Neu­ver­öf­fent­li­chung: ‘A respon­se to cri­ti­cism of the glo­bal men­tal health movement’

Am 13.01.2025 ist ein Arti­kel unse­res 1. Vor­stan­des Micha­el Hup­pertz zur Kri­tik an der Glo­bal Men­tal Health Bewe­gung erschie­nen (open access).

Hup­pertz M. (2025). A respon­se to cri­ti­cism of the glo­bal men­tal health move­ment. How pola­riz­a­ti­on can be over­co­me in theo­ry and in west Afri­can social psych­iatric prac­ti­ceGlo­bal men­tal health (Cam­bridge, Eng­land)11, e135.

https://doi.org/10.1017/gmh.2024.120

Er han­delt von der vehe­men­ten Kri­tik an der Aus­wei­tung der “west­li­chen” Psych­ia­trie in den Glo­ba­len Süden, dem Vor­wurf des Kolo­nia­lis­mus, vom Nut­zen des medi­zi­ni­schen Modells, dem Dia­log zwi­schen Kul­tu­ren und ähn­li­chen Unter­the­men, stellt aber auch unser Pro­jekt in der Elfen­bein­küs­te vor. Er ver­sucht, aus der Kon­tro­ver­se eine kon­struk­ti­ve plu­ra­lis­ti­sche Sicht­wei­se zu entwickeln.

MCF Jah­res­rück­blick 2024

Am Ende die­ses Jah­res möch­ten wir Ihnen über den Stand der Arbeit der Mind­ful Chan­ge Foun­da­ti­on berich­ten.

Die Prak­ti­sche Arbeit von Yen­faa­bi­ma in Piéla

Timo­thée Tind­an­do, des­sen Arbeit als Pfle­ger MCF mit­fi­nan­ziert, schickt MCF monat­li­che Berich­te über die Zahl und die Dia­gno­sen der behan­del­ten Patient:innen mit einem anschlie­ßen­den Kom­men­tar zu den Schwie­rig­kei­ten und Erfolgen.

Hier fin­den Sie die aktu­el­len Fall­be­rich­te als pdf-Datei mit Fotos zum Down­load und auf der Yen­faa­bi­ma Web­site mehr zur aktu­el­len Arbeit in Piéla.

Zwei Kom­men­ta­re von Juli und August 2024

Im Lau­fe des Monats Juli gab es vie­le Sor­gen für unse­re Frei­wil­li­gen, die sich in den von Ter­ro­ris­ten heim­ge­such­ten Gebie­ten auf­hal­ten, und vor allem für unse­re Kran­ken, die sowohl um ihr Über­le­ben als auch um die Fort­set­zung der Besu­che in Yen­faa­bi­ma kämp­fen, da die Zugangs­we­ge fast unpas­sier­bar sind. Wir bedau­ern, dass die Ter­ro­ris­ten in die­sem Zusam­men­hang drei unse­rer Kran­ken ermor­det haben. Die Han­dys unse­rer Hel­fer sind größ­ten­teils unbrauch­bar. In eini­gen Gebie­ten, die als zu gefähr­lich ein­ge­stuft wur­den, haben wir die Nut­zung der von MCF erwor­be­nen Motor­rä­der vor­über­ge­hend aus­ge­setzt, um ihre Sicher­heit zu gewähr­leis­ten und auf eine bes­se­re Situa­ti­on zu war­ten, um sie wie­der für Haus­be­su­che ein­set­zen zu kön­nen. Wir haben auch Auf­klä­rungs­fahr­ten zu Kir­chen durchgeführt.“

Abge­se­hen von der Hun­gers­not im Monat August, die vie­le unse­rer Pati­en­ten auf­grund des aktu­el­len Sicher­heits­pro­blems ver­spü­ren, haben wir kei­ne gro­ßen Sor­gen. Es gelingt uns, die Behand­lung der Kran­ken mit Medi­ka­men­ten fort­zu­set­zen, ins­be­son­de­re mit Neu­ro­lep­ti­ka, die größ­ten­teils vor Ort in Pié­la in einer Pri­vat­apo­the­ke erhält­lich sind. Unser Zen­trum ist gut gesi­chert, da wir von einer stän­di­gen Bewa­chung der Gemein­de durch die Ord­nungs­kräf­te pro­fi­tie­ren, die mehr als 800 m hin­ter Yen­faa­bi­ma sta­tio­niert sind.”

Fall­bei­spie­le

Dar­über hin­aus las­sen uns die Mitarbeiter:innen anhand von Fall­be­rich­ten an der Arbeit von Yen­faa­bi­ma teilhaben.

Lei­der muss­ten wir auch erfah­ren, dass drei Pati­en­ten von Yen­faa­bi­ma von Ter­ro­ris­ten getö­tet wur­den, wie auch ein Mit­ar­bei­ter, als er einen Pati­en­ten auf­su­chen wollte.

Febru­ar 2024

Frau L M wur­de von einem Frei­wil­li­gen in ihrer Woh­nung in Pié­la besucht. Die Pati­en­tin hat­te sich nach ihrem letz­ten Besuch in Yen­faa­bi­ma vor vier Mona­ten gewei­gert, zu einem wei­te­ren Ter­min zu kom­men. Ihre Mut­ter kam zu uns und bat uns, bei ihr vor­bei­zu­kom­men, um sie zu über­zeu­gen, ihre Behand­lung fort­zu­set­zen. Der Frei­wil­li­ge stell­te fest, dass es der Pati­en­tin phy­sisch und psy­chisch nicht gut ging, da sie kör­per­lich abge­nom­men hat­te und psy­chisch auf­fäl­lig war. Sie rede­te sehr viel und sprach Belei­di­gun­gen aus, alles in zusam­men­hang­lo­sen Wor­ten. Der Frei­wil­li­ge über­zeug­te die Eltern, dass die Pati­en­tin auf­grund ihres All­ge­mein­zu­stan­des zunächst im medi­zi­ni­schen Zen­trum mit chir­ur­gi­scher Zweig­stel­le in Pié­la unter­sucht wer­den müs­se, bevor sie zur psych­ia­tri­schen Behand­lung nach Yen­faa­bi­ma kom­men soll­te. Zwei Tage spä­ter wur­de sie in das Kran­ken­haus ein­ge­wie­sen. Die Dia­gno­se lau­te­te Typhus und Mala­ria. Wäh­rend ihres Kran­ken­haus­auf­ent­halts wur­de der Pfle­ger von Yen­faa­bi­ma in das medi­zi­ni­sche Zen­trum geru­fen, um die Pati­en­tin psych­ia­trisch zu unter­su­chen. Die Pati­en­tin wur­de gut behan­delt und nach zwei Wochen Kran­ken­haus­auf­ent­halt entlassen.

März 2024

MR LD wohnt in Dar­on­gou. Er wur­de am 16. März 2024 von einem Team unter der Lei­tung des Gesund­heits­hel­fers besucht. LD wur­de vor ca. 2 Jah­ren in Yen­faa­bi­ma wegen para­no­ider Schi­zo­phre­nie behan­delt. Seit über 6 Mona­ten ist er nicht mehr gekom­men. Dies führ­te zu die­sem Besuch, der ursprüng­lich in sei­nem Haus geplant war, aber zur all­ge­mei­nen Über­ra­schung war der Pati­ent zum Zeit­punkt des Besuchs in sei­nem Gar­ten, etwa einen Kilo­me­ter von sei­nem Haus ent­fernt. Sein älte­rer Bru­der erzähl­te uns, dass er sich oft selt­sam ver­hal­te, was ihn aber nicht dar­an hin­de­re, sei­ne Tätig­kei­ten, ins­be­son­de­re die Gar­ten­ar­beit, zu ver­rich­ten. Der Gesund­heits­hel­fer riet ihm, wie­der zu Kon­sul­ta­tio­nen nach Yen­faa­bi­ma zu kom­men, was der Pati­ent und sei­ne gan­ze Fami­lie akzep­tier­ten. In sei­nem Gar­ten wuch­sen Mais, Zwie­beln und Tomaten.

April 2024

In Dabil­gou wur­de ein Haus­be­such bei einer über 70-jäh­ri­gen Pati­en­tin durch­ge­führt. Ihr Name ist M.K. Sie wird seit meh­re­ren Jah­ren wegen einer chro­nisch hal­lu­zi­na­to­ri­schen Psy­cho­se im Auf­nah­me­zen­trum Yen­faa­bi­ma betreut. Bei einem Haus­be­such stell­te der Gesund­heits­hel­fer fest, dass sie lan­ge schmut­zi­ge Fin­ger­nä­gel hat­te und wenig Kör­per­hy­gie­ne. Sie war psy­chisch nicht sta­bil und hat­te Hal­lu­zi­na­tio­nen. Sie hat­te ihre Medi­ka­men­te seit etwa einem Monat nicht mehr ein­ge­nom­men. Der Gesund­heits­hel­fer schnitt ihre Fin­ger­nä­gel und rei­nig­te sie. Ihrem Sohn wur­de ein Ter­min gege­ben, damit er die Medi­ka­men­te in der Ambu­lanz von Yen­faa­bi­ma abholt und die Behand­lung wie­der auf­ge­nom­men wer­den kann. Ihre Kin­der erhiel­ten Rat­schlä­ge bezüg­lich Kör­per­pfle­ge und Ernäh­rung, um das kör­per­li­che Wohl­be­fin­den der Pati­en­tin zu verbessern.

Juni 2024

L.P. ist ein Pati­ent, der in Houa­ri­ko­a­ga lebt. Bei ihm wur­de in Yen­faa­bi­ma eine Grand-Mal-Epi­lep­sie dia­gnos­ti­ziert. Er hat­te jedoch die Behand­lung abge­bro­chen, da sein Anti­epi­lep­ti­kum (Phe­no­bar­bi­tal) zu die­sem Zeit­punkt nir­gends zu bekom­men war, und war in ein Gebets­zen­trum nach Fada gegan­gen. Dort brach sei­ne Sym­pto­ma­tik mit enor­men epi­lep­ti­schen Anfäl­len vom Typ eines Sta­tus epi­lep­ti­cus wie­der aus. Sei­ne Eltern brach­ten ihn in sein Dorf zurück. Er war apa­thisch und bekam fast alle 10 Minu­ten einen Krampfan­fall. Einer sei­ner älte­ren Brü­der alar­mier­te Pas­tor G., der ihn zu Hau­se besuch­te. Die­ser Besuch, — so berich­te­te der Gesund­heits­hel­fer — ermög­lich­te die Wie­der­her­stel­lung einer the­ra­peu­ti­schen Bezie­hung zu L.P., dem es jetzt gut geht. Der Pas­tor besuch­te ihn zwei Wochen lang täg­lich zu Hau­se. Sein nächs­ter Ter­min ist Ende August im Yenfaabima-Aufnahmezentrum.

August 2024

Eine Pati­en­tin namens K L aus Tiongo­po­ri wird seit über drei Jah­ren in Yen­faa­bi­ma betreut und erhielt die Dia­gno­se einer chro­nisch-hal­lu­zi­na­to­ri­schen Psy­cho­se. Einer der frei­wil­li­gen Gesund­heits­hel­fer hat sie auf­ge­sucht, weil sie eine psy­cho­mo­to­ri­sche Unru­he mit vie­len Hal­lu­zi­na­tio­nen ent­wi­ckelt hat­te. Kurz zuvor hat­te sie einen nahen Ver­wand­ten ver­lo­ren. Es wur­de ein mög­li­cher Zusam­men­hang zwi­schen der Ver­schlech­te­rung und dem Ver­lust ver­mu­tet. Pas­tor G. wur­de um Hil­fe gebe­ten und er brach­te die Pati­en­tin noch am sel­ben Tag nach Yen­faa­bi­ma in Beglei­tung ihrer zwei Kin­der, wo ihr gehol­fen wer­den konnte.

Sep­tem­ber 2024

G.B. hat­ten wir seit mehr als sie­ben Mona­ten aus den Augen ver­lo­ren. Dank eines rou­ti­ne­mä­ßi­gen Pro­gramms für unan­ge­kün­dig­te Besu­che woll­te Pas­tor Guitan­ga sie auf­su­chen. Er muss­te fest­stel­len, dass unse­re Pati­en­tin zu einem tra­di­tio­nel­len Hei­ler gegan­gen war, in ein Dorf, das 20 km von Pié­la ent­fernt liegt. Bei die­sem Besuch erfuhr Pas­tor G., war­um sie die Behand­lung unter­bro­chen hat­te: Ihr Sohn berich­te­te, dass eine fal­sche Vor­stel­lung über die Ursa­che ihrer Krank­heit der eigent­li­che Grund dafür sei. Ihr Vater habe gesagt, dass er die Ahnen um ihre Geburt gebe­ten habe; und da er den Ver­spre­chen, die er dabei gege­ben habe, nicht nach­ge­kom­men sei, sei­en die Göt­ter der Ahnen wütend gewor­den. Daher hoff­te er, dass tra­di­tio­nel­le Hei­ler das Pro­blem der Krank­heit sei­ner Toch­ter (unse­rer Pati­en­tin) lösen könn­ten, da die­se sich — zumin­dest aus sei­ner Sicht — für die Hei­lung von G.B. ver­wen­den könn­ten. Nach lan­gen Ver­hand­lun­gen zwi­schen dem Pas­tor, G.B.s Onkeln und dem tra­di­tio­nel­len Hei­ler, sowie inten­si­ver Auf­klä­rung sei­tens Pas­tor Guitan­gas wur­de die­sem die Erlaub­nis erteilt, die Pati­en­tin in die Ambu­lanz nach Yen­faa­bi­ma zu brin­gen. Ihr Sohn setz­te sich sehr für die medi­zi­ni­sche Behand­lung der Mut­ter ein. So konn­te die Pati­en­tin noch am sel­ben Tag in Yen­faa­bi­ma behan­delt wer­den. Sie wur­de im Fahr­zeug des Pas­tors trans­por­tiert. Der Hei­ler ver­bot uns, Auf­nah­men bei ihm zu machen.

Geschäfts­be­richt 2023

Hier fin­den Sie den aus­führ­li­chen aktu­el­len Geschäfts­be­richt 2023 der Mind­ful Chan­ge Foun­da­ti­on inklu­si­ve finan­zi­el­lem Bericht als pdf-Datei.

Bericht über die Tätig­keit der Stiftung

Über­blick

Im Jahr 2023 haben wir

- das Samen­ta­com-Pro­jekt in der Côte d’I­voi­re und das Yen­faa­bi­ma-Pro­jekt aus Bur­ki­na Faso fort­ge­führt und

- die Umset­zung des 2022 geplan­ten Pro­jekts „CAMPPSY“ der Zusam­men­ar­beit mit den Gebets­camps in zwei Regio­nen der Côte d’I­voi­re mit star­ker finan­zi­el­ler Unter­stüt­zung der Schmitz-Stif­tun­gen realisiert.

Wir haben in dem Geschäfts­be­richt von 2022 unse­re grund­sätz­li­che Aus­rich­tung und die bei­den dau­er­ha­Hen Pro­jek­te aus­führ­lich vor­ge­stellt. Des­halb wol­len wir dies­mal vor allem über das 3. Pro­jekt berich­ten, das vor­ran­gig unse­re Auf­merk­sam­keit bean­sprucht hat.

Samen­ta­com / Côte d’Ivoire

Die Akti­vi­tä­ten im Rah­men von Samen­ta­com in der Elfen­bein­küs­te wur­den unver­än­dert und in ähn­li­chem Umfang fort­ge­setzt: Super­vi­si­on der Behand­lun­gen in den Cen­tres de San­té (Dis­pen­saires), Tele­fon­be­ra­tun­gen, auf­su­chen­de Hil­fe und Arbeit mit den Fami­li­en durch die Agents de san­té, staGo­nä­re Behand­lun­gen für ein­zel­ne Patient:innen, Unter­stüt­zung von zwei Selbst­hill­fe­grup­pen der Betrof­fe­nen und ihrer Ange­hö­ri­gen. Medi­ka­men­te konn­ten wir über Mede­or lie­fern, lei­der mit zeit­wei­li­gen Enpäs­sen (s. u. „Aus­blick“).
Eine beson­de­re Rol­le spie­len Auplä­rungs­ver­an­stal­tun­gen und Radio­sen­dun­gen. Die Fei­er des welt­wei­ten Tages der psy­chi­schen Gesund­heit im Kul­tur­zen­trum von Bro­bo­mit zahl­rei­chen Betrof­fe­nen, ihren Fami­li­en sowie den loka­len und regio­na­len Behör­den.
In 8 Gesund­heits­zen­tren wur­den ins­ge­samt 3936 PaGent:innen behan­delt, mit den Dia­gno­sen Psy­cho­se (52%), Depres­si­on (30 %) und Epi­lep­sie (10%), SonsG­ge (8%). In die­sem Jahr (2024) pla­nen wir grö­ße­re Ver­än­de­run­gen, weil die Zusam­men­ar­beit mit den Gebets­camps, die in dem Son­der­pro­jekt ent­wi­ckelt wur­de, ab 2025 in Samen­ta­com inte­griert wer­den soll (s. u.).

Yen­faa­bi­ma / Bur­ki­na Faso

In Bur­ki­na Faso war und ist die Situa­ti­on durch die Ver­schlim­me­rung der Sicher­heits­la­ge wesent­lich schwie­ri­ger. Die Arbeit von Yen­faa­bi­ma war durch die kri­mi­nel­len und poli­tisch-mili­tä­ri­schen Unru­hen im Land 2023 sehr beein­träch­tigt. Die Pro­ble­me sind auch in der Stadt und in der Umge­bung von Pié­la, dem Ort, an dem Yen­faa­bi­ma arbei­tet, mas­siv. Vie­le Men­schen sind nach Über­fäl­len vom Land in die Stadt geflüch­tet. Psy­chisch kran­ke Men­schen und ihre Ange­hö­ri­gen wur­den ver­mehrt im Zen­trum von Yen­faa­bi­ma auf­ge­nom­men. Die Ver­sor­gung mit Lebens­mit­teln war und ist noch ein erheb­li­ches Pro­blem. Eine auf­su­chen­de psych­ia­tri­sche Arbeit war nur ein­ge­schränkt mög­lich und mit erheb­li­chen Gefah­ren ver­bun­den. Den­noch wur­de (und wer­den) ca. 200 Patient:innen / Monat ambu­lant behan­delt, dar­über­hin­aus Haus­be­su­che durch die Agents de san­té, Not­fall­auf­nah­men im Zen­trum von Yen­faa­bi­ma und öffent­li­che Ver­an­stal­tun­gen zur Auf­klä­rung über schwe­re psy­chi­sche Erkran­kun­gen und Epi­lep­sie durchgeführt.

Inzwi­schen liegt eine staat­li­che Geneh­mi­gung für Fort­bil­dun­gen vor, um die sich Yen­faa­bi­ma über Jah­re bemüht hat. Es bleibt wei­ter­hin ein Ziel, auch Fort­bil­dun­gen und Superv­sio­nen in den Cen­tres de San­té durch­zu­füh­ren, aber die aktu­el­le Situa­ti­on macht eine Erwei­te­rung der Akti­vi­tä­ten fast unmöglich.

Unse­re Unter­stüt­zung bestand 2023 in einer Betei­li­gung an der Finan­zie­rung der Stel­le von Timo­thée Tinda­no und eines Teils der benö­tig­ten Medi­ka­men­te, sofern sie von den Patient:innen und ihren Fami­li­en nicht bezahlt wer­den kön­nen. In gerin­gem Umfang wur­den von uns auch drin­gend not­wen­di­ge tech­ni­sche Hilfs­mit­tel finan­ziert. Wir haben unse­re Unter­stüt­zung also unver­än­dert fort­ge­setzt und tun dies wei­te­rin in der Hoff­nung, dass sich die Gesamt­si­tua­ti­on vor Ort bald bes­sert und die psych­ia­tri­sche Arbeit inten­si­viert wer­den kann.

Camp­p­sy / Côte d ́Ivoire

Mit Unter­stüt­zung der Schmitz-Stif­tun­gen (https://www.schmitz-stiftungen.de) haben wir 2022 mit unse­rer Part­ner-Orga­ni­sa­ti­on MCF-CI ein neu­es Pro­jekt in der Elfen­bein­küs­te ent­wi­ckelt. Über die­se Vor­ar­beit, ins­be­son­de­re die not­wen­di­gen Erhe­bun­gen und Expe­di­tio­nen zu die­sen Camps, haben wir in dem Geschäfts­be­richt von 2022 eben­falls aus­führ­lich berich­tet. 2023 wur­de es nun umge­setzt und finan­ziert. Es beinhal­te­te eine Koope­ra­ti­on mit 10 Gebets­camps in der Côte d’I­voi­re. Dort wur­den ins­ge­samt 100 Patient:innen behan­delt. Jedem Gebets­camp war ein Agent de San­té zuge­ord­net, ein Team aus Psych­ia­tern, Krankenpfleger:innen und einer Psy­cho­lo­gin besuch­te regel­mä­ßig die Camps und leg­te die Behand­lung fest. Zu Beginn des Pro­jekts Patient:innen an Bäu­me ange­ket­tet, die meis­ten über vie­le Jah­re. Nach drei Mona­ten Lauf­zeit war es mög­lich, alle von den Ket­ten zu befrei­en und nach 6 Mona­ten war über die Hälf­te der Patient:innen nach Hau­se ent­las­sen. Die Durch­füh­rung des Pro­jekts war nicht ein­fach: Die Trans­port­mit­tel erwie­sen sich als repa­ra­tur­an­fäl­li­ger als gedacht, die Medi­ka­ment­ver­sor­gung war in einer Pha­se unzu­rei­chend, die Vor­un­ter­su­chung waren eben­so wie Eva­lua­ti­on nicht so umfas­send und neu­tral wie geplant und vor allem erwies es sich als schwie­rig, die Nach­be­hand­lung zu gewähr­leis­ten. Dabei ist eine gute Nach­sor­ge die größ­te Her­aus­for­de­rung. Um sie zu bewäl­ti­gen, ist es not­wen­dig, die Gebets­camps so aus­zu­wäh­len, dass von Anfang an eine Betreu­ung durch die Cen­tres de San­té mög­lich ist, die sich zum Einen in der Nähe befin­den und die zum Zwei­ten über Mitarbeiter:innen ver­fü­gen, die für die Behand­lung von schwe­ren psy­chi­schen Erkran­kun­gen und Epi­lep­sie aus­ge­bil­det sind. Das Team von Samen­ta­com kann sich dann auf die Super­vi­si­on und Orga­ni­sa­ti­on kon­zen­trie­ren. Wir haben sehr viel bei die­sem Modell­pro­jekt gelernt und müs­sen nun die rich­ti­gen Schlüs­se zie­hen und umsetzen.

Aber nicht nur als Ver­such und als Lern­er­fah­rung, son­dern auch als unmit­tel­ba­re Bes­se­rung der Situ­a­Gon der Betrof­fe­nen und ihrer Ange­hö­ri­gen war das Pro­jekt ein Erfolg. Als wir im März/April 2024 eini­ge die­ser Camps besuch­ten, begeg­ne­ten wir einer bewe­gen­den Dank­bar­keit von Patient:innen, Ange­hö­ri­gen, Mit­ar­bei­tern des Pro­jekts und sogar von den Lei­tern der Camps, die die guten Ver­läu­fe teil­wei­se so erklär­ten, dass durch die Medi­ka­men­te ihre Gebe­te viel bes­ser zu den Patient:innen durch­dran­gen. Einen aus­führ­li­chen Bericht von die­ser Rei­se fin­den Sie unter „Aktu­el­les“ auf https://mindful-change.org/.

Auch zwei afri­ka­ni­sche Fern­seh­sen­der haben über das Camp­p­sy-Pro­jekt berichtet.

Aus­blick

Das Team in der Elfen­bein­küs­te plant mit unse­rer Unter­stüt­zung, die Zusam­men­ar­beit mit den Pray­er Camps fort­zu­füh­ren – als inte­grier­ten Bestand­teil des über­ge­ord­ne­ten Modell­pro­jekts „Samen­ta­com“, das wir fort­set­zen wol­len. Die Pla­nung dazu ist im Gan­ge (Stand Okto­ber 2024). Wir wer­den dafür erneut För­der­mit­tel von einer finanz­stär­ke­ren Orga­ni­sa­ti­on ben­an­tra­gen. Der­zeit war­ten wir auf die Beur­tei­lung aller Daten und Abrech­nun­gen, die wir an die Schmitz-Stif­tun­gen gelie­fert haben, denen wir zu gro­ßem Dank ver­pflich­tet sind. Sowohl die Bean­tra­gun­gen als auch die Bilan­zie­run­gen sind für uns mit einem erheb­li­chen Auf­wand ver­bun­den und alles braucht sehr viel Zeit. Des­halb wird 2024 ein Über­gangs­jahr, in dem bei uns aller­dings wesent­li­che Ver­än­de­run­gen statt­fin­den, über die wir mög­lichst zeit­nah auf unse­rer Home­page berich­ten. Wir haben die Grün­dung eines Bei­rats beschlos­sen und er hat sich inzwi­schen kon­sti­tu­iert. Dar­über­hin­aus haben wir 2024 begon­nen, zwei wei­te­re Pro­jek­te, eins in Kame­run und eins in Indo­ne­si­en (Insel Flo­res), zu unter­stüt­zen. Auch die­se Pro­jek­te stel­len wir auf unse­rer Home­page vor. Die Grund­idee ist die einer Start­fi­nan­zie­rung und ‑bera­tung erfolgs­ver­spre­chen­der Pro­jek­te, die sich dann mit unse­rer Hil­fe und evtl. der Hil­fe ande­rer Orga­ni­sa­tio­nen zu Modell­pro­jek­ten wei­ter­ent­wi­ckeln kön­nen. Eine umfas­sen­de­re Ver­sor­gung in einem Land stre­ben wir nicht an, wohl aber zu zei­gen, dass grund­sätz­li­che Ver­bes­se­run­gen mög­lich sind.

Dr. Micha­el Hup­pertz, 1. Vor­stand MCF, (für den Vor­stand), Okto­ber 2024

Rei­se­be­richt: Côte d’I­voi­re 2024

Im März/April die­ses Jah­res ist wie­der ein Teil des Vor­stan­des der Mind­ful Chan­ge Foun­da­ti­on, Micha­el Hup­pertz und Mania Kroll, in die Elfen­bein­küs­te gereist um sich vor Ort einen Ein­druck über das Fort­schrei­ten der von uns unter­stütz­ten Pro­jek­te zu machen, uns mit den loka­len Partner:innen aus­zu­tau­schen und gemein­sam die nächs­ten Schrit­te zu planen.

Lesen Sie hier unse­ren aus­führ­li­chen Bericht:

TV-Repor­ta­ge über das CAMP­P­SY-Pro­jekt in der Elfenbeinküste

Am 22. Novem­ber 2023 ver­öf­fent­lich­te der ivo­ri­sche Pri­vat­fern­seh­sen­der NCI eine Repor­ta­ge über das CAMP­P­SY-Pro­jekt mit dem Titel “Camps de priè­re: le com­bat des pro­fes­si­onnels de la san­té” und ver­öf­fent­lich­te sie auf dem offi­zi­el­len NCI YouTube-Kanal.

Unser News­let­ter 2023

Wir möch­ten Ihnen zum Jah­res­en­de 2023 kurz über den Stand der Arbeit der Mind­ful Chan­ge Foun­da­ti­on berichten.

Wir freu­en uns, dass wir auch dank Ihrer Hil­fe unse­re Arbeit für die Men­schen mit schwe­ren psy­chi­schen und epi­lep­ti­schen Erkran­kun­gen in der Elfen­bein­küs­te und Bur­ki­na Faso fort­set­zen konnten. 

Einen umfas­sen­den Bericht über unse­re ver­gan­ge­ne Pla­nung für 2023 und einen Rück­blick auf das vori­ge Jahr 2022 fin­den Sie auf der Startseite.

WHO berich­tet über Pro­jekt in den Gebetscamps

Am 10. Okto­ber hat die WHO einen Bericht über die Unter­su­chung von 2021 und das Camp­p­sy-Pro­jekt in der Elfen­bein­küs­te ver­öf­fent­licht, das von den Schmitz-Stif­tun­gen aus dem EZ-Klein­pro­jek­te­fonds und uns finan­ziert und mit­ge­plant wur­de. Die­se Ver­öf­fent­li­chung ist ein wich­ti­ger Schritt, um die Situa­ti­on der Patient:innen in den Pray­er Camps inter­na­tio­nal bekannt zu machen und zu zei­gen wie sie ver­bes­sert wer­den kann.

Lesen Sie hier den gan­zen Artikel

Geschäfts­be­richt 2022

Hier fin­den Sie den aktu­el­len Geschäfts­be­richt 2022 der Mind­ful Chan­ge Foun­da­ti­on.

Bericht über unse­re Rei­se in die Elfen­bein­küs­te im Mai 2023 und den Stand der Pro­jek­te SAMENTACOM und CAMPPSY

Vom 4. bis zum 19. Mai 2023 reis­ten wir, Farie­deh Hup­pertz und Gesi­ne Heet­der­ks, dies­mal in Beglei­tung zwei befreun­de­ter Schwei­zer Arzt­kol­le­gen, Gio­van­na Kis­s­ner und Jürg Skalsky, erneut in die Cote d’Ivoire. Das sozi­al­psych­ia­tri­sche Pro­jekt SAMENTACOM wird die­ses Jahr ergänzt durch das Pro­jekt CAMPPSY: Pati­en­tin­nen und Pati­en­ten wer­den in soge­nann­ten Gebets­camps auf­ge­sucht und behandelt.

Men­schen mit psy­chi­schen und epi­lep­ti­schen Erkran­kun­gen in die medi­zi­ni­sche Grund­ver­sor­gung auf­neh­men — SAMENTACOM

SAMENTACOM steht für San­té Men­ta­le Com­mu­n­au­taire, d.h. psy­chi­sche Gesund­heit auf Gemein­de­ebe­ne. Wie in vie­len armen Regio­nen der Welt wer­den auch in der Elfen­bein­küs­te Men­schen mit schwe­ren psy­chi­schen Erkran­kun­gen oder Epi­lep­sie kaum dia­gnos­ti­ziert und behan­delt. Dar­aus ent­ste­hen leid­vol­le Lebens­um­stän­de für sie und ihre Fami­li­en. Das Pro­jekt Samen­ta­com ver­folgt das Ziel, psy­chisch kran­ken Men­schen eine sozi­al­psych­ia­tri­sche Behand­lung zu ermög­li­chen. Um dies zu errei­chen, ver­mit­telt das SAMEN­TA­COM-Team um den Psych­ia­ter Prof. Médard Koua psych­ia­tri­sche Grund­kennt­nis­se an Ärz­te und Pfle­ge­teams regio­na­ler Gesund­heits­zen­tren. Dort sind die neu aus­ge­bil­de­ten Pfle­ge­kräf­te und Gesund­heits­hel­fe­rin­nen und – hel­fer in der Lage, als ers­te und wich­tigs­te Ansprech­part­ner den Betrof­fe­nen zu hel­fen. Die oft sehr arme länd­li­che Bevöl­ke­rung erfährt so Auf­klä­rung, Unter­stüt­zung und Behand­lungs­mög­lich­kei­ten, wo psy­chi­sche Krank­hei­ten bis­lang nicht erkannt, anders gedeu­tet und stig­ma­ti­siert wurden.

Das Pilot­pro­jekt SAMENTACOM umfasst rund 10 Gesund­heits­zen­tren und wird von unse­rer Stif­tung seit 2018 finan­ziert. Die Orga­ni­sa­ti­on „Ärz­te ohne Gren­zen“, die das Pro­jekt über­zeu­gend fand, kam als zwei­te NGO dazu und hat 2022 mit der Finan­zie­rung wei­te­rer Gesund­heits­zen­tren begon­nen. Sie fin­den wei­te­re Infor­ma­tio­nen dazu auf unse­rer Website

Die­ses Jahr inter­es­sier­te uns ganz beson­ders der Ver­lauf des neu­en Pro­jekts mit Namen CAMPPSY. Das Pilot­pro­jekt wird von den Schmitz-Stif­tun­gen aus dem EZ-Klein­pro­jek­te­fonds, das über­wie­gend aus BMZ Mit­teln gespeist wird, und uns finan­ziert. Es macht sich zur Auf­ga­be, eine neue Koope­ra­ti­on mit sog. Gebets­camps zu begin­nen, in denen vie­le Män­ner und Frau­en mit psy­chi­schen Erkran­kun­gen zu fin­den sind.

Zur Situa­ti­on der Men­schen mit psy­chi­schen Erkran­kun­gen und Epilepsie

In der Elfen­bein­küs­te leben vie­le psy­chisch kran­ke Men­schen in sog. Gebets­camps. Gebets­camps sind Dör­fer zwi­schen 100 und 500 Ein­woh­nern, die über­all im Land ver­teilt sind. Sie sind in der Elfen­bein­küs­te sehr zahl­reich. Bei einer psy­chi­schen Erkran­kung oder einer Epi­lep­sie wer­den die Betrof­fe­nen häu­fig von ihren Ver­wand­ten in die­sen Camps gegen Zah­lung einer bestimm­ten Geld­sum­me unter­ge­bracht. Die Lei­ter die­ser Camps, auch Pro­phe­ten genannt, sind ein­fa­che Leu­te, oft Klein­bau­ern, ohne schu­li­sche Kennt­nis­se. Sie berich­te­ten, sie sei­en von Gott beru­fen, die­se Camps zu füh­ren. Die Pro­phe­ten leben und beten mit den Bewoh­nern für die Kran­ken. Dar­über hin­aus wer­den die­se mit Kräu­tern oder Fas­ten­ku­ren behan­delt, gele­gent­lich auch mit Schlä­gen, um böse Geis­ter aus­zu­trei­ben. Wenn Kran­ke aggres­siv sind oder weg­lau­fen wol­len, wer­den sie – manch­mal über meh­re­re Jah­re – an Bäu­me im Frei­en ange­ket­tet. Eine psych­ia­tri­sche Behand­lung nach dem medi­zi­ni­schen Modell ist weit­ge­hend unbe­kannt und wird zum Teil auch miss­trau­isch betrachtet.

Das Pro­jekt CAMPPSY

Ziel des Pro­jek­tes CAMPPSY ist es, psy­chisch kran­ke Men­schen, die in sol­chen Gebets­camps unter­ge­bracht sind, einer sozi­al­psych­ia­tri­schen Behand­lung zuzu­füh­ren. Die­se Men­schen sind für eine Behand­lung nur erreich­bar, wenn es gelingt, die Lei­ter der Camps zur Zusam­men­ar­beit zu gewin­nen und die Pati­en­ten und ihre Ange­hö­ri­gen über psy­chi­sche Erkran­kun­gen auf­zu­klä­ren. Hier­auf ist das Pro­jekt aus­ge­rich­tet: In zehn sol­cher Gebets­camps sol­len etwa 100 Pati­en­ten eine Behand­lung erhal­ten. Erreicht wer­den soll, dass sie so weit gesun­den, dass sie wie­der in ihren Fami­li­en leben kön­nen und die ange­ket­te­ten Pati­en­tin­nen und Pati­en­ten von ihren Ket­ten befreit wer­den und sich wie­der frei im All­tag bewe­gen kön­nen. Die wei­te­re Ver­sor­gung kann dann von Gesund­heits­zen­tren, die dafür aus­ge­bil­det sind, über­nom­men werden.

Auf unse­rer Rei­se woll­ten wir uns ein Bild machen über die prak­ti­sche Arbeit vor Ort des CAMPPSY Teams, das vom ivo­ri­schen Psych­ia­ter Médard Koua , Pro­fes­sor für Psych­ia­trie an der Uni­ver­si­tät von Bouaké, zusam­men­ge­stellt wur­de. Wir konn­ten die Tätig­keit des Teams in sie­ben die­ser Gebets­camps beob­ach­ten, beglei­ten und bera­ten. Wir haben vier Gebets­camps in der Gegend von Bouaké und drei Camps in der Gegend der 6 Stun­den und 357 km ent­fernt lie­gen­den Stadt Sou­bré besucht.

Wir tra­fen ein sehr moti­vier­tes Team an, das bereit war, mit uns über die begon­ne­ne Arbeit zu dis­ku­tie­ren und uns in die Zen­tren der prak­ti­schen Arbeit mit­zu­neh­men. Das Team bestand aus Psych­ia­tern, Pfle­ge­kräf­ten, Phar­ma­zie- Assis­ten­zen, Sozio­lo­gen und Agents de San­té (Per­so­nen, die über eine ele­men­ta­re Aus­bil­dung für psy­chi­sche Erkran­kun­gen, vor allem aber gute Kennt­nis­se der loka­len Gege­ben­hei­ten ver­fü­gen). Die Wege zu den Gebets­camps waren extrem schlecht, ins­be­son­de­re nach Regen­güs­sen, eine Her­aus­for­de­rung für Fah­rer und Beglei­ter. Wir wur­den gründ­lich durchgeschüttelt.

Wir konn­ten nur christ­lich geführ­te Camps besu­chen. Mus­li­mi­sche oder tra­di­tio­nel­le Camps sind in der Elfen­bein­küs­te eben­falls zu fin­den. Doch ist es bis­her mit die­sen Camps nicht zu einer Koope­ra­ti­on gekommen.

Von den Pro­phe­ten der Camps wur­den wir freund­lich begrüßt mit einer klei­nen Zere­mo­nie, bei der man Neu­ig­kei­ten aus­tau­schen und Fra­gen stel­len konn­te. Es wur­den auch Bit­ten um Unter­stüt­zung bei Nah­rungs­mit­teln oder beim Bau eines Brun­nens geäu­ßert. Nicht alle Camps hat­ten sau­be­res Was­ser. Die Hüt­ten waren oft sehr ein­fach, manch­mal auch sehr ärm­lich, die Wän­de aus Lehm und zusam­men­ge­sam­mel­tem Holz, die Dächer aus Palm­blät­tern und schwar­ze Plas­tik­pla­nen kon­stru­iert, um die hef­ti­gen Regen­güs­se aufzuhalten.

Die Sprech­stun­den fan­den meist im Frei­en, manch­mal auch in einer ein­fa­chen Hal­le statt, die sonst für Got­tes­diens­te und Ver­samm­lun­gen genutzt wur­de. Kin­der spiel­ten in der Nähe, manch­mal gesell­ten sich auch ande­re Dorf­be­woh­ner dazu, um in einem gewis­sen Abstand zu schau­en, was da geschieht. Es waren auch Ange­hö­ri­ge waren dabei, die mit den Pati­en­ten im Camp leben und sich um sie küm­mer­ten, sie mit Nah­rung und den ver­schrie­be­nen Medi­ka­men­ten versorgten.

Die Pro­phe­ten klag­ten jedoch auch dar­über, dass psy­chisch kran­ke Men­schen mit der Bit­te um Hei­lung in die Camps gebracht wür­den, die Ange­hö­ri­gen sich aber dann aus dem Staub mach­ten, ohne wei­ter für das kran­ke Fami­li­en­mit­glied zu sor­gen. Auch die Wie­der­auf­nah­me der Gene­se­nen in deren Dorf wer­de manch­mal boy­kot­tiert. Gele­gent­lich, so wur­de uns berich­tet, hät­ten die Dorf­be­woh­ner die Fel­der des Kran­ken wäh­rend des­sen Auf­ent­halt im Gebets­camp unter sich aufgeteilt.

Wir sahen vie­le psy­chisch schwer erkrank­te Men­schen, die drin­gend einer Behand­lung bedurf­ten. Auch waren eini­ge seit Jah­ren ange­ket­tet. In den Camps, wo das Team schon begon­nen hat­te zu arbei­ten, berich­te­ten Pati­en­ten und Ange­hö­ri­ge über erstaun­li­che Ver­bes­se­run­gen der Krank­heits­sym­pto­me. Meh­re­re Pati­en­ten konn­ten von ihren Ket­ten befreit werden.

Die meis­ten Gesprä­che wur­den in Baou­lé geführt, einer Spra­che, die ein gro­ßer Teil der ivo­ri­schen Bevöl­ke­rung spricht. Nicht alle sind mit der offi­zi­el­len Lan­des­spra­che Fran­zö­sisch ver­traut. Der Arzt über­setz­te eini­ges. Aber auch das dort gespro­che­ne Fran­zö­sisch konn­ten wir nicht immer ver­ste­hen und waren dann auf unse­re Beob­ach­tun­gen angewiesen.

Die Auf­klä­rung dar­über, dass es sich bei den Sym­pto­men der Pati­en­ten um eine Krank­heit und nicht um Beses­sen­heit durch böse Geis­ter han­delt, scheint inzwi­schen doch eini­ges zu bewir­ken. Für die Ange­hö­ri­gen, oft besorg­te und mit ihren Kin­dern lei­den­de Müt­ter, Ehe­gat­ten oder ande­re – meist weib­li­che – Ver­wand­te war es auch ein Hoff­nungs­schim­mer, dass eine Gesun­dung oder zumin­dest eine Ver­bes­se­rung der Sym­pto­me mög­lich ist und es einen Weg aus der völ­li­gen Aus­sichts­lo­sig­keit gibt. Wir hof­fen sehr, dass die­ses Pro­jekt mehr und mehr Men­schen überzeugt.

Beein­druckt hat uns ein Got­tes­dienst, der nahe eines Gebets­camps statt­fand. Wir wur­den gebe­ten teil­zu­neh­men, weil dort auch für die psy­chisch kran­ken Men­schen gebe­tet wer­den soll­te. Wir fan­den uns inmit­ten vie­ler Men­schen wie­der, die tanz­ten, san­gen und bete­ten und uns lachend begrüß­ten. Ihre Spi­ri­tua­li­tät hat­te etwas sehr Fröh­li­ches, Zuge­wand­tes. Nach dem Got­tes­dienst kamen eini­ge Hil­fe­su­chen­de mit psy­chi­schen Pro­ble­men in die Sprech­stun­de des CAMPPSY Teams auf dem Camp-Gelände.

Man­gel an Medi­ka­men­ten ein wie­der­keh­ren­des Problem

Die Lie­fe­rung von Medi­ka­men­ten stell­te ein aku­tes Pro­blem dar. Phe­no­bar­bi­tal, ein häu­fig ver­wen­de­tes Medi­ka­ment gegen Epi­lep­sie, konn­te über eine gewis­se Zeit nicht gelie­fert wer­den. Dies ist ein Medi­ka­ment, das nor­ma­ler­wei­se von der Natio­na­len Phar­ma­zie­be­hör­de gelie­fert wird. Eine Umstel­lung auf Car­ba­ma­ze­pin, ein bei uns gebräuch­li­ches Anti­epi­lep­ti­kum, war für vie­le Pati­en­ten zu teu­er, weil die Hand­ha­bung eines von uns finan­zier­ten Sozi­al­fonds sich in der Pra­xis immer wie­der als sehr schwie­rig erweist. Es gab logis­ti­sche Pro­ble­me bei der Medi­ka­men­ten­lie­fe­rung. Action Mede­or, unse­re bewähr­te deut­sche Part­ner-NGO, die SAMENTACOM mit Medi­ka­men­ten zu güns­ti­gen Prei­sen belie­fert, konn­te selbst zeit­wei­lig bestimm­te Medi­ka­men­te nicht auf dem Markt beschaf­fen. Aber es gab auch logis­ti­sche Lie­fer­pro­ble­me vor Ort, sodass unse­re Pro­jekt­part­ner aus ver­schie­de­nen Grün­den zeit­wei­se nicht über genü­gend Medi­ka­men­te ver­füg­ten. Hel­fer vor Ort baten hän­de­rin­gend um finan­zi­el­le Unter­stüt­zung, damit die Behand­lung Schwer­kran­ker fort­ge­setzt wer­den konnte.

Wir muss­ten fest­stel­len, dass es Behand­lungs­ab­brü­che aus finan­zi­el­ler Not gibt. Ört­li­che Apo­the­ken ver­fü­gen zwar über geeig­ne­te Medi­ka­men­te, doch sind die­se für die Pati­en­ten in der Regel nicht bezahl­bar. Wir konn­ten akut aus­hel­fen, waren aber sehr erschüt­tert dar­über, wie groß die Not ist. Wir haben uns dafür ein­ge­setzt, dass grö­ße­re Vor­rä­te für sol­che Kri­sen­zei­ten geschaf­fen wer­den. Unse­re Stif­tung wird dafür wei­ter finan­zi­el­le Unter­stüt­zung leisten.

Ermu­ti­gen und sicht­bar wer­den: Selbst­hil­fe­grup­pe für Men­schen mit psy­chi­schen Erkrankungen

Sehr gefreut haben wir uns über einen Besuch in Bro­bo nahe Bouaké, wo sich eine seit einem Jahr bestehen­de Selbst­hil­fe­grup­pe von Pati­en­ten mit psy­chi­schen Erkran­kun­gen ein­mal monat­lich trifft. Eini­ge Ange­hö­ri­ge beglei­te­ten die Pati­en­ten und es fand ein reger Aus­tausch statt. Die Grup­pe dient dazu, dass die Pati­en­ten sich gegen­sei­tig unter­stüt­zen und ihrer Dis­kri­mi­nie­rung ent­ge­gen­wir­ken. Die­se Grup­pe wird von unse­ren Part­nern unter­stützt und beglei­tet. Der­ar­ti­ge Selbst­hil­fe­grup­pen sind an meh­re­ren Orten geplant. Auch die WHO emp­fiehlt die Bil­dung die­ser Grup­pen, um die gesell­schaft­li­che Posi­ti­on der Betrof­fe­nen und der Ange­hö­ri­gen zu stärken.

Wei­ter­ent­wick­lung in der Elfen­bein­küs­te: Wach­sen­de Sen­si­bi­li­sie­rung für psy­chi­sche Gesund­heit in der Bevölkerung

Inzwi­schen hat unse­re ivo­ri­sche Part­ner- NGO Mind­ful Chan­ge-CI bei den poli­ti­schen Stel­len einen gewis­sen Bekannt­heits­grad erreicht. Pro­fes­sor Koua wur­de 2022 staat­li­cher­seits zum koor­di­nie­ren­den Direk­tor des „Natio­na­len Pro­gramms für Psy­chi­sche Gesund­heit“ in der Côte d’Ivoire ernannt. Sei­ne Insti­tu­ti­on ist jedoch bis­lang finan­zi­ell schwach ausgestattet.

In Abidjan konn­ten wir aber an einer viel­be­ach­te­ten Kon­fe­renz mit Regie­rungs­ver­tre­tern, Ver­tre­tern der WHO und „Ärz­te ohne Gren­zen“ teil­neh­men. Dort wur­den ers­te Schrit­te für den Zugang von Frau­en und Müt­tern mit psy­chi­schen Pro­ble­men zu einer kom­pe­ten­ten psych­ia­tri­schen Ver­sor­gung geplant, und um finan­zi­el­le Unter­stüt­zung gebe­ten. Es besteht begrün­de­te Hoff­nung, dass der Staat sich durch die­se wich­ti­ge Arbeit unse­rer Pro­jekt­part­ner zuneh­mend sei­ner Ver­ant­wor­tung für Men­schen mit psy­chi­schen Pro­ble­men bewusst wird.

Ins­ge­samt waren wir beein­druckt von dem Enga­ge­ment des ivo­ri­schen Pro­jekt­teams. Zwar funk­tio­niert nicht alles so, wie wir es uns vor­stel­len, aber der Spi­rit, etwas für die­se bis­her unbe­ach­te­te, gesell­schaft­lich aus­ge­schlos­se­ne und stig­ma­ti­sier­te Grup­pe von Pati­en­ten errei­chen zu wol­len, war deut­lich spür­bar. Wir sahen einen leben­di­gen Aus­tausch der oft noch jun­gen Mit­ar­bei­ter und Mit­ar­bei­te­rin­nen, die noch viel vor­ha­ben, um die Inte­gra­ti­on psy­chi­scher Gesund­heit in der lan­des­wei­ten Grund­ver­sor­gung vor­an­zu­brin­gen. Erwäh­nens­wert ist auch, dass der Psych­ia­ter Dr. Djo Bi Djo, Koor­di­na­tor der medi­zi­ni­schen Akti­vi­tä­ten von SAMENTACOM, bereits in das Nach­bar­land Mali ein­ge­la­den wur­de, um das Pro­jekt dort vor­zu­stel­len und den Beginn einer sozi­al­psych­ia­tri­schen Ver­sor­gung in Mali zu initiieren.

Wir freu­en, mit Ihrer Hil­fe unser Part­ner- Team in die­se Arbeit für Men­schen mit Epi­lep­sie und psy­chi­schen Erkran­kun­gen wei­ter zu unter­stüt­zen und dan­ken Ihnen sehr herz­lich für die bereits emp­fan­ge­nen Spenden!

Dr. Gesi­ne Heet­der­ks
Ärz­tin für Neu­ro­lo­gie und Psych­ia­trie / Psychotherapie

Dr. Farie­deh Hup­pertz
Ärz­tin für Psy­cho­the­ra­peu­ti­sche Medizin