Hier finden Sie den ausführlichen aktuellen Geschäftsbericht 2023 der Mindful Change Foundation inklusive finanziellem Bericht als pdf-Datei.
Im Jahr 2023 haben wir
- das Samentacom-Projekt in der Côte d’Ivoire und das Yenfaabima-Projekt aus Burkina Faso fortgeführt und
- die Umsetzung des 2022 geplanten Projekts „CAMPPSY“ der Zusammenarbeit mit den Gebetscamps in zwei Regionen der Côte d’Ivoire mit starker finanzieller Unterstützung der Schmitz-Stiftungen realisiert.
Wir haben in dem Geschäftsbericht von 2022 unsere grundsätzliche Ausrichtung und die beiden dauerhaHen Projekte ausführlich vorgestellt. Deshalb wollen wir diesmal vor allem über das 3. Projekt berichten, das vorrangig unsere Aufmerksamkeit beansprucht hat.
Die Aktivitäten im Rahmen von Samentacom in der Elfenbeinküste wurden unverändert und in ähnlichem Umfang fortgesetzt: Supervision der Behandlungen in den Centres de Santé (Dispensaires), Telefonberatungen, aufsuchende Hilfe und Arbeit mit den Familien durch die Agents de santé, staGonäre Behandlungen für einzelne Patient:innen, Unterstützung von zwei Selbsthillfegruppen der Betroffenen und ihrer Angehörigen. Medikamente konnten wir über Medeor liefern, leider mit zeitweiligen Enpässen (s. u. „Ausblick“).
Eine besondere Rolle spielen Auplärungsveranstaltungen und Radiosendungen. Die Feier des weltweiten Tages der psychischen Gesundheit im Kulturzentrum von Brobomit zahlreichen Betroffenen, ihren Familien sowie den lokalen und regionalen Behörden.
In 8 Gesundheitszentren wurden insgesamt 3936 PaGent:innen behandelt, mit den Diagnosen Psychose (52%), Depression (30 %) und Epilepsie (10%), SonsGge (8%). In diesem Jahr (2024) planen wir größere Veränderungen, weil die Zusammenarbeit mit den Gebetscamps, die in dem Sonderprojekt entwickelt wurde, ab 2025 in Samentacom integriert werden soll (s. u.).
In Burkina Faso war und ist die Situation durch die Verschlimmerung der Sicherheitslage wesentlich schwieriger. Die Arbeit von Yenfaabima war durch die kriminellen und politisch-militärischen Unruhen im Land 2023 sehr beeinträchtigt. Die Probleme sind auch in der Stadt und in der Umgebung von Piéla, dem Ort, an dem Yenfaabima arbeitet, massiv. Viele Menschen sind nach Überfällen vom Land in die Stadt geflüchtet. Psychisch kranke Menschen und ihre Angehörigen wurden vermehrt im Zentrum von Yenfaabima aufgenommen. Die Versorgung mit Lebensmitteln war und ist noch ein erhebliches Problem. Eine aufsuchende psychiatrische Arbeit war nur eingeschränkt möglich und mit erheblichen Gefahren verbunden. Dennoch wurde (und werden) ca. 200 Patient:innen / Monat ambulant behandelt, darüberhinaus Hausbesuche durch die Agents de santé, Notfallaufnahmen im Zentrum von Yenfaabima und öffentliche Veranstaltungen zur Aufklärung über schwere psychische Erkrankungen und Epilepsie durchgeführt.
Inzwischen liegt eine staatliche Genehmigung für Fortbildungen vor, um die sich Yenfaabima über Jahre bemüht hat. Es bleibt weiterhin ein Ziel, auch Fortbildungen und Supervsionen in den Centres de Santé durchzuführen, aber die aktuelle Situation macht eine Erweiterung der Aktivitäten fast unmöglich.
Unsere Unterstützung bestand 2023 in einer Beteiligung an der Finanzierung der Stelle von Timothée Tindano und eines Teils der benötigten Medikamente, sofern sie von den Patient:innen und ihren Familien nicht bezahlt werden können. In geringem Umfang wurden von uns auch dringend notwendige technische Hilfsmittel finanziert. Wir haben unsere Unterstützung also unverändert fortgesetzt und tun dies weiterin in der Hoffnung, dass sich die Gesamtsituation vor Ort bald bessert und die psychiatrische Arbeit intensiviert werden kann.
Mit Unterstützung der Schmitz-Stiftungen (https://www.schmitz-stiftungen.de) haben wir 2022 mit unserer Partner-Organisation MCF-CI ein neues Projekt in der Elfenbeinküste entwickelt. Über diese Vorarbeit, insbesondere die notwendigen Erhebungen und Expeditionen zu diesen Camps, haben wir in dem Geschäftsbericht von 2022 ebenfalls ausführlich berichtet. 2023 wurde es nun umgesetzt und finanziert. Es beinhaltete eine Kooperation mit 10 Gebetscamps in der Côte d’Ivoire. Dort wurden insgesamt 100 Patient:innen behandelt. Jedem Gebetscamp war ein Agent de Santé zugeordnet, ein Team aus Psychiatern, Krankenpfleger:innen und einer Psychologin besuchte regelmäßig die Camps und legte die Behandlung fest. Zu Beginn des Projekts Patient:innen an Bäume angekettet, die meisten über viele Jahre. Nach drei Monaten Laufzeit war es möglich, alle von den Ketten zu befreien und nach 6 Monaten war über die Hälfte der Patient:innen nach Hause entlassen. Die Durchführung des Projekts war nicht einfach: Die Transportmittel erwiesen sich als reparaturanfälliger als gedacht, die Medikamentversorgung war in einer Phase unzureichend, die Voruntersuchung waren ebenso wie Evaluation nicht so umfassend und neutral wie geplant und vor allem erwies es sich als schwierig, die Nachbehandlung zu gewährleisten. Dabei ist eine gute Nachsorge die größte Herausforderung. Um sie zu bewältigen, ist es notwendig, die Gebetscamps so auszuwählen, dass von Anfang an eine Betreuung durch die Centres de Santé möglich ist, die sich zum Einen in der Nähe befinden und die zum Zweiten über Mitarbeiter:innen verfügen, die für die Behandlung von schweren psychischen Erkrankungen und Epilepsie ausgebildet sind. Das Team von Samentacom kann sich dann auf die Supervision und Organisation konzentrieren. Wir haben sehr viel bei diesem Modellprojekt gelernt und müssen nun die richtigen Schlüsse ziehen und umsetzen.
Aber nicht nur als Versuch und als Lernerfahrung, sondern auch als unmittelbare Besserung der SituaGon der Betroffenen und ihrer Angehörigen war das Projekt ein Erfolg. Als wir im März/April 2024 einige dieser Camps besuchten, begegneten wir einer bewegenden Dankbarkeit von Patient:innen, Angehörigen, Mitarbeitern des Projekts und sogar von den Leitern der Camps, die die guten Verläufe teilweise so erklärten, dass durch die Medikamente ihre Gebete viel besser zu den Patient:innen durchdrangen. Einen ausführlichen Bericht von dieser Reise finden Sie unter „Aktuelles“ auf https://mindful-change.org/.
Auch zwei afrikanische Fernsehsender haben über das Camppsy-Projekt berichtet.
Das Team in der Elfenbeinküste plant mit unserer Unterstützung, die Zusammenarbeit mit den Prayer Camps fortzuführen – als integrierten Bestandteil des übergeordneten Modellprojekts „Samentacom“, das wir fortsetzen wollen. Die Planung dazu ist im Gange (Stand Oktober 2024). Wir werden dafür erneut Fördermittel von einer finanzstärkeren Organisation benantragen. Derzeit warten wir auf die Beurteilung aller Daten und Abrechnungen, die wir an die Schmitz-Stiftungen geliefert haben, denen wir zu großem Dank verpflichtet sind. Sowohl die Beantragungen als auch die Bilanzierungen sind für uns mit einem erheblichen Aufwand verbunden und alles braucht sehr viel Zeit. Deshalb wird 2024 ein Übergangsjahr, in dem bei uns allerdings wesentliche Veränderungen stattfinden, über die wir möglichst zeitnah auf unserer Homepage berichten. Wir haben die Gründung eines Beirats beschlossen und er hat sich inzwischen konstituiert. Darüberhinaus haben wir 2024 begonnen, zwei weitere Projekte, eins in Kamerun und eins in Indonesien (Insel Flores), zu unterstützen. Auch diese Projekte stellen wir auf unserer Homepage vor. Die Grundidee ist die einer Startfinanzierung und ‑beratung erfolgsversprechender Projekte, die sich dann mit unserer Hilfe und evtl. der Hilfe anderer Organisationen zu Modellprojekten weiterentwickeln können. Eine umfassendere Versorgung in einem Land streben wir nicht an, wohl aber zu zeigen, dass grundsätzliche Verbesserungen möglich sind.
Dr. Michael Huppertz, 1. Vorstand MCF, (für den Vorstand), Oktober 2024