Aktuelles

Bericht über unse­re Rei­se in die Elfen­bein­küs­te im Juni 2022 und den Stand des Pro­jekts SAMENTACOM

Wir möch­ten Euch von unse­rer Rei­se in die Elfen­bein­küs­te im Juni 2022 berich­ten und euch über den Stand des Pro­jek­tes SAMENTACOM (San­té men­ta­le com­mu­n­au­taire – Gemein­de­ba­sier­te psy­chi­sche Gesund­heit) infor­mie­ren, das unse­re Stif­tung mit Eurer Hil­fe finan­ziert und fach­lich berät.

Die Situa­ti­on der Men­schen mit einer chro­ni­schen psy­chi­schen Erkran­kung oder Epi­lep­sie ist in West­afri­ka wei­ter­hin alar­mie­rend. Bis­lang wer­den die meis­ten Erkrank­ten in soge­nann­ten Gebets­camps auf­ge­nom­men, in denen sie kei­ner­lei medi­zi­ni­sche Ver­sor­gung erhal­ten. Sie wer­den dort mit Gebe­ten und tra­di­tio­nel­len Metho­den wie z. B. zwangs­wei­se Fas­ten, Waschun­gen oder Mix­tu­ren, die sie zum Erbre­chen brin­gen, behan­delt. Etli­che Betrof­fe­ne, ob jün­ger oder älter, Frau oder Mann, wer­den ange­ket­tet, eini­ge über Jah­re bei aus­blei­ben­dem Erfolg der tra­di­tio­nel­len Heilungsversuche.

Das Pilot­pro­jekt SAMENTACOM für gemein­de­ba­sier­te ambu­lan­te psych­ia­tri­sche Behandlung

Das Modell­pro­jekt SAMENTACOM wird von Prof. Médard Asse­man Koua, einem ivo­ri­schen Psych­ia­trie­pro­fes­sor von der Uni­ver­si­tät in Bouaké, gelei­tet. Es setzt sich zum Ziel, in den Ein­zugs­ge­bie­ten von mehr als zehn Gesund­heits­zen­tren des Lan­des modell­haft eine gemein­de­na­he psych­ia­tri­sche Ver­sor­gung auf­zu­bau­en. In den Gesund­heits­zen­tren wer­den die wich­tigs­ten orga­ni­schen Erkran­kun­gen behan­delt. Aber es gibt dort kei­ne Behand­lung psy­chi­scher Erkran­kun­gen. Im Rah­men des Pro­jekts wur­den Kran­ken­pfle­ger und –pfle­ge­rin­nen sowie Gesund­heits­hel­fer und ‑hel­fe­rin­nen (Agents de San­té) vom SAMEN­TA­COM-Team aus­ge­bil­det. Die kom­pri­mier­te Grund­aus­bil­dung in Dia­gnos­tik und The­ra­pie umfasst die häu­figs­ten psych­ia­trisch-neu­ro­lo­gi­schen Krank­heits­bil­der. Die Aus­bil­dung ist so kon­zi­piert, dass mit mög­lichst gerin­gem Auf­wand maxi­mal vie­le Men­schen behan­delt wer­den kön­nen – ein wich­ti­ges Prin­zip in Län­dern des Glo­ba­len Südens. Nach der Grund­aus­bil­dung bie­ten die geschul­ten Pfle­ge­kräf­te im Gesund­heits­zen­trum Sprech­stun­den für Men­schen mit psy­chi­schen Erkran­kun­gen und Epi­lep­sie an.

Ohne Außen­ein­sät­ze auf dem Land wer­den die erkrank­ten Men­schen nicht gefunden

Wesent­lich für das Gelin­gen des Pro­jekts ist das akti­ve Auf­su­chen der Pati­en­ten im Umland. So fah­ren die Gesund­heits­hel­fer und –hel­fe­rin­nen z.B. auf Motor­rä­dern in die Dör­fer und Gebets­camps, um psy­chisch kran­ke oder an Epi­lep­sie erkrank­te Men­schen zu fin­den. Oft erst durch die­sen akti­ven Ein­satz kön­nen die Betrof­fe­nen einer psych­ia­trisch-neu­ro­lo­gi­schen Behand­lung zuge­führt wer­den. Die Sprech­stun­den schlie­ßen in der Regel die Ange­hö­ri­gen mit ein.

Wie­der­se­hen nach zwei Jah­ren — das Netz­werk für sozi­al­psych­ia­tri­sche Arbeit wächst

Wegen der Covid-Pan­de­mie konn­ten wir zwei Jah­re nicht vor Ort sein. Umso erfreu­li­cher war es für uns zu sehen, dass sich SAMENTACOM in der Zwi­schen­zeit wei­ter­ent­wi­ckelt hat. Die Über­zeu­gung, dass psy­chisch kran­ke Men­schen und Men­schen mit Epi­lep­sie Hil­fe bekom­men müs­sen, hat sich inzwi­schen auch bei den offi­zi­el­len Stel­len durch­ge­setzt, die wir besucht haben. Davon konn­ten wir uns im Gespräch mit der Gesund­heits­di­rek­to­rin des Krei­ses Bouaké, in dem das Pro­jekt begann, über­zeu­gen. Sie war sehr zuge­wandt und sag­te uns, dass sie erst durch die Infor­ma­tio­nen von SAMENTACOM und von des­sen Initia­tor Prof. Koua von den Miss­stän­den und Men­schen­rechts­ver­let­zun­gen erfah­ren habe, denen die Kran­ken aus­ge­setzt sind. Das habe sie sehr erschüt­tert. Anwe­send war bei die­sem Gespräch auch der ört­li­che Ver­tre­ter der WHO.

Span­nungs­feld bei begrenz­ten Res­sour­cen:  Zwi­schen Öffent­lich­keits­ar­beit und Netz­wer­ken und Behand­lungs­qua­li­tät vor Ort

Die psych­ia­trisch aus­ge­bil­de­ten Pfle­ge­kräf­te der Gesund­heits­zen­tren wer­den vom SAMEN­TA­COM-Team aktu­ell vier bis sechs­mal im Jahr vor Ort bera­ten und in gemein­sa­men Sprech­stun­den super­vi­diert und fort­ge­bil­det. Hin­zu kom­men häu­fi­ge Tele­fo­na­te mit Pro­fes­sor Koua und sei­nem Team. Dem regel­mä­ßi­gen Aus­tausch zwi­schen den Pfle­ge­kräf­ten und den Psych­ia­te­rin­nen und Psych­ia­tern des SAMEN­TA­COM-Teams kommt gro­ße prak­ti­sche Bedeu­tung zu. Er ist auf Grund des Man­gels an Super­vi­so­ren, der Infra­struk­tur und der Kos­ten gleich­zei­tig der schwie­rigs­te Teil des Pro­jekts. Wir set­zen uns sehr für einen Aus­bau die­ser Tätig­keit ein.

Neben die­ser sozi­al­psych­ia­tri­schen Arbeit ver­net­zen sich Pro­fes­sor Koua und sei­ne Kol­le­gen und Kol­le­gin­nen seit Jah­ren in Bouaké und der gan­zen Elfen­bein­küs­te mit Ärz­tin­nen und Ärz­ten, Ver­tre­tern des staat­li­chen Gesund­heits- und Sozi­al­we­sens, Men­schen­rechts- und Kir­chen­grup­pen und ande­ren NGOs, die für ver­wand­te Zie­le arbeiten.

Fach­tag der Gesund­heits­zen­tren, die von SAMENTACOM betreut wer­den: Syn­er­gien, Schwach­stel­len und Erfol­ge im Aus­tausch untereinander

Wäh­rend unse­res Besu­ches hat­ten unse­re Part­ner mit Unter­stüt­zung des Gesund­heits­mi­nis­te­ri­ums eine Tagung in Bouaké organisiert.

Es wur­de über die prak­ti­sche Arbeit in den von SAMENTACOM betreu­ten Gesund­heits­zen­tren berich­tet und über Her­aus­for­de­run­gen und Per­spek­ti­ven dis­ku­tiert. Anwe­send waren auch Ver­tre­ter und Ver­tre­te­rin­nen der Regio­nal­ver­wal­tung, der Gesund­heits­be­hör­de sowie der ärzt­li­che Ver­tre­ter der WHO. Auch zwei Exper­tin­nen von ivo­ri­schen NGOs infor­mier­ten über ihre men­schen­recht­li­che Arbeit und Erfahrung. 

An die­ser Tagung nahm auch der Reprä­sen­tant von Ärz­te ohne Gren­zen (Méde­cins Sans Fron­tiè­res) in Bouaké teil. Er war durch SAMENTACOM auf die gemein­de­psych­ia­tri­sche Arbeit auf­merk­sam gewor­den und hat­te die­ses über­zeu­gend gefun­den. Ärz­te ohne Gren­zen stellt nun als zwei­te Orga­ni­sa­ti­on neben MCF-Deutsch­land finan­zi­el­le und per­so­nel­le Hil­fen zur Ver­fü­gung. Sie­ben zusätz­li­che Gesund­heits­zen­tren behan­deln nun Men­schen mit psy­chi­schen oder epi­lep­ti­schen Erkran­kun­gen, wur­den von Pro­fes­sor Kouas SAMEN­TA­COM-Team aus­ge­bil­det und fach­lich betreut, wäh­rend Ärz­te ohne Gren­zen die Finan­zie­rung übernimmt.

Auch zwei Jour­na­lis­ten eines neu gegrün­de­ten, auf Gesund­heits­the­men spe­zia­li­sier­ten Inter­net-Sen­ders nah­men an der Tagung teil, mach­ten Inter­views und sam­mel­ten State­ments, um die­se zu verbreiten.

Netz­werk­ar­beit für das Recht auf Medi­ka­men­te und Versorgung

Wir konn­ten uns davon über­zeu­gen, wie sehr sich unse­re Part­ner­or­ga­ni­sa­ti­on dabei enga­giert, die Not der Men­schen mit psy­chi­schen Erkran­kun­gen in der Öffent­lich­keit sicht­bar zu machen und dabei auch den Staat in die Pflicht zu nehmen.

Ein ers­ter gefor­der­ter Schritt ist die kos­ten­lo­se Abga­be der nöti­gen Medi­ka­men­te für psy­chisch kran­ke Men­schen, ana­log der bestehen­den kos­ten­lo­sen Abga­be von AIDS-Medi­ka­men­ten. Denn die Armut der Men­schen führt immer wie­der zu Behandlungsabbrüchen. 

Erfreu­lich ist es und zugleich ein gro­ßer Fort­schritt, dass unse­re Part­ner es inzwi­schen geschafft haben, mit Hil­fe der deut­schen Hilfs­or­ga­ni­sa­ti­on MEDEOR und der staat­li­chen Stel­le für den Ein­kauf und die Ver­tei­lung von Medi­ka­men­ten (NPSP) aus­rei­chend Medi­ka­men­te ein­kau­fen zu kön­nen. So kommt es nicht mehr zu Unter­bre­chun­gen bei der Ver­sor­gung mit Medi­ka­men­ten, wie es frü­her immer wie­der der Fall gewe­sen ist.

Unter­wegs: Das Gesund­heits­zen­trum Brobo

In einem Distrikt in der Nähe von Bouaké, der die Stadt Bro­bo und 64 Dör­fer umfasst, arbei­ten im Gesund­heits­zen­trum ein für die psych­ia­tri­schen Sprech­stun­den zustän­di­ger Pfle­ger und zwei Gesund­heits­hel­fer (Agents de San­té). Sie ver­sor­gen in ihrem Ein­zugs­ge­biet die Men­schen mit psy­chi­scher Erkran­kung oder Epi­lep­sie. Wir fuh­ren mit auf die Dör­fer, besuch­ten Pati­en­tin­nen und Pati­en­ten mit psy­cho­ti­schen oder ande­ren Erkran­kun­gen, die unter regel­mä­ßi­ger Medi­ka­ti­on wie­der im Kreis ihrer Fami­lie oder Bekann­ten leben. Durch eige­ne Arbeit kön­nen sie nun für sich sor­gen oder das Fami­li­en­ein­kom­men unterstützen.

Wir sahen aber auch eini­ge kran­ke Men­schen, die auf­grund finan­zi­el­ler Schwie­rig­kei­ten nicht wei­ter­be­han­delt wur­den und nun ein sehr iso­lier­tes, ärm­li­ches Leben in einer Hüt­te des Dor­fes führ­ten. Hat­ten ihre Ange­hö­ri­gen aus nicht ein­deu­ti­gen Grün­den nicht mehr für die Medi­ka­men­te gezahlt, wur­de die Been­di­gung der Medi­ka­men­ten­ab­ga­be von man­chen Mit­ar­bei­tern der Gesund­heits­zen­tren als gerecht und logi­sche Fol­ge emp­fun­den. Hier sind Pro­fes­sor Koua und wir uns aber einig, dass das nicht im Sin­ne des Pro­jekts ist. Wir stel­len in sol­chen Fäl­len die Medi­ka­men­te auch kos­ten­los zur Ver­fü­gung. Sie sind eigent­lich preis­wert und auch für ärme­re Fami­li­en bezahl­bar. Es ist sehr schwer, zu beur­tei­len, wann eine Zah­lung wirk­lich nicht mehr mög­lich ist und wann es eine Fra­ge der Moti­va­ti­on ist, vor allem bei lang­fris­ti­gen Behandlungen.

Bei unse­rem Besuch erzähl­ten man­che Ange­hö­ri­gen, dass in die­ser Gegend die Ern­ten wegen Regen­man­gel durch den Kli­ma­wan­del immer schlech­ter wur­den – sicher ein Pro­blem, das auch künf­tig eine Rol­le spie­len wird.

Wir begeg­ne­ten auch Ange­hö­ri­gen, deren Mit­ge­fühl und Für­sor­ge für ihre kran­ken Ver­wand­ten sehr begrenzt war. Man habe selbst oft nicht genug zum Essen, sag­ten sie uns. Wenn etwas übrig sei, gebe man es den Kran­ken, sonst nicht.

In einem der Dör­fer zeig­ten uns die Gesund­heits­hel­fer in einer Hüt­te ein aus­ge­mer­gel­tes 14-jäh­ri­ges Mäd­chen, kaum ansprech­bar, das aus­sah wie eine Sechs­jäh­ri­ge. Der Vater sei Alko­ho­li­ker und küm­me­re sich nicht, die Mut­ter sei geflüch­tet. Das Kind wies auf­grund einer Epi­lep­sie gra­vie­rends­te Ent­wick­lungs­rück­stän­de auf. Hier konn­te SAMENTACOM hel­fen, das Kind einer Behand­lung und einer vor­läu­fi­gen Pfle­ge­fa­mi­lie zuzuführen.

An die­sem Tag wur­den wir beglei­tet von der tat­kräf­ti­gen Sozi­al­ar­bei­te­rin des Gesund­heits­zen­trums Bro­bo, die zustän­dig für die­sen weit­läu­fi­gen länd­li­chen Distrikt ist. Sie klag­te, dass sie die Armut und die Not der Men­schen sehe, sie auch auf­su­che, aber dass sie über kei­ner­lei staat­li­ches Bud­get ver­fü­ge. Sie kön­ne nur mit den Men­schen reden, reden, reden und ver­su­chen, Kon­flik­te zu bespre­chen, Ange­hö­ri­ge zu moti­vie­ren, sich zu küm­mern. Aber damit sei­en ihre Mög­lich­kei­ten auch erschöpft – das mache ihre Arbeit so schwer.

Wir nah­men in zwei Dör­fern, in denen Men­schen mit psy­chi­scher oder epi­lep­ti­scher Erkran­kung leb­ten, an Dorf­ver­samm­lun­gen teil. Die Gesund­heits­hel­fer klär­ten die Ver­sam­mel­ten über die psy­chi­schen Erkran­kun­gen auf, es konn­ten Fra­gen gestellt oder über Beob­ach­tun­gen berich­tet wer­den. Zwar herrscht immer noch die tra­di­tio­nel­le Vor­stel­lung vor, dass ein psy­chisch kran­ker Mensch von einem bösen Geist beses­sen ist. Aber es wächst doch auch das Inter­es­se an den Hilfs­mög­lich­kei­ten der moder­nen Medi­zin, ins­be­son­de­re wenn Men­schen die Erfah­rung machen, dass sie hilf­reich ist.

Besuch im Gebets­camp Bethel

ir besuch­ten ein Gebets­camp im Ein­zugs­ge­biet des Gesund­heits­zen­trums Bro­bo, das neben ande­ren Kran­ken auch 11 Frau­en und Män­ner mit psy­chi­scher Krank­heit oder Epi­lep­sie beher­berg­te. Der evan­ge­li­ka­le Lei­ter, der sich als Pro­phet Jere­miah vor­stell­te, emp­fing uns in der über­dach­ten Gebets­hal­le. Wir durf­ten uns als Grup­pe in sei­ner Beglei­tung im Camp umse­hen. Die Pati­en­ten und Pati­en­tin­nen schlie­fen auf dem Fuß­bo­den in klei­nen, nicht aus­ge­stat­te­ten Hütten.

Wir sahen fünf ange­ket­te­te Men­schen: ein wütend ges­ti­ku­lie­ren­der, schrei­en­der Mann, dem sich nie­mand näher­te; ein apa­thisch wir­ken­der jun­ger Mann mit Ver­dacht auf Epi­lep­sie; eine jun­ge Frau; ein mit sich spre­chen­der, manie­riert ges­ti­ku­lie­ren­der jun­ger Mann und ein Sieb­zehn­jäh­ri­ger, der in schlech­tem All­ge­mein­zu­stand in der Hüt­te lag. Er hat­te sei­ne Vor­be­rei­tung für die Abschluss­prü­fung der Schu­le wegen der Erkran­kung unter­bro­chen. Sei­ne Eltern hat­ten ihn aus Not in das Gebets­camp gebracht, so wie die meis­ten Kran­ken von ihren eige­nen Fami­li­en in der Hoff­nung auf Hei­lung dort­hin gebracht wer­den. Pro­fes­sor Koua bat Jere­miah, die Ange­ket­te­ten kos­ten­los in sei­ner nahe­ge­le­ge­nen Ambu­lanz unter­su­chen zu dür­fen. Die­ser ant­wor­te­te, er sei prin­zi­pi­ell zur Koope­ra­ti­on bereit, müs­se jedoch zuvor die Ange­hö­ri­gen fra­gen. Auch war der Lei­ter durch ande­re Anwe­sen­de infor­miert, dass das Gefan­gen­hal­ten im Gebets­camp nicht geset­zes­kon­form ist und ihm Pro­ble­me berei­ten kön­ne. Am nächs­ten Tag wur­de uns auf Anfra­ge mit­ge­teilt, dass die Ange­hö­ri­gen ihre Zustim­mung ver­wei­gert hät­ten. Die Mit­ar­bei­ter von SAMENTACOM wer­den sich mit die­ser Ant­wort nicht zufrie­den­ge­ben und wei­ter ver­su­chen, den Lei­ter des Camps zu einer wirk­li­chen Koope­ra­ti­on zu bewe­gen. Das könn­te ein lan­ger Weg sein.

Der Lei­ter des Gebets­camps erzähl­te uns, es gebe Men­schen, die sei­en psy­chisch krank, ande­re sei­en von bösen Geis­tern beses­sen. Auf die Fra­ge, wie er das unter­schei­den kön­ne, berief Jere­miah sich auf sei­ne von Gott geschenk­te Gabe. Er wis­se den Unter­schied ein­fach. In uns sträub­te sich etwas ange­sichts die­ser Selbst­ge­wiss­heit. Aber Prof. Koua blieb gedul­dig und erklär­te ihm, dass sei­ne eige­nen Augen und die Augen des Pro­phe­ten die Din­ge unter­schied­lich sehen.

Es gibt in der Elfen­bein­küs­te vie­le Gebets­camps. Sie sind nir­gends regis­triert und brau­chen kei­ne for­ma­le Erlaub­nis, um Men­schen zu behan­deln. Im Prin­zip kann jeder ein Gebets­camp grün­den. Für die Ange­hö­ri­gen, die sich durch die Krank­heit ihrer Fami­li­en­mit­glie­der über­for­dert füh­len, ist ein Gebets­camp der nahe lie­gen­de Ausweg.

Will man sich einen Über­blick dar­über ver­schaf­fen, wo und wie in der Elfen­bein­küs­te psy­chisch kran­ke Men­schen leben, müs­sen die Gebets­camps erfasst wer­den. In einer von unse­rer Stif­tung finan­zier­ten Unter­su­chung wur­den 2021 im gan­zen Land 550 Gebets­camps gefun­den, in denen sich psy­chisch kran­ke Men­schen auf­hal­ten. Die Gebets­camps wer­den viel­fach von christ­lich-evan­ge­li­ka­len, aber auch mus­li­mi­schen oder natur­re­li­giö­sen Hei­lern gelei­tet. Wir gehen davon aus, dass es in der Elfen­bein­küs­te noch viel mehr als die genann­ten Gebets­camps gibt als jene, die in der Unter­su­chung gefun­den wurden.

Besuch der Psych­ia­tri­schen Uni­ver­si­täts­kli­nik Bouaké

Wir besuch­ten auch die psych­ia­tri­sche Abtei­lung der Uni­ver­si­täts­kli­nik in Bouaké. Die Kli­nik dient für das Pro­jekt SAMENTACOM als Ergän­zung der ambu­lan­ten Ver­sor­gung in sel­te­nen Fäl­len. Die Aus­stat­tung ist extrem ein­fach, dabei sau­ber. Hier wer­den maxi­mal 20 Pati­en­tin­nen und Pati­en­ten behan­delt, bei denen eine ambu­lan­te Behand­lung nicht aus­reicht. Die Behand­lungs­zei­ten sind mög­lichst kurz und soll­ten laut Prof. Koua acht Tage nicht überschreiten.

Wäh­rend der Behand­lung wird auf aus­rei­chen­de Ernäh­rung und Hygie­ne geach­tet. Eine freund­li­che Köchin kocht für die Pati­en­ten, damit sie auch kör­per­lich in einer guten Ver­fas­sung sind. 

Die sani­tä­ren Ein­rich­tun­gen, maro­den Elek­tro­lei­tun­gen und Außen­wän­de wur­den reno­viert. Unse­re Stif­tung hat­te die Reno­vie­rung über eine Son­der­spen­de finanziert.

Lie­be Freun­din­nen und Freun­de unse­res Pro­jekts! Eini­ge von euch hat­ten für die Reno­vie­rung der damals her­un­ter­ge­kom­me­nen psych­ia­tri­schen Kli­nik gespendet.

Wir dan­ken allen Spen­de­rin­nen und Spen­dern noch­mals sehr herz­lich für die­se Hilfe!

Res­u­mée

Wir sind mit vie­len und rei­chen Ein­drü­cken von unse­rer Rei­se zurück­ge­kom­men. Will man ein Resü­mee zie­hen, dann sind es vor allem die­se Her­aus­for­de­run­gen, die wir für die Zukunft sehen:

Allen Freun­din­nen und Freun­den unse­res Pro­jekts noch ein­mal einen herz­li­chen Dank für euer Inter­es­se, eure Spen­den und Unter­stüt­zung auf dem Weg!

Dr. Gesi­ne Heet­der­ks und Dr. Farie­deh Huppertz