MCF ist zurzeit in zwei Regionen Westafrikas tätig: Rund um Bouaké im Zentrum der Elfenbeinküste und im Umkreis von Piéla in Burkina Faso.
Beide Projekte werden auf dieser Seite vorgestellt.
In der Umgebung von Bouaké, der zweitgrössten Stadt der Elfenbeinküste, unterstützen wir das Projekt SAMENTACOM, in Zusammenarbeit mit der dortigen Universität und dem Nationalen Programm für Psychiatrie.
Zu dem aktuellen Stand der Dinge lesen Sie auch den Bericht über unsere Reise in die Elfenbeinküste im Juni 2022.
Das Projekt wird von dem Psychiatrieprofessor Koua geleitet und hat zum Ziel, in den umliegenden ländlichen Regionen ein Versorgungsnetz für Menschen mit psychischen und epileptischen Erkrankungen sowie psychosozialen Behinderungen aufzubauen. Zentral für das Konzept ist die ambulante und aufsuchende gemeindepsychiatrische Arbeit in Kooperation mit den bereits existierenden Gesundheitsstationen, die an vorderster Front stehen, bisher aber für die Behandlung dieser Patientengruppe nicht gerüstet sind. Deshalb werden Krankenschwestern und – pfleger und andere Helfer in den Gesundheitsstationen auf dem Land ausgebildet und zur Diagnostik und Behandlung dieser Krankheiten befähigt.
Mitarbeiter der Gesundheitsposten, die den Kontakt zwischen den Gesundheitszentren und den Dörfern vermitteln (Agents de Santé), selbst aber nur über eine geringe Ausbildung verfügen -, sollen ausgebildet werden, Menschen mit psychischen Erkrankungen und Epilepsie in den Dörfern aufzusuchen, ihnen eine Behandlung anzubieten und sie auch weiterhin zu begleiten. Darüber hinaus ist die Information und Beratung von Angehörigen und Dorfgemeinschaften wichtig, um eine andere Sichtweise dieser Krankheiten zu ermöglichen und die Integration der Kranken in ihr gewohntes soziales Umfeld zu fördern. Auch Selbsthilfegruppen werden im Rahmen dieses Projekts initiiert und unterstützt. Auf diese Weise sollen bis Ende des Jahres 2019 1000 Patienten ambulante Hilfe bekommen.
Das Projekt SAMENTACOM soll schrittweise auf die ganze Elfenbeinküste ausgedehnt werden, was sicher viele Jahre in Anspruch nehmen wird. Deshalb bestehen regelmäßige Kontakte zu den lokalen und regionalen Gesundheitsbehörden sowie dem nationalen Gesundheitsministerium, die auch über den Fortgang des Projekts informiert werden. Wir möchten zum Einen zeigen, dass psychiatrische Hilfe auch mit begrenzten Mitteln möglich ist, zum Andern versuchen, den ivorischen Staat auf seine Verantwortung für die geistige Gesundheit und die Einhaltung der Menschenrechte hinzuweisen.
Zur Vorbereitung dieses Projekts waren Mitglieder von MCF schon 2018 vor Ort in Bouaké und den umliegenden ländlichen Regionen und haben die Not der Kranken dort gesehen, die isoliert in den Dorfgemeinschaften, aber auch oft außerhalb in sogenannten Camps de Prière (CdP) leben. Bei den CdP handelt es sich um Dörfer mit religiösem Angebot, die in der Regel gegen Bezahlung psychisch und epileptisch erkrankte Menschen aufnehmen, zumeist über lange Zeit, dies auch gegen den Willen der Betroffenen auf Wunsch von deren Angehörigen. Psychische Erkrankungen und Epilepsie werden hier religiös gedeutet als Besessenheit durch böse Geister, und so besteht die Behandlung in Beten und teilweise auch in Torturen, denen die Kranken unterworfen werden, um die bösen Geister aus ihnen auszutreiben. Damit die Patienten nicht weglaufen oder Schaden anrichten, werden sie oft unter freiem Himmel an Bäume angekettet, nicht selten über Jahre hinweg. Der Weg der Patienten führt in der Regel über Heiler, die traditionelle Medizin praktizieren, in die Gebetscamps, die mehrheitlich evangelikal ausgerichtet sind, wobei traditionelle religiöse Elemente eine mehr oder weniger große Rolle spielen. In Anbetracht der Hilflosigkeit vieler Angehöriger im Umgang mit psychischen Erkrankungen erscheint die Unterbringung der Kranken in Gebetscamps ihnen häufig als die einzig mögliche Lösung. Den Camps de Prière kommt daher eine zentrale Bedeutung zu, und die Entwicklung einer konstruktiven Zusammenarbeit mit ihnen ist eine Chance für den Aufbau einer psychiatrischen Versorgung in Westafrika. Wir sind überzeugt, dass der Geisterglaube und die Ausgrenzung der psychisch kranken Menschen in dem Maße rückläufig sein wird, wie gute Hilfe erkennbar und erfahrbar wird.
In einer Pilotstudie wurden insgesamt 71 Camps de Prière in der Gegend rund um Bouaké erfasst, 40 von ihnen untersucht. Darüber wurde eine Dokumentation erstellt. In einem weiteren Schritt sollen alle Camps de Prière in der Elfenbeinküste erfasst und selektiv untersucht werden.
Das Projekt arbeitet mit der nationalen Pharmaziebehörde zusammen, um die Belieferung der Zentren mit Medikamenten aufzubauen.
Wir haben das Projekt zuletzt im April 2019 besucht (siehe Reisebericht).
In ganz Westafrika (und nicht nur dort) werden psychisch kranke Menschen ausgegrenzt und weggesperrt. Auch in Burkina Faso geschieht das täglich. Der Pfarrer und Musiker Tankpari Guitanga hat lange dem Elend zugeschaut und sich dann entschieden, selbst zu helfen. Er gründete im Mai 2015 die Hilfsorganisation Yenfaabima e.V., und begann seine Arbeit in einem kleinen angemieteten Haus in der Gemeinde Piéla im Osten von Burkina Faso.
Anfangs kamen 40 Personen zur monatlichen psychiatrischen Sprechstunde, doch das Angebot des Zentrums sprach sich schnell herum und wurde über das Radio weiter verbreitet. Längst sind es mehrere hundert psychisch Kranke, die jeden Monat oft von weit her den Weg nach Piéla finden und dort behandelt werden. Die behandelnden Pfleger, die die monatlichen mehrtägigen Sprechstunden durchführten, sind bislang aus der Hauptstadt Ouagadougou sowie aus dem 360 Kilometer entfernten Ort Ouahiguya angereist. Einer der Krankenpfleger – Timothée Tindano — bekam mit unserer finanziellen Unterstützung das Angebot, direkt in Piela zu arbeiten, so dass er nicht mehr die vielen Kilometer anreisen muss. Er hat dieses Angebot gerne angenommen und wird einen Teil seiner Arbeit darauf verwenden, die umliegenden Gesundheitszentren zu kontaktieren und die dortigen KrankenpflegerInnen und Agents de Santé auszubilden. Er soll auch die örtlichen Autoritäten über die Situation psychisch kranker Menschen informieren, die Camps de Priere aufsuchen und sie zur Zusammenarbeit motivieren.
Lesen Sie hier aktuelle Fallberichte der Arbeit von Yenfaabima.