und Asi­ens ihr Dasein ohne medi­zi­ni­sche Hil­fe fris­ten —  bei unse­rem Auf­ent­halt in der Elfen­bein­küs­te im Janu­ar 2018 in die Wege gelei­tet und hat seit­her die Arbeit aufgenommen.

Unser jet­zi­ger Besuch war vom Lei­ter des Pro­jekts, dem ivo­ri­schen Psych­ia­ter Prof. Koua von der Uni­ver­si­tät in Bouaké, und von sei­nem Mit­ar­bei­ter­stab sorg­fäl­tig vor­be­rei­tet und orga­ni­siert wor­den. Zu dem ver­ant­wort­li­chen Team gehö­ren neben Prof. Koua ein wei­te­rer Psych­ia­ter sowie zwei noch in der Aus­bil­dung befind­li­che Psych­ia­te­rin­nen, ein Sozio­lo­ge, ein Agent de San­té (Mit­ar­bei­ter in einem der Gesund­heits­zen­tren), ein Phar­ma­ko­lo­ge, ein Jurist, zwei Geo­gra­phen und eine Assis­ten­tin. Wir wur­den in die Arbeit an allen für das Pro­jekt rele­van­ten Bau­stel­len ein­be­zo­gen. Wir nah­men an etli­chen Dis­kus­sio­nen mit Mit­ar­bei­ten­den, aber auch mit Pati­en­ten und Ange­hö­ri­gen teil, und Anre­gun­gen unse­rer­seits im Blick auf die lau­fen­de Arbeit und die wei­te­re Ent­wick­lung des Pro­jekts wur­den ger­ne auf­ge­nom­men. Auch kri­ti­sche Fra­gen waren will­kom­men.

Die the­ma­ti­schen Schwer­punk­te unse­rer Rei­se waren:

1. Die Ent­wick­lung der psych­ia­tri­schen und neu­ro­lo­gi­schen Arbeit in den bestehen­den Gesund­heits­zen­tren;

2. Fort­bil­dun­gen zu psy­cho­so­zia­len Aspek­ten der Behand­lung und Wei­ter­ent­wick­lung der Super­vi­sio­nen;

3. die Zusam­men­ar­beit mit den Camps de Priè­re (CdP);

4. die Zusam­men­ar­beit mit der natio­na­len Phar­ma­zie­be­hör­de zur
Sicher­stel­lung der Ver­sor­gung mit Medikamenten.


1. Die Ent­wick­lung der psych­ia­tri­schen und neu­ro­lo­gi­schen Arbeit in den bestehen­den Gesundheitszentren

Es gibt in der Elfen­bein­küs­te eine flä­chen­de­cken­de Ver­sor­gung mit klei­nen, ein­fa­chen Gesund­heits­zen­tren, die für alle gesund­heit­li­chen Fra­gen zustän­dig sind, aber in der Regel kei­ne psych­ia­trisch oder epi­lep­tisch erkrank­ten Pati­en­ten behan­deln. Des­halb ist es das Ziel, die­se Gesund­heits­zen­tren zu befä­hi­gen, sich auch die­ser Pati­en­ten anneh­men zu kön­nen. SAMENTACOM hat daher ein Pilot­pro­jekt in 10 Gesund­heits­zen­tren zumeist in der länd­li­chen Umge­bung von Bouaké initi­iert. Dabei wur­de bis­lang unter­sucht, wel­che psych­ia­tri­schen Hil­fen es dort bereits gibt, es wur­den psych­ia­tri­sche Sprech­stun­den ein­ge­rich­tet und es wur­de mit deren regel­mä­ßi­ger Super­vi­si­on durch den Mit­ar­bei­ter­stab von Prof. Koua in Gestalt von gemein­sa­men Behand­lun­gen vor Ort begon­nen. Als ein Haupt­pro­blem des Pro­jekts hat es sich dabei erwie­sen, die Pati­en­ten über­haupt in den Dör­fern und Camps de Priè­re auf­zu­fin­den, sie also sicht­bar zu machen und ihnen eine Behand­lung zu ermög­li­chen. Dies muss künf­tig ver­stärkt zu den Auf­ga­ben der Agents de San­té gehö­ren, die im Rah­men des Pro­jekts aus­ge­bil­det werden.

Die medi­ka­men­tö­se Behand­lung von Psy­cho­sen und Epi­lep­sien stellt einen unver­zicht­ba­ren Fort­schritt dar. Es wur­de immer wie­der die Not­wen­dig­keit einer psy­cho­so­zia­len Zusatz­fort­bil­dung deut­lich für die­je­ni­gen, die mit psy­chisch Kran­ken arbei­ten, nicht nur, damit sie bes­ser auf deren see­li­sche Situa­ti­on und sozia­les Umfeld ein­ge­hen kön­nen, son­dern auch, um selbst mit Schwie­rig­kei­ten im Umgang mit psy­chisch Kran­ken bes­ser zurecht­kom­men zu kön­nen. Ein­drück­lich war für uns ein Tref­fen mit ca. 50 katho­li­schen Schwes­tern, von denen eini­ge einen Gesund­heits­pos­ten lei­ten und meh­re­re eine psych­ia­tri­sche Aus­bil­dung bei Prof. Koua gemacht haben. Sie wirk­ten intrinsisch hoch­mo­ti­viert, und gleich­zei­tig berich­te­ten sie im Gespräch von vie­len Situa­tio­nen mit psy­chisch Kran­ken, in denen sie sich hilf­los fühl­ten und teil­wei­se auch Angst hat­ten. Es wur­de der Wunsch nach monat­li­chen Super­vi­sio­nen geäu­ßert, und es wur­de deut­lich, dass sie viel Unter­stüt­zung brauchen.

2. Fort­bil­dun­gen zu psy­cho­so­zia­len Aspek­ten der Behand­lung und Wei­ter­ent­wick­lung der Supervisionen

Wir erleb­ten eine Super­vi­si­on in einem der zehn Gesund­heits­pos­ten des Pro­jekts. Einer der Pfle­ger dort hat an der psych­ia­tri­schen Grund­aus­bil­dung bei Prof. Koua teil­ge­nom­men. Die Sprech­stun­de wur­de von die­sem Pfle­ger zusam­men mit einem Psych­ia­ter des Teams durch­ge­führt. Das soll in Zukunft ein­mal im Monat in die­ser Wei­se statt­fin­den. In der Sprech­stun­de hat­ten die meis­ten Pati­en­ten eine Epi­lep­sie, man­che hat­ten Rück­fäl­le, weil sie die Medi­ka­men­te nicht wei­ter genom­men hat­ten, ande­re wur­den erst­ma­lig ein­ge­stellt. Eine Pati­en­tin war drei­mal ange­ket­tet gewe­sen, ein­ma­lig anti­psy­cho­tisch behan­delt und bei erneu­ten psy­cho­ti­schen Schü­ben in ein  Gebets­camp gebracht worden.

Auf­fäl­lig war, dass der Pfle­ger sich eher an die Ange­hö­ri­gen mit ihren Fra­gen wand­te, als an die Pati­en­ten selbst. Der Ton war kurz und bün­dig, es schwang wenig erkenn­ba­re Anteil­nah­me mit. Es gab häu­fi­ge Unter­bre­chun­gen durch Han­dy­an­ru­fe. Die Pati­en­ten ver­hiel­ten sich eher unter­wür­fig. Ande­re Mit­ar­bei­ter neh­men sich viel Zeit im Gespräch mit Pati­en­ten und Ange­hö­ri­gen, zei­gen auch viel Geduld, aber es geht natür­lich schnel­ler, wenn man mit den Ange­hö­ri­gen spricht. Dem Pati­en­ten gegen­über wer­den Ent­schei­dun­gen nicht begrün­det oder gar aus­ge­han­delt, so unser Eindruck.

Par­al­lel zur Sprech­stun­de führ­te Prof. Koua zusam­men mit einem Mit­ar­bei­ter eine ers­te Fort­bil­dung für die dor­ti­gen Agents de San­té über das Erken­nen und den Umgang mit psy­chisch und epi­lep­tisch kran­ken Men­schen durch. Ihre Auf­ga­be wird es sein, in die Dör­fer zu gehen und die Kran­ken zu ermu­ti­gen, in die Sprech­stun­de zu kom­men, mit den Fami­li­en zu spre­chen und wäh­rend der Behand­lung mit den Kran­ken Kon­takt zu hal­ten. Die­se Aus­bil­dung ist ein wich­ti­ger Teil unse­res Pro­jekts. Es waren 8 Agents de San­té anwe­send, dar­un­ter eine Frau. Die Agents waren sehr betei­ligt, schil­der­ten Pro­blem­fäl­le. Sehr klar war die Bot­schaft von Prof. Koua, dass sie in Zukunft die Auf­ga­be bekom­men sol­len, Ver­dachts­fäl­le an ihr Zen­trum zu mel­den, dass sie aber kei­ne Dia­gno­se stel­len müs­sen und natür­lich auch kei­ne Behand­lung durch­füh­ren sol­len. Viel­mehr geht es dar­um, dass sie den Kon­takt zwi­schen den Pati­en­ten und ihren Dör­fern und den Gesund­heits­zen­tren her­stel­len und sie beglei­ten. Sie ken­nen die Kran­ken in den Dör­fern und in den CdP.

Im Hin­blick auf die psy­cho­lo­gi­sche Schu­lung und Fort­bil­dung des SAMEN­TA­COM-Teams im Umgang mit psy­chisch kran­ken Men­schen ist es uns gelun­gen, einen kli­ni­schen Psy­cho­lo­gen aus Abidjan zur Mit­ar­beit zu gewin­nen. Die Idee ist, dass er zusam­men mit Prof. Koua eine Bro­schü­re erstellt, in der die wich­ti­gen Ele­men­te des psy­cho­lo­gi­schen Umgangs erläu­tert wer­den. Die­ses Team kann dann wie­der die Aus­bil­dung in den ein­zel­nen Gesund­heits­pos­ten übernehmen. 

3. Zusam­men­ar­beit mit den Camps de Priè­re (CdP)

Bei den CdP han­delt es sich um Dör­fer mit geist­li­chem Ange­bot, die in der Regel gegen Bezah­lung psy­chisch und epi­lep­tisch erkrank­te Men­schen auf­neh­men, zumeist über lan­ge Zeit, dies auch gegen den Wil­len der Betrof­fe­nen auf Wunsch von deren Ange­hö­ri­gen. Psy­chi­sche Erkran­kun­gen und Epi­lep­sie wer­den hier reli­gi­ös gedeu­tet als Beses­sen­heit durch böse Geis­ter, und so besteht die Behand­lung in Beten und teil­wei­se auch in Tor­tu­ren, denen die Kran­ken unter­wor­fen wer­den, um die bösen Geis­ter aus ihnen aus­zu­trei­ben. Damit die Pati­en­ten nicht weg­lau­fen oder Scha­den anrich­ten, wer­den sie oft unter frei­em Him­mel an Bäu­me ange­ket­tet, nicht sel­ten über Jah­re hin­weg. Der Weg der Pati­en­ten führt in der Regel über Hei­ler, die tra­di­tio­nel­le Medi­zin prak­ti­zie­ren, in die Gebets­camps, die mehr­heit­lich evan­ge­li­kal aus­ge­rich­tet sind, wobei tra­di­tio­nel­le reli­giö­se Ele­men­te eine mehr oder weni­ger gro­ße Rol­le spie­len. In Anbe­tracht der Hilf­lo­sig­keit vie­ler Ange­hö­ri­ger im Umgang mit psy­chi­schen Erkran­kun­gen erscheint ihnen die Unter­brin­gung der Kran­ken in Gebets­camps häu­fig als die ein­zig mög­li­che Lösung. Den Camps de Priè­re kommt daher eine zen­tra­le Bedeu­tung zu, und die Ent­wick­lung einer kon­struk­ti­ven Zusam­men­ar­beit mit ihnen ist – wenn sie gelingt – eine Chan­ce für den Auf­bau einer psych­ia­tri­schen Ver­sor­gung in Westafrika.

Bis­lang gibt es kei­ner­lei Über­blick dar­über, wie vie­le Camps de Priè­re es gibt und wo sie sich befin­den. Sie sind nir­gend­wo regis­triert, und jeder kann ein sol­ches Camp grün­den. Ziel muss daher eine natio­na­le Erhe­bung in die­ser Sache sein. Dazu wur­de von SAMENTACOM eine Pilot-Enquê­te in der Umge­bung von Bouaké durch­ge­führt und in einer sehr gelun­ge­nen Bro­schü­re dar­ge­stellt. Erfasst und kar­to­gra­phiert wur­den 71 CdP, von denen 40 besucht wur­den. Rech­net man dies für die Elfen­bein­küs­te hoch, so müss­te es um die 2000 CdP in die­sem Land geben.

Der Pilot-Erhe­bung zufol­ge sind die aller­meis­ten CdP zur Koope­ra­ti­on bereit. Wir haben meh­re­re CdP besucht, auch eines, in dem wir schon im ver­gan­ge­nen Jahr gewe­sen sind. Dort stell­te sich aller­dings nach einem sehr freund­li­chen Emp­fang her­aus, dass die reli­giö­sen Lei­ter  beschlos­sen hat­ten, nur noch mit den Pati­en­ten zu beten und kei­ne medi­ka­men­tö­se Behand­lung durch das SAMEN­TA­COM-Team mehr zuzu­las­sen. Im Gespräch mit den Dorf­äl­tes­ten ermahn­te Prof. Koua alle, die Behand­lung zuzu­las­sen, da sie andern­falls mit dem Gesetz in Kon­flikt kom­men wür­den. So sahen wir in dem Lager drei ange­ket­te­te Pati­en­ten -, einen davon hat­ten wir schon vor einem Jahr dort ange­ket­tet gese­hen -, die ohne psych­ia­tri­sche Hil­fe dort ihr Dasein fris­ten muss­ten. Über die Moti­ve der Lei­te­rin, die Zusam­men­ar­beit zu ver­wei­gern, kann man nur spe­ku­lie­ren. Auf alle Fäl­le hät­ten viel­leicht ein regel­mä­ßi­ge­rer Kon­takt und regel­mä­ßi­ge Gesprä­che einen sol­chen Bruch ver­hin­dern kön­nen – auch mit der kla­ren Bot­schaft, dass das Fest­hal­ten von Pati­en­ten mit der gleich­zei­ti­gen Wei­ge­rung, ihnen Hil­fe zukom­men zu las­sen, ein Geset­zes­ver­stoß und eine Men­schen­rechts­ver­let­zung ist, die nicht tole­riert wird. Aller­dings scheint die Rechts­la­ge und ins­be­son­de­re die men­schen­recht­li­che Dimen­si­on eines sol­chen Han­delns all­ge­mein ziem­lich unbe­kannt zu sein. Für künf­ti­ge der­ar­ti­ge Kon­flik­te mit CdPs ist es daher wich­tig, sich hin­sicht­lich der Rechts­grund­la­gen kun­dig zu machen und auch die zustän­di­gen poli­zei­li­chen Stel­len für die­se Pro­ble­ma­tik zu sensibilisieren. 

Deut­lich ist aber auch gewor­den, wie wich­tig es ist, die Pati­en­ten und ihre Ange­hö­ri­gen dar­in zu unter­stüt­zen, dass sie ihre Belan­ge und Inter­es­sen selbst zu arti­ku­lie­ren und zu ver­tre­ten ler­nen. In einem Dorf zeig­ten wir den beein­dru­cken­den Film: La Mala­die du démon von Judith Kug­ler. Eine Anre­gung von Prof. Koua bei die­sem Tref­fen, mit Pati­en­ten und ihren Ange­hö­ri­gen, eine Selbst­hil­fe­grup­pe zu grün­den und dazu auch die ört­li­chen Auto­ri­tä­ten und die Poli­zei ein­zu­la­den, stiess dort auf brei­te Reso­nanz. Die Grün­dungs­ver­samm­lung wur­de für Ende Mai in Aus­sicht gestellt. 

4. Zusam­men­ar­beit mit der natio­na­len Phar­ma­zie­be­hör­de zur Sicher­stel­lung der Ver­sor­gung mit Medikamenten

Gemein­sam mit Prof. Koua hat­ten wir ein Tref­fen mit Ver­tre­tern der Natio­na­len Phar­ma­zie­be­hör­de für den öffent­li­chen Sek­tor (NPSP). Ziel war es, eine Über­ein­kunft mit der NPSP zu errei­chen, die dazu führt, dass sie die Medi­ka­men­te für die Zen­tren, die an unse­rem Pro­jekt betei­ligt sind (und mög­li­cher­wei­se für wei­te­re in der Zukunft), bestel­len, bezah­len und an die Zen­tren kos­ten­güns­ti­ger als in den Phar­ma­zi­en abge­ben. Bis­lang hat­ten wir Medi­ka­men­te in Zusam­men­ar­beit mit Mede­or in die Elfen­bein­küs­te geschickt. Mede­or ist eine deut­sche NGO, die Medi­ka­men­te kos­ten­güns­tig in arme Län­der liefert. 

Die NPSP gibt die Medi­ka­men­te nicht umsonst ab, son­dern ver­kauft sie – aller­dings bil­li­ger als die Apo­the­ken – an die Kran­ken­häu­ser, Cen­tres de San­té etc. Letzt­lich wer­den sie dort wie­der von den Pati­en­ten und ihren Ange­hö­ri­gen bezahlt. Von einer für die Pati­en­ten kos­ten­lo­sen Lie­fe­rung kann also kei­ne Rede sein, außer bei Tuber­ku­lo­se, HIV-Infek­tio­nen und weni­gen ande­ren Erkran­kun­gen. In die­sen Fäl­len lie­fern inter­na­tio­na­le Fonds die Medi­ka­men­te, und die Aus­lie­fe­rung ist umsonst. Auch bei ande­ren Medi­ka­men­ten gibt es oft Spen­den­be­tei­li­gun­gen durch inter­na­tio­na­le NGOs.

Bei dem Tref­fen wird deut­lich, dass die NPSP sich nur enga­gie­ren will, wenn die Quan­ti­tät der benö­tig­ten Medi­ka­men­te so groß ist, dass sich für sie ein Enga­ge­ment lohnt. Dafür will sie eine Daten­er­he­bung der ver­brauch­ten und in Zukunft benö­tig­ten Medi­ka­men­te. Inzwi­schen ist die Ent­schei­dung gefal­len, dass die­se Daten­er­he­bung durch die NPSP dem­nächst in allen bekann­ten Zen­tren erfol­gen soll, die Pati­en­ten mit Epi­lep­sie und schwe­ren psy­chi­schen Erkran­kun­gen in rele­van­ter Anzahl behan­deln, und dass auf die­ser Basis dann in Zukunft die Medi­ka­men­te von der NPSP selbst beschafft wer­den sollen. 

Ergeb­nis­se und Aufgaben:

1. Die Bilanz für 2018/19 (bis 31.3.2019) haben wir gese­hen, sie ist in Ord­nung. Die Pla­nung für 2019/20 wird skiz­ziert, eine detail­lier­te Pla­nung folgt. 

2. Die Zah­lun­gen der Pati­en­ten für Medi­ka­men­te, die von uns bzw. Mede­or gelie­fert wer­den, sol­len regis­triert wer­den und an das Pro­jekt zurück­flie­ßen. Sie sol­len zur Finan­zie­rung evtl. not­wen­di­ger wei­te­rer Medi­ka­men­te und auch für die Arbeit der Zen­tren ein­ge­setzt wer­den, z. B. zur Finan­zie­rung von Motor­rä­dern oder Gehäl­tern der Agents.

3. Es wer­den 20 Agents de San­té spe­zi­ell für psy­chisch und epi­lep­tisch kran­ke Men­schen aus­ge­bil­det. Davon wer­den 10 in Zukunft von uns finan­ziert (für 5 Zen­tren jeweils 2). Wir sind auch bereit die Sach­kos­ten für die Agents zu über­neh­men. Haupt­pro­blem des Pro­jekts wird wei­ter­hin sein, die Pati­en­ten über­haupt in den Dör­fern und CdP zu fin­den und ihnen eine Behand­lung zu ermög­li­chen. Die­se Funk­ti­on kön­nen und müs­sen haupt­säch­lich die Agents erfül­len. 

4. Es wird eine monat­li­che Super­vi­si­on durch die Psych­ia­ter des Pro­jekts ange­strebt.  

5. Es wer­den vor­erst kei­ne wei­te­ren zen­tra­len Fort­bil­dun­gen durch­ge­führt, weil bereits genü­gend Kran­ken­schwes­tern und ‑pfle­ger für die­se Pha­se des Pro­jek­tes aus­ge­bil­det wur­den. Statt­des­sen soll es dezen­tra­le Fort­bil­dun­gen vor Ort in den Gesund­heits­zen­tren geben sowie Fort­bil­dun­gen für die Mit­ar­bei­ter der CdP. Die Idee ist, die CdP zumin­dest teil­wei­se wei­ter zu nut­zen, indem sie als wirk­li­che Heil­stät­ten mit Kon­trol­len und Auf­la­gen auf­ge­wer­tet wer­den. Es muss sich frei­lich erst noch zei­gen, wie vie­le CdP hier­zu bereit sind und die the­ra­peu­ti­schen Kon­zep­te ver­ste­hen. Wo mög­lich, könn­ten und soll­ten auch Fort­bil­dun­gen für die Poli­zei ange­bo­ten wer­den.

6. Zusätz­lich soll ein Gui­de für die psy­cho­lo­gi­sche Fort­bil­dung durch den hin­zu­ge­zo­ge­nen Psy­cho­lo­gen und Prof. Koua erstellt wer­den, der zuerst für die Equi­pe von SAMENTACOM und dann für die Mit­ar­bei­ter in den Gesund­heits­zen­tren ver­bind­lich  sein soll­te. 

7. Wir wer­den eine Natio­na­le Enquê­te zu den Camps de Priè­re unter­stüt­zen. Sie soll bis Ende des Jah­res durch­ge­führt wer­den. Inhalt­li­cher Trä­ger ist die Uni­ver­si­tät von Bouaké. Prof. Koua stellt den Antrag und macht die Kal­ku­la­ti­on. Wir küm­mern uns um die Finan­zie­rung, sei es durch uns und/oder durch koope­rie­ren­de Stif­tun­gen. 

8. Die Medi­ka­men­tö­se The­ra­pie wird in dif­fe­ren­zier­te­rer Form fort­ge­setzt. Neben­wir­kun­gen soll­ten mehr Beach­tung fin­den, und eben­so soll­te der Com­pli­an­ce, auch der Ange­hö­ri­gen und der CdP, mehr Auf­merk­sam­keit gewid­met wer­den. 

9. Die Daten zum Medi­ka­men­ten­be­darf in den Zen­tren wer­den von der NPSP erho­ben.
Es ist geplant, dass sie anschlie­ßend wie bei allen ande­ren Krank­hei­ten die Lie­fe­rung der Medi­ka­men­te für  psy­chisch und epi­lep­tisch Erkrank­ten über­nimmt.

10. Die Rechts­la­ge bezüg­lich Men­schen­rechts­ver­let­zun­gen muss kla­rer wer­den. Dies­be­züg­lich müs­sen wir uns über das natio­na­le Recht kun­di­ger machen.

11. Es wur­de uns emp­foh­len, eine Kon­ven­ti­on zwi­schen unse­rer Stif­tung und dem ivo­ri­schen Staat aus­zu­han­deln; unse­re Aner­ken­nung als NGO in der Elfen­bein­küs­te kann unse­re Arbeit in die­sem Land mit den Behör­den erleich­tern. Das ist in Vor­be­rei­tung.

12. Die Anzahl der Zen­tren im Pro­jekt soll noch nicht erhöht, son­dern viel­mehr die Qua­li­tät und Quan­ti­tät der Arbeit in den Zen­tren ver­bes­sert wer­den. Evtl. wer­den dann schritt­wei­se ein­zel­ne Zen­tren hin­zu­ge­nom­men, mög­lichst sol­che, die schon in der Arbeit ste­cken und evtl. auch reli­gi­ös ori­en­tiert sind, auch wenn wir uns dar­in einig sind, dass dies ein Modell für das gan­ze Land ist und frü­her oder spä­ter lan­des­weit aus­ge­dehnt wer­den soll­te und kann. 


April 2019

Bur­ki­na Faso: Ein psych­ia­tri­scher Kran­ken­pfle­ger hat sei­ne Arbeit in Pié­la aufgenommen

Mit Unter­stüt­zung unse­rer Mind­ful Chan­ge Foun­da­ti­on konn­te der Ver­ein Yen­faa­bi­ma in Piéla/Burkina Faso ab dem 1. März 2019 eine psych­ia­tri­sche Fach­kraft fest anstel­len. Timo­thée Tinda­no, der zusam­men mit dem Pfar­rer Tank­pa­ri Guitan­ga auf des­sen Initia­ti­ve hin eine ambu­lan­te psych­ia­tri­sche Sprech­stun­de in einer länd­li­chen Regi­on im Nord­os­ten von Bur­ki­na Faso auf­ge­baut hat, wird die­se Arbeit über­neh­men. Sein  Auf­trag und sein Wunsch sind die Ent­wick­lung einer gemein­de­na­hen psych­ia­tri­schen Ver­sor­gung, die vor­han­de­ne Gesund­heits­ein­rich­tun­gen ein­be­zieht. Auf die­se Wei­se wird vie­len erkrank­ten Men­schen eine bezahl­ba­re fach­li­che Hil­fe zuteil. Die Mind­ful Chan­ge Foun­da­ti­on wird die Ent­wick­lung die­ser Arbeit fach­lich beglei­ten und ausbauen.

Amnes­ty Inter­na­tio­nal Fachtagung

Men­schen­rechts­ver­let­zun­gen an Men­schen mit psy­chi­schen Erkran­kun­gen, Epi­lep­sie und geis­ti­ger Behin­de­rung: Akti­ons­netz Heil­be­ru­fe von Amnes­ty Inter­na­tio­nal ver­an­stal­te­te inter­na­tio­na­le Fach­ta­gung in Kassel

Am 16.02.2019 fand im Gieß­haus der Uni­ver­si­tät Kas­sel eine Fach­ta­gung zum The­ma Men­schen­rechts­ver­let­zun­gen an Men­schen mit psy­chi­schen Erkran­kun­gen, Epi­lep­sie und geis­ti­ger Behin­de­rung statt. Die Tagung wur­de von dem Akti­ons­netz Heil­be­ru­fe orga­ni­siert, von Amnes­ty Inter­na­tio­nal finan­ziert und in Simul­tan­über­set­zung zwei­spra­chig (Eng­lisch-Deutsch) durch­ge­führt. Anwe­send waren Mit­glie­der von Amnes­ty Inter­na­tio­nal, Ver­tre­ter von NGOs und ande­re Inter­es­sier­te, vie­le aus the­ra­peu­ti­schen Berufen.

La mala­die du demon – Krank­heit der Dämonen

Am Vor­abend der Tagung ent­führ­te die Regis­seu­rin  Lilith Kug­ler das Publi­kum mit ihrem inzwi­schen preis­ge­krön­ten Erst­lings­werk nach Bur­ki­na Faso und stell­te uns die Situa­ti­on psy­chisch und epi­lep­tisch erkrank­ter Men­schen vor. Psy­cho­seer­krank­te Men­schen wer­den zum eige­nen Schutz und dem der Gemein­de in Ver­schlä­gen ver­steckt und dort oder in der Natur an Bäu­me fest­ge­bun­den. Teils wer­den hier­für weit außer­halb lie­gen­de Gebets­camps in Anspruch genom­men, die nur in der unmit­tel­ba­ren Umge­bung bekannt sind und kei­ner Kon­trol­le unter­lie­gen. Dort wer­den sie von ihren Ver­wand­ten oder, falls die­se sie nicht auf­su­chen, von Mit­glie­dern des Camps mit Essen ver­sorgt. Die „ Behand­lung“ erfolgt meist aus­schließ­lich mit Gebe­ten, um die bösen Geis­ter aus­zu­trei­ben. Es gibt kei­ner­lei psych­ia­tri­sche Ver­sor­gung mit Medi­ka­men­ten. Die Erkrank­ten ver­brin­gen oft Jah­re unter einem Baum und der Film zeigt ein Bei­spiel, wie sich ein Betrof­fe­ner immer tie­fer in die Erde gräbt, und ande­re, die mit sich selbst spre­chen oder gar ganz ver­stum­men.  Ein­fühl­sam und ohne jedes Pathos stellt Lilith Kug­ler in der Beglei­tung eines Pfar­rers, Guitan­ga Tank­pa­ri, die Situa­ti­on in der Ver­sor­gung und die Hin­ter­grün­de für das Erle­ben und Han­deln der Men­schen vor Ort dar.  Der Pfar­rer sucht eini­ge Pati­en­ten auf und ver­sucht, sie von ihren Ket­ten zu befrei­en und für sie wie­der einen Platz in ihren Gemein­schaf­ten zu fin­den. Der christ­li­che Seel­sor­ger bemüht sich die her­ge­brach­te Kul­tur mit mensch­li­cher Beglei­tung und den Errun­gen­schaf­ten medi­zi­ni­scher Mög­lich­kei­ten zu ver­bin­den, um die Men­schen in die Zivi­li­sa­ti­on und Gesun­dung zurück­zu­brin­gen  Die medi­zi­ni­sche Ver­sor­gung geschieht über einen psych­ia­tri­schen Fach­pfle­ger, Timo­thée Tinda­no, der von weit­her anreist und zwei Tage im Monat eine ambu­lan­te Sprech­stun­de durch­führt. Die Ver­sor­gung mit Medi­ka­men­ten ist ein gro­ßes Problem.

Auch ein­zel­ne Betrof­fe­ne mit ihrem Schick­sal und auch ihren posi­ti­ven Krank­heits­ver­läu­fen, den Fol­gen der Erkran­kung für sie und ihre Fami­li­en den wer­den vor­ge­stellt. Die Situa­ti­on der Hel­fer in dem loka­len Hilfs­pro­jekt wird eben­falls ange­spro­chen.  Die Erkran­kun­gen wer­den in der loka­len Tra­di­ti­on als Aus­druck von Beses­sen­heit inter­pre­tiert, was dazu führt, dass die Dämo­nen ver­trie­ben oder gebän­digt wer­den müs­sen. Die Dämo­nen kön­nen auch auf ande­re Men­schen über­sprin­gen und so gera­ten auch die Hel­fer in Ver­dacht von den Dämo­nen infi­ziert zu sein. Der Film zeigt aber auch, wie mit ein­fa­chen Mit­teln eine ele­men­ta­re Ver­sor­gung ent­wi­ckelt wer­den kann. Die­se Ver­sor­gung wird gera­de mit der Hil­fe zwei­er deut­scher NGOs ausgebaut.

Die Regis­seu­rin war bei der anschlie­ßen­den Dis­kus­si­on anwe­send und hat auf die zahl­rei­chen Fra­gen geant­wor­tet. Inzwi­schen ist sie erneut in Bur­ki­na Faso, zeigt dort ihren Film – auch den Men­schen, die im Film mit­wir­ken – und sie und wir sind auf die dor­ti­ge Reso­nanz gespannt. Der Film kann für Vor­stel­lun­gen in Kinos und Ver­an­stal­tun­gen ange­fragt wer­den, um auch hier­zu­lan­de eine brei­te­re Öffent­lich­keit für das The­ma zu erreichen.

Die Posi­ti­on von Amnes­ty Inter­na­tio­nal zu Men­tal Health und Human Rights. Aus­gangs­punkt und Fragen

Micha­el Hup­pertz, Psych­ia­ter, Psy­cho­the­ra­peut, Sozio­lo­ge und Mit­glied des Akti­ons­netz Heil­be­ru­fe, führ­te in sei­nem Ein­füh­rungs­vor­trag in die The­ma­tik der lan­ge ver­bor­ge­nen Men­schen­rechts­ver­let­zun­gen an psy­chisch und epi­lep­tisch erkrank­ten Men­schen in Län­dern ohne rele­van­te psych­ia­tri­sche Ver­sor­gung ein. Er sprach aus men­schen­recht­li­cher Per­spek­ti­ve  über die Pro­ble­me, die sich auf dem Weg zu einer Ver­bes­se­rung ihrer Situa­ti­on stel­len. Wenn in den ver­gan­ge­nen Jahr­zehn­ten von Miss­hand­lun­gen psy­chisch kran­ker Men­schen die Rede war, so im Zusam­men­hang mit Kri­tik an will­kür­li­chen und gewalt­sa­men Behand­lun­gen im Rah­men psych­ia­tri­scher Insti­tu­tio­nen. Aber immer schon und bis heu­te wür­den um ein Viel­fa­ches  mehr Men­schen außer­halb als inner­halb psych­ia­tri­scher Insti­tu­tio­nen ihrer ele­men­ta­ren Rech­te beraubt. Das lie­ge schlicht dar­an, dass es welt­weit etwa 1,5 Mio. Bet­ten in psych­ia­tri­schen Insti­tu­tio­nen incl. Hei­men gibt, aber min­des­tens 200mal so vie­le schwer psy­chisch kran­ke Men­schen in armen Län­dern, die kei­nen Zugang zu psych­ia­tri­scher Behand­lung haben. Erst seit etwa 10 Jah­ren wer­de das Pro­blem, das Fach­leu­ten schon lan­ge bekannt ist, vor allem durch inves­ti­ga­ti­ve Jour­na­lis­tin­nen und Jour­na­lis­ten an die Öffent­lich­keit gebracht. Auch Men­schen­rechts­or­ga­ni­sa­tio­nen incl. Amnes­ty Inter­na­tio­nal küm­mern sich bis heu­te wenig um die Situa­ti­on die­ses gro­ßen Teils der Bevöl­ke­rung. Es gehe also auch um eine Inklu­si­on die­ser Grup­pe in die Men­schen­rechts­be­we­gung. Anhand der Ent­wick­lung von Amnes­ty Inter­na­tio­nal führ­te er aus, wie die Orga­ni­sa­ti­on sich zunächst den poli­tisch Gefan­ge­nen und den bür­ger­li­chen und poli­ti­schen Rech­ten wid­me­te, sich spä­ter all­ge­mein für die Abschaf­fung von Fol­ter und Todes­stra­fe ein­setz­te. 2001 wur­de das Man­dat auf die Wah­rung aller Men­schen­rech­te ausgeweitet. 

Dabei wur­de bis­wei­len, aber nie umfas­send, auch die Lage psy­chisch kran­ker und behin­der­ter Men­schen berück­sich­tigt. Neu­er­dings scheint die The­ma­tik aber auf inter­na­tio­na­ler Ebe­ne stär­ker in den Fokus zu tre­ten, was durch wich­ti­ge inter­na­tio­na­le Kon­ven­tio­nen beför­dert wur­de. Dabei stel­len sich ver­schie­de­ne Pro­ble­me bzgl. der Koope­ra­ti­on mit regio­na­len und staat­li­chen Akteu­ren, der Ver­mit­tel­bar­keit des moder­nen Kon­zepts der Men­schen­rech­te in länd­li­chen Regio­nen, den Mög­lich­kei­ten von NGOs auf inter­na­tio­na­le Ver­hand­lun­gen und natio­na­le Gesund­heits­po­li­tik Ein­fluss zu neh­men. Gera­de NGOs, die sich vor Ort prak­tisch enga­gie­ren, müs­sen im Auge haben, dass sie nicht dazu bei­tra­gen, dass sich die Irr­we­ge der west­li­chen Psych­ia­trie beim Auf­bau der psych­ia­tri­schen Ver­sor­gung in Ent­wick­lungs­län­dern wie­der­ho­len. Ins­be­son­de­re der Auf­bau gro­ßer sepa­ra­ter psych­ia­tri­scher Ein­rich­tun­gen sei abzu­leh­nen, weil er inef­fi­zi­ent und teu­er sei und sol­che Insti­tu­tio­nen gera­de unter pre­kä­ren Bedin­gun­gen für Men­schen­rechts­ver­let­zun­gen beson­ders anfäl­lig sind.  Zudem bestün­de die Gefahr, dass den Regie­run­gen der betrof­fe­nen Län­der, die in der Regel nur sehr wenig oder gar nichts für Men­tal Health aus­ge­ben, die Ver­ant­wor­tung für das The­ma see­li­scher Gesund­heit abge­nom­men wer­de. Bei dem effi­zi­en­ten und bezahl­ba­ren Auf­bau der psych­ia­tri­schen Ver­sor­gung inner­halb der all­ge­mei­nen dezen­tra­len und ambu­lan­ten Gesund­heits­ver­sor­gung kön­ne man sich dage­gen auf die inter­na­tio­na­le Exper­ti­se z.B. der WHO beru­fen. Micha­el Hup­pertz for­mu­lier­te zum Abschluss zahl­rei­che Fra­gen an die Teil­neh­me­rIn­nen der Tagung, deren Beant­wor­tung für ein mög­li­ches zukünf­ti­ges Enga­ge­ment von Amnes­ty Inter­na­tio­nal wich­tig sein könnte. 

Glo­bal Men­tal Health und Men­schen­rech­te – ein Über­blick über die aktu­el­le Situation

Wolf­gang Krahl vom Inter­na­tio­na­len Netz­werk zur Ent­wick­lungs­zu­sam­men­ar­beit im Bereich psy­chi­sche Gesund­heit e.V., Psych­ia­ter und Foren­si­ker an der Uni­ver­si­tät Mün­chen, der seit Jahr­zehn­ten  in ver­schie­de­nen Schwel­len- und Ent­wick­lungs­län­dern in For­schung, Aus­bil­dung und Koope­ra­ti­ons­pro­jek­ten tätig ist, stell­te ein­drucks­voll, aus­ge­hend von der Erklä­rung der Men­schen­rech­te dar, dass die geis­ti­ge Gesund­heit lan­ge Zeit bei der Rea­li­sie­rung die­ser Men­schen­rech­te ver­nach­läs­sigt wur­de. Fami­li­en gera­de in armen Län­dern wür­den als ein­zi­ge Unter­stüt­zer von psy­chisch Erkrank­ten aus Eigen- und Fremd­schutz zu zahl­rei­chen Men­schen­rechts­ver­let­zun­gen grei­fen, indem sie ihre Ange­hö­ri­gen etwa anket­ten und weg­schlie­ßen. Das bes­te Anti­stig­ma­pro­gramm sei eine gute Behand­lung und Reha­bi­li­ta­ti­on! Sie neh­me auch gleich­zei­tig die Last von den betrof­fe­nen Fami­li­en,  ent­las­te sie für ande­re Auf­ga­ben und Tätig­kei­ten und sei eine kon­kre­te Ent­wick­lungs­hil­fe. Hier­zu gehö­re dem Ziel­ka­ta­log der WHO fol­gend eine gute Erst­ver­sor­gung psy­chisch Erkrank­ter bis in die ört­li­chen Kom­mu­nen hin­ein, die Ver­fü­gung über Psy­cho­phar­ma­ka, die Aus­bil­dung von Exper­ten für Men­tal Health, die kei­ne Psych­ia­ter sein müss­ten, und dann auch die Auf­klä­rungs­ar­beit und Psy­choe­du­ka­ti­on über­neh­men soll­ten. Hier­zu bedarf es der staat­li­chen Imple­men­tie­rung und Ver­net­zung ver­schie­de­ner Sek­to­ren, ein Moni­to­ring und wei­te­re For­schungs­ar­bei­ten. Er wies dar­auf hin, dass auch in Euro­pa die Ent­wick­lung der Psych­ia­trie ein lan­ger Pro­zess war, der im 18. Jahr­hun­dert begon­nen habe und zu den ers­ten Befrei­un­gen psy­chisch Kran­ker aus ihren Fes­seln führ­te. Wolf­gang Krahl erin­ner­te auch an die welt­weit umfas­sends­ten und orga­ni­sier­tes­ten Men­schen­rechts­ver­let­zun­gen in Deutsch­land zwi­schen 1933–1945. Im Rah­men des T4 Pro­gramms wur­den unter maß­geb­li­cher Betei­li­gung von Psych­ia­tern und Pfle­ge­kräf­ten 200.000 Erkrank­te sys­te­ma­tisch  ermor­det, vie­le zwangssterilisiert. 

Wolf­gang Krahl stell­te dar, wie­viel Geld die Staa­ten für die psych­ia­tri­sche Ver­sor­gung aus­ge­ben und wie weit die Sche­re zwi­schen Län­dern mit hohem und sol­chen mit nied­ri­gem Pro-Kopf-Ein­kom­men aus­ein­an­der­geht. Low und Lower-Midd­le-Inco­me-Coun­tries geben in der Regel unter 1% ihrer nied­ri­gen Gesund­heits­bud­gets, bis­wei­len auch gar nichts, für die Behand­lung die­ser Erkran­kun­gen aus. Dadurch hät­ten Mil­li­ar­den Men­schen kei­nen Zugang zu psych­ia­tri­scher Ver­sor­gung. Dabei sind die­se nach Infek­ti­ons­krank­hei­ten und Ver­let­zun­gen die häu­figs­ten Erkran­kun­gen über­haupt. Er zeig­te, zu welch dras­ti­schen Fol­gen dies für Betrof­fe­ne füh­ren kann. In der Regel sind tra­di­tio­nel­le Hei­ler die ers­te Anlauf­stel­le für Betrof­fe­ne und ihre Fami­li­en. Tra­di­tio­nel­le Heil­me­tho­den könn­ten auch immer wie­der für leich­te­re For­men von Depres­sio­nen, Abhän­gig­keits­er­kran­kun­gen und neu­ro­ti­schen Krank­heits­bil­dern erfolg­reich sein. Bei schwe­ren Depres­sio­nen, Schi­zo­phre­nie, bipo­la­ren Psy­cho­sen und Epi­lep­sie hin­ge­gen müss­ten zeit­nah psych­ia­tri­sche Behand­lun­gen, unter ande­rem mit Psy­cho­phar­ma­ka  und Anti­epi­lep­ti­ka zum Ein­satz kommen.

Psy­chi­sche Gesund­heit und Men­schen­rech­te an der Elfenbeinküste

Natha­lie Koua­k­ou von Amnes­ty Inter­na­tio­nal Elfen­bein­küs­te refe­rier­te zur Situa­ti­on in ihrem Land, in dem sie sich seit meh­re­ren Jah­ren für eine Imple­men­tie­rung von Men­schen­rechts­stan­dards auch im Gesund­heits­sys­tem stark macht. Gera­de psy­chisch Erkrank­te sei­en in der Wahr­neh­mung und Ver­tei­di­gung ihrer Rech­te beein­träch­tigt und ent­spre­chend beson­ders prä­de­sti­niert, Opfer von Men­schen­rechts­ver­let­zun­gen zu wer­den. Obgleich die WHO das Recht auf psy­chi­sche Gesund­heit als einen zen­tra­len Bau­stein des Wohl­erge­hens defi­niert, wer­den von see­li­scher Erkran­kung, Epi­lep­sie oder Intel­li­genz­min­de­rung Betrof­fe­ne noch oft stig­ma­ti­siert, aus­ge­schlos­sen von Bil­dung, poli­ti­schen Debat­ten, Wah­len, Fami­li­en­grün­dung etc.  In der Elfen­bein­küs­te sei  die gan­ze The­ma­tik der Lebens­si­tua­ti­on psy­chisch Kran­ker marginalisiert.

Natha­lie Koua­k­ou stell­te die UN Kon­ven­ti­on über die Rech­te Behin­der­ter und den Men­tal Health Akti­ons­plan  vor, die über die medi­zi­ni­sche Behand­lung hin­aus sozia­le Ver­bes­se­run­gen für betrof­fe­ne Per­so­nen for­dern und dar­auf zie­len, Bar­rie­ren der Inte­gra­ti­on abzu­bau­en. Sie wol­len Ver­ant­wort­li­che und Ent­schei­dungs­trä­ger auf­merk­sam machen, anre­gen und auf Mög­lich­kei­ten hin­wei­sen, wie sie dazu bei­tra­gen kön­nen ent­spre­chen­de Leit­li­ni­en umzu­set­zen und die Rech­te der Betrof­fe­nen zu schüt­zen und zu gewähr­leis­ten. Die Kon­ven­ti­on zielt im Beson­de­ren aber  auf die Wohn‑, Lebens- und Behand­lungs­si­tua­ti­on, deren Stan­dards dem heu­ti­gen Wis­sens­zu­wachs Genü­ge tun muss. Es soll  auch ein ande­res Bild psy­chi­scher Erkran­kung in die Gesell­schaft getra­gen wer­den, etwa durch ver­bes­ser­te Auf­klä­rung der Bevöl­ke­rung. Ent­wür­di­gen­de Behand­lung und Unter­brin­gung soll­te eben­so geahn­det wer­den wie zunächst ein­mal den Betrof­fe­nen die Mög­lich­keit gege­ben wer­den muss, die­se zu bean­stan­den. Die Regie­rung soll­te Instru­men­te zur Ver­fü­gung stel­len, Pati­en­ten und deren Fami­li­en etwa auch in Form von Ver­bän­den und Selbst­hil­fe­grup­pen zu stär­ken. Gro­ße psych­ia­tri­sche Insti­tu­tio­nen in Groß­städ­ten soll­ten durch eine wohn­ort­nä­he­re psy­cho­so­zia­le und medi­zi­ni­sche Ver­sor­gung ersetzt wer­den. Um dies alles zu gewähr­leis­ten, müss­ten in der Admi­nis­tra­ti­on staat­li­che Stel­len zur Koor­di­na­ti­on und Pla­nung geschaf­fen wer­den. Auch die Afri­ka­ni­sche Uni­on habe sich weit­ge­hend den Pos­tu­la­ten der WHO ange­schlos­sen, den­noch man­ge­le es an der Sicht­bar­ma­chung des Pro­blems im Land und dem enga­gier­ten Ange­hen durch das Gesund­heits­mi­nis­te­ri­um. Die pre­kä­re Situa­ti­on der man­geln­den Res­sour­cen einer­seits und des wenig enga­gier­ten Ange­hens der Umset­zung der Leit­li­ni­en ande­rer­seits beför­dert wie­der­um die Fort­set­zung der her­kömm­li­chen Prak­ti­ken des reli­gi­ös-kul­tu­rel­len Ver­ständ­nis­ses von see­li­schen Beein­träch­ti­gun­gen mit der Gefahr der fort­ge­setz­ten Miss­hand­lung, Miss­ach­tung und Aus­gren­zung der Betrof­fe­nen. Dazu gehö­ren auch sexu­el­ler Miss­brauch im Rah­men magi­schen Den­kens sowie Ent­füh­run­gen und Organentnahmen. 

Trotz des sonst dyna­mi­schen Pro­zes­ses in der Ent­wick­lung des Lan­des herr­sche hier das magi­sche Den­ken von Schuld, Magie, Beses­sen­heit vor. Zur ohne­hin schwa­chen medi­zi­ni­schen Ver­sor­gung des noch durch Fol­gen des Mili­tär­put­sches von 1999, ver­schie­de­ne Kri­sen und den Bür­ger­krieg 2002–2011 gezeich­ne­ten Lan­des  gibt es ein erhöh­tes Auf­kom­men von Trau­ma­fol­ge­stö­run­gen. Für die psych­ia­tri­sche Ver­sor­gung gibt es nur wenig Fach­kräf­te, und nur in 25% der Gesund­heits­di­strik­te gibt es über­haupt irgend­ei­ne Form von psych­ia­tri­scher Ver­sor­gung. Ande­rer­seits hat die Elfen­bein­küs­te in einer neu­en Ver­fas­sung 2016 fest­ge­legt, dass alle Men­schen mit Behin­de­rung vor Dis­kri­mi­nie­rung beschützt und nie­mand wegen sei­ner men­ta­len oder kör­per­li­chen Ver­fas­sung benach­tei­ligt wer­den darf.

In ihren abschlie­ßen­den For­de­run­gen unter­strich Natha­lie Koua­k­ou die Not­wen­dig­keit wei­te­rer Unter­su­chun­gen hin­sicht­lich  Epi­de­mio­lo­gie, sozio­lo­gi­scher Daten und Rechts­la­ge der betref­fen­den Krank­heits­bil­der an der Elfen­bein­küs­te, eine ver­bes­ser­te Erreich­bar­keit der Erst­an­lauf­stel­len in den Kom­mu­nen auch für psy­chi­sche Erkran­kun­gen, für die Inves­ti­ti­on in Aus­bil­dung von Fach­per­so­nal, aber auch von ehren­amt­li­chen  Frei­wil­li­gen in den dörf­li­chen Struk­tu­ren, um ein gutes Unter­stüt­zungs­netz­werk und Auf­klä­rungs­ar­beit aufzubauen.

Von West­afri­ka bis Süd­ost­asi­en: Trans­for­ma­ti­on des Zugangs zur psych­ia­tri­schen Ver­sor­gung durch die Qua­li­ty Rights der WHO und die Arbeit von CBM im Bereich der psy­chi­schen Gesundheit

Car­men Val­le ist als Bera­te­rin für Men­tal-Health-Pro­jek­te der Christof­fel-Blin­den-Mis­si­on (cbm) ins­be­son­de­re auch in Bezug auf Men­schen­rechts­bil­dung , in ver­schie­de­nen Län­dern Afri­kas und Asi­en tätig. Sie schloss sich mit der Dar­stel­lung den Erfah­rungs­wer­ten und Lösungs­mo­del­len ihrer Orga­ni­sa­ti­on an. Sie schil­der­te, wie es gelin­gen kann, basa­le Netz­wer­ke vor Ort zu schaf­fen, Ent­schei­dungs­trä­ger und Men­schen in der Ver­sor­gung von beein­träch­tig­ten Per­so­nen zu unter­stüt­zen. Cbm setzt u.a. auf soge­nann­te Peer­groups, d.h. auf Men­schen, die lebens­er­fah­ren sind und den Respekt der Gemein­de genie­ßen und gleich­zei­tig auf­ge­schlos­sen sind für die Imple­men­tie­rung einer sozi­al­psych­ia­tri­schen Ver­sor­gung in den Gemein­den und prak­tisch oft the­ra­peu­tisch wir­ken. Ein­drucks­voll stell­te sie  ein durch­dach­tes Kon­zept der ver­schie­de­nen Ebe­nen dar, wie die Län­der auch zukünf­tig ohne die zunächst flan­kie­ren­den NGOs das ein­mal auf­ge­bau­te Sys­tem eigen­stän­dig pfle­gen und wei­ter­ent­wi­ckeln kön­nen. Psy­chi­sche Gesund­heits­pfle­ge und Berück­sich­ti­gung der Situa­ti­on psy­chisch kran­ker, stig­ma­ti­sier­ter Men­schen mit Epi­lep­sie und geis­ti­ger Beein­träch­ti­gung soll­ten im Gesamt­kon­zept von Ent­wick­lungs­ar­beit inte­griert wer­den, etwa bei Bil­dungs­pro­jek­ten in Schu­len und Kin­der­gär­ten. Hier kann auch bereits der Inklu­si­ons­ge­dan­ke früh­zei­tig ein­ge­bracht wer­den, eben­so  wie bei Eltern- und Gemein­de­ver­samm­lun­gen. So wird auch die Acht­sam­keit gegen­über der beson­de­ren Gefähr­dung der Betrof­fe­nen für Über­grif­fe und Miss­hand­lun­gen und damit die sozia­le Kon­trol­le, die als Schutz die­nen kann, gestärkt. Das Kon­zept ihrer Orga­ni­sa­ti­on besteht dar­in bei not­fall­mä­ßig ange­for­der­ten Hil­fen in Schwel­len- und Ent­wick­lungs­län­dern etwa nach Erd­be­ben, Tsu­na­mi o.ä. neben den soge­nann­ten basic needs dann auch die see­li­sche Gesund­heit geson­dert in den Blick und die Arbeit vor Ort ein­flie­ßen zu las­sen. Welt­weit wer­den Vor-Ort-Trai­ner in Ers­ter Hil­fe in Bezug auf Erst­ver­sor­gung nach Trau­ma­ti­sie­rung ent­spre­chend den WHO Richt­li­ni­en ausgebildet.

Die Situa­ti­on trau­ma­ti­sier­ter Men­schen in Liberia

Susan­ne Gros­se, Sozi­al­wis­sen­schaft­le­rin an der Uni­ver­si­tät Kas­sel, sorg­te als Haus­her­rin der Ver­an­stal­tung mit dem Gieß­haus nicht nur für eine ange­neh­me Tagungs­at­mo­sphä­re, son­dern berich­te­te ihrer­seits ange­sichts ihres bevor­ste­hen­den For­schungs­auf­ent­hal­tes in Libe­ria nicht nur von der dort noch ähn­lich desas­trö­sen Situa­ti­on Betrof­fe­ner mit anschau­li­chem Film- und Bild­ma­te­ri­al, son­dern ver­deut­lich­te auch anhand der Pfle­ge­stan­dards in Deutsch­land, dass wir noch gar nicht solan­ge selbst von einer schlech­ten Ver­sor­gung ent­fernt sind. Die Psych­ia­trie-Enquete und Besu­cher­kom­mis­sio­nen hät­ten hier zwar für mehr Trans­pa­renz und Stan­dards gesorgt, bedürf­ten aber einer stän­di­gen Ver­bes­se­rung. Gera­de den betrof­fe­nen Men­schen fal­le es ja schwer, für ihre Rech­te ein­zu­ste­hen. In Pro­jek­ten in Libe­ria wer­den Men­schen für die psy­cho­so­zia­le Beglei­tung auch ins­be­son­de­re der zahl­rei­chen trau­ma­ti­sier­ten Men­schen im Land aus­ge­bil­det. Tau­sen­de ehe­ma­li­ger rekru­tier­ter Kin­der­sol­da­ten sind inzwi­schen erwach­sen und haben selbst Fami­li­en, tra­gen aber nicht sel­ten Trau­ma­fol­ge­stö­run­gen mit sich — mit wie­der­um gra­vie­ren­den Fol­gen für sich und die Gesellschaft.

Die prak­ti­sche Bedeu­tung inter­na­tio­na­ler Men­schen­rechts­kon­ven­tio­nen für die Ent­wick­lung der psych­ia­tri­schen Versorgung 

Mar­gret Oster­feld, Psych­ia­te­rin im Ruhe­stand und enga­giert  bei Akti­on Psy­chisch Kran­ke e.V.  war nicht nur enga­gier­te Kri­ti­ke­rin bei vor­he­ri­gen Vor­trä­gen, son­dern trug selbst von ihrer Tätig­keit beim UN Unter­aus­schuss zur Prä­ven­ti­on von Fol­ter vor, in deren Rah­men regel­mä­ßig Teams Ver­sor­gungs­ein­rich­tun­gen in ver­schie­de­nen Län­dern besu­chen und Berich­te erstel­len, inwie­fern ent­spre­chen­de Stan­dards zur Ver­sor­gung ein­ge­hal­ten bzw. miss­ach­tet wer­den und ver­bes­sert wer­den soll­ten. Die­se Teams haben in der Regel Zugang zu allen psych­ia­tri­schen Ein­rich­tun­gen und erstel­len Berich­te zu der men­schen­recht­li­chen Situa­ti­on in die­sen Ein­rich­tun­gen. Wenn sie kei­nen frei­en Zugang bekom­men, bre­chen sie ihre Tätig­keit ab. Die Berich­te wer­den an die zustän­di­gen Behör­den wei­ter­ge­lei­tet und Vor­schlä­ge zur Ver­bes­se­rung der Situa­ti­on gemacht. Eine Ver­öf­fent­li­chung dar­über hin­aus wird nicht ange­strebt, um die Koope­ra­ti­on mit den Regie­run­gen nicht zu gefährden.

Dis­kus­si­on auf dem Podi­um und mit dem Publikum

Die Vor­trä­ge — mode­riert von Mir­jam Ibold, Psy­cho­lo­gin, Mit­glied des Akti­ons­net­zes der Heil­be­ruf­ler ‑wur­den von leb­haf­ten Dis­kus­sio­nen beglei­tet, für die auch viel Zeit zur Ver­fü­gung stand. In der abschlie­ßen­den Podi­ums­dis­kus­si­on  — Mode­ra­ti­on: Gesi­ne Heet­der­ks, Psych­ia­te­rin und Neu­ro­lo­gin — ging es unter ande­rem um die Fra­ge, wel­che Kon­se­quen­zen sich für ein mög­li­ches Enga­ge­ment von Amnes­ty Inter­na­tio­nal erge­ben. Es bil­de­te sich ein Kon­sens her­aus, dass für die Ver­bes­se­rung der Situa­ti­on von Men­schen mit psy­chi­schen Erkran­kun­gen und Epi­lep­sie eine Dop­pel­stra­te­gie sinn­voll ist. Einer­seits kann eine nach­hal­ti­ge Ver­än­de­rung ihrer Situa­ti­on nur erreicht wer­den, wenn ent­spre­chen­der Ein­fluss auf die Regie­rung aus­ge­übt wird. Die betrof­fe­nen Staa­ten haben ver­schie­de­ne men­schen­recht­lich bedeut­sa­me Kon­ven­tio­nen, u. a. die wich­ti­ge Kon­ven­ti­on für die Rech­te von Men­schen mit Behin­de­run­gen von 2008, unter­schrie­ben. Sie kön­nen und müs­sen dar­auf hin­ge­wie­sen wer­den, dass die Situa­ti­on die­ser Men­schen eine Ver­let­zung ele­men­ta­rer Men­schen­rech­te dar­stellt. Ande­rer­seits jedoch erfol­gen Men­schen­rechts­ver­let­zun­gen wie die Anket­tung von Men­schen in aller Regel nicht aus sadis­ti­schen Moti­ven, son­dern ange­sichts feh­len­der Alter­na­ti­ven und Hilf­lo­sig­keit im Umgang mit den rät­sel­haf­ten Krank­hei­ten. Des­halb kann eine sol­che poli­ti­sche Stra­te­gie nur erfolg­reich sein, wenn zusätz­lich anhand geeig­ne­ter Pilot­pro­jek­te gezeigt wird, dass auch in armen Län­dern wie Bur­ki­na Faso, der Elfen­bein­küs­te oder Äthio­pi­en, wie Wolf­gang Krahl aus­führ­lich beschrieb, eine medi­zi­ni­sche Ver­sor­gung die­ser Men­schen zu erschwing­li­chen Kos­ten mög­lich ist und daher in die staat­li­chen Gesund­heits­pro­gram­me über­nom­men wer­den kann. Es geht also nicht dar­um, die Regie­run­gen an den Pran­ger zu stel­len, son­dern sie anhand der­ar­ti­ger Pilot Pro­jek­te für eine Koope­ra­ti­on zu gewin­nen, und zwar in ihrem eige­nen Inter­es­se, weil auf die­se Wei­se ein fun­da­men­ta­les Men­schen­rechts­pro­blem in ihren Län­dern ange­gan­gen und viel­leicht gelöst wird.

Es geht dar­um, durch Auf­klä­rung über psy­chi­sche Erkran­kun­gen , Epi­lep­sie und geis­ti­ge Behin­de­rung und vor allem durch die rea­le Ver­bes­se­rung der Behand­lung und der Betreu­ung der Betrof­fe­nen einen ermu­ti­gen­den und hilf­rei­chen Umgang mit die­sen Men­schen zu för­dern. Die­se Auf­klä­rung und Ermu­ti­gung soll­te die Betrof­fe­nen und Ange­hö­ri­gen, die Gesund­heits­mit­ar­bei­ter, aber auch die Behör­den und die Zivil­ge­sell­schaft ein­be­zie­hen. Die Devi­se „ Don‘t bla­me“ soll­te so weit wie mög­lich berück­sich­tigt wer­den. Stel­lung­nah­men soll­ten für die ver­ant­wort­li­chen Regie­run­gen gesichts­wah­rend und rea­lis­tisch for­mu­liert wer­den, damit wei­te­re Unter­su­chun­gen, Über­prü­fun­gen der Ent­wick­lung, neue Vor­schlä­ge usw. in stän­di­ger Koope­ra­ti­on mit den Admi­nis­tra­tio­nen mög­lich sind.

Gud­run Brünner

Doku­men­tar­film “La Mala­die du Démon”

Der Film “La Mala­die du Démon” (2018) von Regis­seu­rin Lilith Kug­ler zeigt die Situa­ti­on psy­chisch und epi­lep­tisch erkrank­ter Men­schen in Bur­ki­na Faso sowie ein Hilfs­pro­jekt, das wir unter­stüt­zen (s. “Pro­jek­te” auf die­ser Web­site). Der Film wird auch in den Pro­jek­ten in Bur­ki­na Faso und der Elfen­bein­küs­te zur Fort­bil­dung von Gesund­heits­mit­a­bei­te­rIn­nen und zur Sen­si­bi­li­sie­rung der Bevöl­ke­rung und der Öffent­lich­keit eingesetzt. 

Am 10. Okto­ber 2019 wird der Film sei­nen deut­schen Kino­start haben. Wenn Sie den Film auch in Ihrer Stadt zei­gen wol­len, wen­den Sie sich bit­te an uns oder an Lilith Kug­ler über verleih@la-maladie-du-demon.com. Ab nächs­tem Jahr ist der Film auch auf DVD zu erwerben.