Die Prak­ti­sche Arbeit von Yen­faa­bi­ma in Piéla

Timo­thée Tind­an­do, des­sen Arbeit als Pfle­ger MCF mit­fi­nan­ziert, schickt MCF monat­li­che Berich­te über die Zahl und die Dia­gno­sen der behan­del­ten Patient:innen mit einem anschlie­ßen­den Kom­men­tar zu den Schwie­rig­kei­ten und Erfolgen.

Hier fin­den Sie die aktu­el­len Fall­be­rich­te als pdf-Datei mit Fotos zum Down­load und auf der Yen­faa­bi­ma Web­site mehr zur aktu­el­len Arbeit in Piéla.

Zwei Kom­men­ta­re von Juli und August 2024

Im Lau­fe des Monats Juli gab es vie­le Sor­gen für unse­re Frei­wil­li­gen, die sich in den von Ter­ro­ris­ten heim­ge­such­ten Gebie­ten auf­hal­ten, und vor allem für unse­re Kran­ken, die sowohl um ihr Über­le­ben als auch um die Fort­set­zung der Besu­che in Yen­faa­bi­ma kämp­fen, da die Zugangs­we­ge fast unpas­sier­bar sind. Wir bedau­ern, dass die Ter­ro­ris­ten in die­sem Zusam­men­hang drei unse­rer Kran­ken ermor­det haben. Die Han­dys unse­rer Hel­fer sind größ­ten­teils unbrauch­bar. In eini­gen Gebie­ten, die als zu gefähr­lich ein­ge­stuft wur­den, haben wir die Nut­zung der von MCF erwor­be­nen Motor­rä­der vor­über­ge­hend aus­ge­setzt, um ihre Sicher­heit zu gewähr­leis­ten und auf eine bes­se­re Situa­ti­on zu war­ten, um sie wie­der für Haus­be­su­che ein­set­zen zu kön­nen. Wir haben auch Auf­klä­rungs­fahr­ten zu Kir­chen durchgeführt.“

Abge­se­hen von der Hun­gers­not im Monat August, die vie­le unse­rer Pati­en­ten auf­grund des aktu­el­len Sicher­heits­pro­blems ver­spü­ren, haben wir kei­ne gro­ßen Sor­gen. Es gelingt uns, die Behand­lung der Kran­ken mit Medi­ka­men­ten fort­zu­set­zen, ins­be­son­de­re mit Neu­ro­lep­ti­ka, die größ­ten­teils vor Ort in Pié­la in einer Pri­vat­apo­the­ke erhält­lich sind. Unser Zen­trum ist gut gesi­chert, da wir von einer stän­di­gen Bewa­chung der Gemein­de durch die Ord­nungs­kräf­te pro­fi­tie­ren, die mehr als 800 m hin­ter Yen­faa­bi­ma sta­tio­niert sind.”

Fall­bei­spie­le

Dar­über hin­aus las­sen uns die Mitarbeiter:innen anhand von Fall­be­rich­ten an der Arbeit von Yen­faa­bi­ma teilhaben.

Lei­der muss­ten wir auch erfah­ren, dass drei Pati­en­ten von Yen­faa­bi­ma von Ter­ro­ris­ten getö­tet wur­den, wie auch ein Mit­ar­bei­ter, als er einen Pati­en­ten auf­su­chen wollte.

Febru­ar 2024

Frau L M wur­de von einem Frei­wil­li­gen in ihrer Woh­nung in Pié­la besucht. Die Pati­en­tin hat­te sich nach ihrem letz­ten Besuch in Yen­faa­bi­ma vor vier Mona­ten gewei­gert, zu einem wei­te­ren Ter­min zu kom­men. Ihre Mut­ter kam zu uns und bat uns, bei ihr vor­bei­zu­kom­men, um sie zu über­zeu­gen, ihre Behand­lung fort­zu­set­zen. Der Frei­wil­li­ge stell­te fest, dass es der Pati­en­tin phy­sisch und psy­chisch nicht gut ging, da sie kör­per­lich abge­nom­men hat­te und psy­chisch auf­fäl­lig war. Sie rede­te sehr viel und sprach Belei­di­gun­gen aus, alles in zusam­men­hang­lo­sen Wor­ten. Der Frei­wil­li­ge über­zeug­te die Eltern, dass die Pati­en­tin auf­grund ihres All­ge­mein­zu­stan­des zunächst im medi­zi­ni­schen Zen­trum mit chir­ur­gi­scher Zweig­stel­le in Pié­la unter­sucht wer­den müs­se, bevor sie zur psych­ia­tri­schen Behand­lung nach Yen­faa­bi­ma kom­men soll­te. Zwei Tage spä­ter wur­de sie in das Kran­ken­haus ein­ge­wie­sen. Die Dia­gno­se lau­te­te Typhus und Mala­ria. Wäh­rend ihres Kran­ken­haus­auf­ent­halts wur­de der Pfle­ger von Yen­faa­bi­ma in das medi­zi­ni­sche Zen­trum geru­fen, um die Pati­en­tin psych­ia­trisch zu unter­su­chen. Die Pati­en­tin wur­de gut behan­delt und nach zwei Wochen Kran­ken­haus­auf­ent­halt entlassen.

März 2024

MR LD wohnt in Dar­on­gou. Er wur­de am 16. März 2024 von einem Team unter der Lei­tung des Gesund­heits­hel­fers besucht. LD wur­de vor ca. 2 Jah­ren in Yen­faa­bi­ma wegen para­no­ider Schi­zo­phre­nie behan­delt. Seit über 6 Mona­ten ist er nicht mehr gekom­men. Dies führ­te zu die­sem Besuch, der ursprüng­lich in sei­nem Haus geplant war, aber zur all­ge­mei­nen Über­ra­schung war der Pati­ent zum Zeit­punkt des Besuchs in sei­nem Gar­ten, etwa einen Kilo­me­ter von sei­nem Haus ent­fernt. Sein älte­rer Bru­der erzähl­te uns, dass er sich oft selt­sam ver­hal­te, was ihn aber nicht dar­an hin­de­re, sei­ne Tätig­kei­ten, ins­be­son­de­re die Gar­ten­ar­beit, zu ver­rich­ten. Der Gesund­heits­hel­fer riet ihm, wie­der zu Kon­sul­ta­tio­nen nach Yen­faa­bi­ma zu kom­men, was der Pati­ent und sei­ne gan­ze Fami­lie akzep­tier­ten. In sei­nem Gar­ten wuch­sen Mais, Zwie­beln und Tomaten.

April 2024

In Dabil­gou wur­de ein Haus­be­such bei einer über 70-jäh­ri­gen Pati­en­tin durch­ge­führt. Ihr Name ist M.K. Sie wird seit meh­re­ren Jah­ren wegen einer chro­nisch hal­lu­zi­na­to­ri­schen Psy­cho­se im Auf­nah­me­zen­trum Yen­faa­bi­ma betreut. Bei einem Haus­be­such stell­te der Gesund­heits­hel­fer fest, dass sie lan­ge schmut­zi­ge Fin­ger­nä­gel hat­te und wenig Kör­per­hy­gie­ne. Sie war psy­chisch nicht sta­bil und hat­te Hal­lu­zi­na­tio­nen. Sie hat­te ihre Medi­ka­men­te seit etwa einem Monat nicht mehr ein­ge­nom­men. Der Gesund­heits­hel­fer schnitt ihre Fin­ger­nä­gel und rei­nig­te sie. Ihrem Sohn wur­de ein Ter­min gege­ben, damit er die Medi­ka­men­te in der Ambu­lanz von Yen­faa­bi­ma abholt und die Behand­lung wie­der auf­ge­nom­men wer­den kann. Ihre Kin­der erhiel­ten Rat­schlä­ge bezüg­lich Kör­per­pfle­ge und Ernäh­rung, um das kör­per­li­che Wohl­be­fin­den der Pati­en­tin zu verbessern.

Juni 2024

L.P. ist ein Pati­ent, der in Houa­ri­ko­a­ga lebt. Bei ihm wur­de in Yen­faa­bi­ma eine Grand-Mal-Epi­lep­sie dia­gnos­ti­ziert. Er hat­te jedoch die Behand­lung abge­bro­chen, da sein Anti­epi­lep­ti­kum (Phe­no­bar­bi­tal) zu die­sem Zeit­punkt nir­gends zu bekom­men war, und war in ein Gebets­zen­trum nach Fada gegan­gen. Dort brach sei­ne Sym­pto­ma­tik mit enor­men epi­lep­ti­schen Anfäl­len vom Typ eines Sta­tus epi­lep­ti­cus wie­der aus. Sei­ne Eltern brach­ten ihn in sein Dorf zurück. Er war apa­thisch und bekam fast alle 10 Minu­ten einen Krampfan­fall. Einer sei­ner älte­ren Brü­der alar­mier­te Pas­tor G., der ihn zu Hau­se besuch­te. Die­ser Besuch, — so berich­te­te der Gesund­heits­hel­fer — ermög­lich­te die Wie­der­her­stel­lung einer the­ra­peu­ti­schen Bezie­hung zu L.P., dem es jetzt gut geht. Der Pas­tor besuch­te ihn zwei Wochen lang täg­lich zu Hau­se. Sein nächs­ter Ter­min ist Ende August im Yenfaabima-Aufnahmezentrum.

August 2024

Eine Pati­en­tin namens K L aus Tiongo­po­ri wird seit über drei Jah­ren in Yen­faa­bi­ma betreut und erhielt die Dia­gno­se einer chro­nisch-hal­lu­zi­na­to­ri­schen Psy­cho­se. Einer der frei­wil­li­gen Gesund­heits­hel­fer hat sie auf­ge­sucht, weil sie eine psy­cho­mo­to­ri­sche Unru­he mit vie­len Hal­lu­zi­na­tio­nen ent­wi­ckelt hat­te. Kurz zuvor hat­te sie einen nahen Ver­wand­ten ver­lo­ren. Es wur­de ein mög­li­cher Zusam­men­hang zwi­schen der Ver­schlech­te­rung und dem Ver­lust ver­mu­tet. Pas­tor G. wur­de um Hil­fe gebe­ten und er brach­te die Pati­en­tin noch am sel­ben Tag nach Yen­faa­bi­ma in Beglei­tung ihrer zwei Kin­der, wo ihr gehol­fen wer­den konnte.

Sep­tem­ber 2024

G.B. hat­ten wir seit mehr als sie­ben Mona­ten aus den Augen ver­lo­ren. Dank eines rou­ti­ne­mä­ßi­gen Pro­gramms für unan­ge­kün­dig­te Besu­che woll­te Pas­tor Guitan­ga sie auf­su­chen. Er muss­te fest­stel­len, dass unse­re Pati­en­tin zu einem tra­di­tio­nel­len Hei­ler gegan­gen war, in ein Dorf, das 20 km von Pié­la ent­fernt liegt. Bei die­sem Besuch erfuhr Pas­tor G., war­um sie die Behand­lung unter­bro­chen hat­te: Ihr Sohn berich­te­te, dass eine fal­sche Vor­stel­lung über die Ursa­che ihrer Krank­heit der eigent­li­che Grund dafür sei. Ihr Vater habe gesagt, dass er die Ahnen um ihre Geburt gebe­ten habe; und da er den Ver­spre­chen, die er dabei gege­ben habe, nicht nach­ge­kom­men sei, sei­en die Göt­ter der Ahnen wütend gewor­den. Daher hoff­te er, dass tra­di­tio­nel­le Hei­ler das Pro­blem der Krank­heit sei­ner Toch­ter (unse­rer Pati­en­tin) lösen könn­ten, da die­se sich — zumin­dest aus sei­ner Sicht — für die Hei­lung von G.B. ver­wen­den könn­ten. Nach lan­gen Ver­hand­lun­gen zwi­schen dem Pas­tor, G.B.s Onkeln und dem tra­di­tio­nel­len Hei­ler, sowie inten­si­ver Auf­klä­rung sei­tens Pas­tor Guitan­gas wur­de die­sem die Erlaub­nis erteilt, die Pati­en­tin in die Ambu­lanz nach Yen­faa­bi­ma zu brin­gen. Ihr Sohn setz­te sich sehr für die medi­zi­ni­sche Behand­lung der Mut­ter ein. So konn­te die Pati­en­tin noch am sel­ben Tag in Yen­faa­bi­ma behan­delt wer­den. Sie wur­de im Fahr­zeug des Pas­tors trans­por­tiert. Der Hei­ler ver­bot uns, Auf­nah­men bei ihm zu machen.