Pro­jek­te

MCF ist zur­zeit in drei Regio­nen West- und Zen­tral­afri­kas tätig: Rund um Bouaké im Zen­trum der Elfen­bein­küs­te, im Umkreis von Pié­la in Bur­ki­na Faso und in einem Bezirk in Kame­run süd­öst­lich der Haupt­stadt Yaoun­dé. Hin­zu kommt ein Pro­jekt auf der Klei­nen Sun­da-Insel Flo­res, die zur indo­ne­si­schen Pro­vinz Ost-Nusa Teng­ga­ra gehört.

Die vier Pro­jek­te wer­den auf die­ser Sei­te vorgestellt.

Elfen­bein­küs­te

In der Umge­bung von Bouaké, der zweit­gröss­ten Stadt der Elfen­bein­küs­te, unter­stüt­zen wir das Pro­jekt SAMENTACOM (San­té Men­ta­le Com­mu­n­au­taire), in Zusam­men­ar­beit mit der dor­ti­gen Uni­ver­si­tät und dem Natio­na­len Pro­gramm für Psychiatrie. 

Zu dem aktu­el­len Stand der Din­ge lesen Sie auch den Geschäfts­be­richt 2022 oder unse­ren Bericht über eine Rei­se in die Elfen­bein­küs­te im März 2024.

Das Pro­jekt wird von dem Psych­ia­trie­pro­fes­sor Asse­man Médard Koua gelei­tet und hat zum Ziel, in den umlie­gen­den länd­li­chen Regio­nen ein Ver­sor­gungs­netz für Men­schen mit psy­chi­schen und epi­lep­ti­schen Erkran­kun­gen sowie psy­cho­so­zia­len  Behin­de­run­gen auf­zu­bau­en.  Zen­tral für das Kon­zept ist die ambu­lan­te und auf­su­chen­de gemein­de­psych­ia­tri­sche Arbeit in Koope­ra­ti­on mit den bereits exis­tie­ren­den Gesund­heits­sta­tio­nen, die an vor­ders­ter Front ste­hen, bis­her aber für die Behand­lung die­ser Pati­en­ten­grup­pe nicht gerüs­tet sind. Des­halb wer­den Kran­ken­schwes­tern und – pfle­ger und ande­re Hel­fer in den Gesund­heits­sta­tio­nen auf dem Land aus­ge­bil­det und zur Dia­gnos­tik und Behand­lung die­ser Krank­hei­ten befä­higt. Prof. Koua wur­de inzwi­schen (2023) zum Lei­ter des Psych­ia­trie­pro­gramms in der Elfen­bein­küs­te ernannt.

Mit­ar­bei­ter der Gesund­heits­pos­ten, die den Kon­takt zwi­schen den Gesund­heits­zen­tren und den Dör­fern ver­mit­teln (Agents de San­té), selbst aber nur über eine gerin­ge Aus­bil­dung ver­fü­gen -, sol­len aus­ge­bil­det wer­den, Men­schen mit psy­chi­schen Erkran­kun­gen und Epi­lep­sie in den Dör­fern auf­zu­su­chen, ihnen eine Behand­lung anzu­bie­ten und sie auch wei­ter­hin zu beglei­ten. Dar­über hin­aus ist die Infor­ma­ti­on und Bera­tung von Ange­hö­ri­gen und Dorf­ge­mein­schaf­ten wich­tig, um eine ande­re Sicht­wei­se die­ser Krank­hei­ten zu ermög­li­chen und die Inte­gra­ti­on der Kran­ken in ihr gewohn­tes sozia­les Umfeld zu för­dern. Auch Selbst­hil­fe­grup­pen wer­den im Rah­men die­ses Pro­jekts initi­iert und unterstützt.

Zur Vor­be­rei­tung des SAMENTACOM-Pro­jekts waren Mit­glie­der von MCF schon 2018 vor Ort in Bouaké und den umlie­gen­den länd­li­chen Regio­nen und haben die Not der Kran­ken dort gese­hen, die iso­liert in den Dorf­ge­mein­schaf­ten, aber auch oft außer­halb in soge­nann­ten Camps de Priè­re (CdP) leben. Bei den CdP han­delt es sich um Dör­fer mit reli­giö­sem Ange­bot, die in der Regel gegen Bezah­lung psy­chisch und epi­lep­tisch erkrank­te Men­schen auf­neh­men, zumeist über lan­ge Zeit, dies auch gegen den Wil­len der Betrof­fe­nen auf Wunsch von deren Ange­hö­ri­gen. Psy­chi­sche Erkran­kun­gen und Epi­lep­sie wer­den hier reli­gi­ös gedeu­tet als Beses­sen­heit durch böse Geis­ter, und so besteht die Behand­lung in Beten und teil­wei­se auch in Tor­tu­ren, denen die Kran­ken unter­wor­fen wer­den, um die bösen Geis­ter aus ihnen aus­zu­trei­ben. Damit die Pati­en­ten nicht weg­lau­fen oder Scha­den anrich­ten, wer­den sie oft unter frei­em Him­mel an Bäu­me ange­ket­tet, nicht sel­ten über Jah­re hin­weg. Der Weg der Pati­en­ten führt in der Regel über Hei­ler, die tra­di­tio­nel­le Medi­zin prak­ti­zie­ren, in die Gebets­camps. In Anbe­tracht der Hilf­lo­sig­keit vie­ler Ange­hö­ri­ger im Umgang mit psy­chi­schen Erkran­kun­gen erscheint die Unter­brin­gung der Kran­ken in Gebets­camps ihnen häu­fig als die ein­zig mög­li­che Lösung. Den Camps de Priè­re kommt daher eine zen­tra­le Bedeu­tung zu, und die Ent­wick­lung einer kon­struk­ti­ven Zusam­men­ar­beit mit ihnen ist eine Chan­ce für den Auf­bau einer psych­ia­tri­schen Ver­sor­gung in West­afri­ka. Wir sind über­zeugt, dass der Geis­ter­glau­be und die Aus­gren­zung der psy­chisch kran­ken Men­schen in dem Maße rück­läu­fig sein wird, wie gute Hil­fe erkenn­bar und erfahr­bar wird.

Im Jahr 2020 haben wir eine Unter­su­chung zu den Pray­er Camps in der Elfen­bein­küs­te durch­ge­führt, die 2021 ver­öf­fent­licht wur­de (Koua et al. 2021). Die Erhe­bung begann in der zen­tral gele­ge­nen Stadt Bouaké und erreich­te 541 Pray­er Camps. Anhand die­ser Zahl kön­nen wir hoch­rech­nen, dass es in Côte d’I­voi­re etwa 2.000 Gebets­la­ger gibt. Von den 541 Camps, die wir vor­fan­den, waren 60,26 % evan­ge­lisch-christ­lich, 34,38 % tra­di­tio­nell, und ca. 5,36 % isla­misch. Es ist wich­tig zu beden­ken, dass eine Per­son in Côte d’I­voi­re gleich­zei­tig auf unter­schied­li­che Wei­se geist­li­che Füh­rung suchen und prak­ti­zie­ren kann. Kei­ner der Lager­lei­ter hat­te eine medi­zi­ni­sche Aus­bil­dung. 44 % von ihnen hat­ten noch nie eine Schu­le besucht und 24 % hat­ten nur die Grund­schu­le besucht. Ermu­ti­gend war, dass sich mehr als die Hälf­te der Lager­lei­ter eine stär­ke­re Zusam­men­ar­beit mit ambu­lan­ten psy­cho­so­zia­len Teams vor­stel­len konn­te. Sehr oft wün­schen sich die Lei­ter auch eine bes­se­re Aus­stat­tung ihrer Dör­fer, ins­be­son­de­re sau­be­res Was­ser und Elektrizität.

Mit Unter­stüt­zung der Schmitz-Stif­tung haben wir 2023 ein Pro­jekt unse­rer Part­ner-Orga­ni­sa­ti­on in der Elfen­bein­küs­te (MCF-CI) ent­wi­ckelt und finan­ziert, das eine Koope­ra­ti­on mit 10 Gebets­camps in der Côte d´Ivoire ver­sucht hat. Von 100 dort behan­del­ten Patient:innen waren 21 an Bäu­me ange­ket­tet, die meis­ten über vie­le Jah­re. Nach drei Mona­ten Lauf­zeit war es mög­lich, alle von den Ket­ten zu befrei­en und nach 6 Mona­ten war über die Hälf­te der Patient:innen nach Hau­se ent­las­sen. Als wir 2024 eini­ge die­ser Camps besuch­ten, begeg­ne­ten wir einer bewe­gen­den Dank­bar­keit von Patient:innen, Ange­hö­ri­gen, Mit­ar­bei­tern des Pro­jekts und sogar von den Lei­tern der Camps, die die guten Ver­läu­fe teil­wei­se so erklär­ten, dass durch die Medi­ka­men­te ihre Gebe­te viel bes­ser zu den Patient:innen durch­dran­gen. Einen aus­führ­li­chen Bericht von die­ser Rei­se fin­den Sie hier.

Das Team in der Elfen­bein­küs­te plant mit unse­rer Unter­stüt­zung, die Zusam­men­ar­beit mit den Pray­er Camps fort­zu­füh­ren – als inte­grier­ten Bestand­teil des über­ge­ord­ne­ten Modell­pro­jekts SAMENTACOM. Die Pla­nung dazu ist im Gan­ge (Stand Okto­ber 2024).

Bur­ki­na Faso

In ganz West­afri­ka (und nicht nur dort) wer­den psy­chisch kran­ke Men­schen aus­ge­grenzt und weg­ge­sperrt. Auch in Bur­ki­na Faso geschieht das täg­lich. Der Pfar­rer und Musi­ker Tank­pa­ri Guitan­ga hat lan­ge dem Elend zuge­schaut und sich dann ent­schie­den, selbst zu hel­fen. Er grün­de­te im Mai 2015 die Hilfs­or­ga­ni­sa­ti­on Yen­faa­bi­ma e.V., und begann sei­ne Arbeit in einem klei­nen ange­mie­te­ten Haus in der Gemein­de Pié­la im Osten von Bur­ki­na Faso. 

Anfangs kamen 40 Per­so­nen zur monat­li­chen psych­ia­tri­schen Sprech­stun­de, doch das Ange­bot des Zen­trums sprach sich schnell her­um und wur­de über das Radio wei­ter ver­brei­tet. Längst sind es meh­re­re hun­dert psy­chisch kran­ke Men­schen, die jeden Monat oft von weit her den Weg nach Pié­la fin­den und dort behan­delt wer­den. Die behan­deln­den Pfleger:innen, die die monat­li­chen mehr­tä­gi­gen Sprech­stun­den durch­führ­ten, sind bis­lang aus der Haupt­stadt Ouag­adou­gou sowie aus dem 360 Kilo­me­ter ent­fern­ten Ort Oua­hi­gu­ya ange­reist. Einer der  Krankenpfleger:innen – Timo­thée Tinda­no — bekam mit unse­rer finan­zi­el­len Unter­stüt­zung das Ange­bot,  direkt in Pie­la zu arbei­ten, so dass er nicht mehr die vie­len Kilo­me­ter anrei­sen muss. Er hat die­ses Ange­bot ger­ne ange­nom­men und wird einen Teil sei­ner Arbeit dar­auf ver­wen­den, die umlie­gen­den Gesund­heits­zen­tren zu kon­tak­tie­ren und die dor­ti­gen Krankenpfleger:innen und agents de san­té aus­zu­bil­den. Er soll auch die ört­li­chen Auto­ri­tä­ten über die Situa­ti­on psy­chisch kran­ker Men­schen infor­mie­ren, die camps de priè­re auf­su­chen und sie zur Zusam­men­ar­beit motivieren.

Lesen Sie hier aktu­el­le Fall­be­rich­te und auf der Yen­faa­bi­ma Web­site mehr zur aktu­el­len Arbeit dort.

Die Arbeit von Yen­faa­bi­ma ist zur­zeit sehr durch die kri­mi­nel­len und poli­tisch-mili­tä­ri­schen Unru­hen im Land beein­träch­tigt. Sie ist auch in der Stadt und in der Umge­bung von Pié­la, dem Ort, an dem Yen­faa­bi­ma arbei­tet, mas­siv. Vie­le Men­schen sind nach Über­fäl­len in die Stadt geflüch­tet. Psy­chisch kran­ke Men­schen wur­den ver­mehrt im Zen­trum von Yen­faa­bi­ma auf­ge­nom­men. Die Ver­sor­gung mit Lebens­mit­teln war und ist noch ein erheb­li­ches Pro­blem. Eine auf­su­chen­de psych­ia­tri­sche Arbeit ist nur ein­ge­schränkt mög­lich und mit Gefah­ren ver­bun­den. Die psych­ia­tri­sche Arbeit des Pro­jekts besteht der­zeit in der amu­lan­ten Ver­sor­gung von ca. 200 Patient:innen / Monat, eini­gen Haus­be­su­chen durch die agents de san­té, der Auf­nah­me eini­ger Patient:innen im Zen­trum von Yen­faa­bi­ma und öffent­li­chen Ver­an­stal­tun­gen zur Auf­klä­rung über schwe­re psy­chi­sche Erkran­kun­gen und Epi­lep­sie. Unse­re Unter­stüt­zung besteht in einer Betei­li­gung an der Finan­zie­rung der Stel­le von Timo­thée Tinda­no und eines Teils der benö­tig­ten Medi­ka­men­te, sofern sie von den Patient:innen und ihren Fami­li­en nicht bezahlt wer­den kön­nen. Bis­wei­len finan­zie­ren wir auch Mofas. Wir set­zen unse­re Unter­stüt­zung unver­än­dert fort und hof­fen, dass sich die Gesamt­si­tua­ti­on vor Ort bald bes­sert und die psych­ia­tri­sche Arbeit inten­si­viert wer­den kann.

Kame­run: Hand on Heart

Hand on Heart Camer­oon (HoH) ist eine gemein­nüt­zi­ge Orga­ni­sa­ti­on, die sich der Ver­bes­se­rung der psy­chi­schen Gesund­heits­ver­sor­gung und der Sen­si­bi­li­sie­rung für psy­chi­sche Gesund­heit in Kame­run wid­met. Die Orga­ni­sa­ti­on wur­de von Sandri­ne Tchou­a­mou Mag­wa gegrün­det, inspi­riert durch ihre per­sön­li­chen Erfah­run­gen mit den Her­aus­for­de­run­gen der psy­chi­schen Gesund­heit in ihrer Familie.

Die Situa­ti­on in Kame­run: Gra­vie­ren­der Man­gel an Behand­lungs­mög­lich­kei­ten und Bera­tung für die Betrof­fe­nen und ihre Angehörigen

Kame­run liegt in Zen­tral­afri­ka, auf einer Flä­che von 475.442 km² (Deutsch­land: 357.588 km²) leben ca. 28 Mil­lio­nen Einwohner:innen. Auf dem Index der mensch­li­chen Ent­wick­lung (Human Deve­lo­p­ment Index) liegt Kame­run auf Platz 151 im Ver­gleich von 193 Län­dern (Elfen­bein­küs­te 166, Bur­ki­na Faso 185, Indo­ne­si­en Platz 112)¹. Der Staat gibt nur ca. 1 % des gesam­ten Gesund­heits­bud­gets für Men­tal Health aus² (Deutsch­land: 13,1 %)³.

In Kame­run ste­hen Men­schen mit psy­chi­schen Erkran­kun­gen und Ihre Ange­hö­ri­gen vor erheb­li­chen Her­aus­for­de­run­gen. Es gibt eine weit ver­brei­te­te Stig­ma­ti­sie­rung und einen gra­vie­ren­den Man­gel an Bera­tungs­stel­len, psych­ia­tri­schen und psy­cho­the­ra­peu­ti­schen Diens­ten. Die psych­ia­tri­sche Grund­ver­sor­gung im Land wird nur von einer Hand­voll spe­zia­li­sier­ter Ein­rich­tun­gen und qua­li­fi­zier­ter Fach­kräf­te geleis­tet, die meis­ten davon kon­zen­triert in den bei­den größ­ten Städ­ten, Yaoun­dé und Douala.

Die­se alar­mie­ren­de Situa­ti­on unter­streicht den Bedarf an kon­kre­ten Initia­ti­ven im Bereich der psy­chi­schen Gesund­heit und an Auf­klä­rungs­kam­pa­gnen in Kamerun.

Hand on Heart Camer­oon hilft durch Behand­lung, Auf­klä­rung und Entstigmatisierung

Zu den Haupt­ak­ti­vi­tä­ten von HoH gehö­ren die Durch­füh­rung von Bil­dungs­kam­pa­gnen, um die Öffent­lich­keit über psy­chi­sche Gesund­heit und Wohl­be­fin­den zu infor­mie­ren, und die Orga­ni­sa­ti­on von Ver­an­stal­tun­gen wie dem Welt­ge­sund­heits­tag, um die Gemein­schaft zu sen­si­bi­li­sie­ren. Dar­über hin­aus arbei­tet HoH dar­an, Anlauf­stel­len für Men­schen ein­zu­rich­ten, die psy­chi­sche Unter­stüt­zung benö­ti­gen, und den Zugang zu erschwing­li­cher psy­chi­scher Gesund­heits­ver­sor­gung zu ver­bes­sern, ein­schließ­lich Bera­tung und Medikation.

Aus­bil­dung psych­ia­trisch kun­di­ger Fach­kräf­te im Gesund­heits­sek­tor und Ver­net­zung mit For­schungs­ein­rich­tun­gen im Land

Ein wei­te­res zen­tra­les Anlie­gen von HoH ist die Ver­net­zung, Aus­bil­dung und Unter­stüt­zung von Fach­kräf­ten im Bereich psy­chi­sche Gesund­heit. Durch die Schu­lung neu­er Fach­kräf­te und die Bereit­stel­lung von Work­shops und Res­sour­cen für bestehen­de Fach­kräf­te strebt HoH an, die Qua­li­tät der psy­chi­schen Gesund­heits­ver­sor­gung in Kame­run zu ver­bes­sern.
Dar­über hin­aus plant HoH die Zusam­men­ar­beit mit loka­len Uni­ver­si­tä­ten und For­schungs­ein­rich­tun­gen, um umfas­sen­de Daten über psy­chi­sche Erkran­kun­gen in Kame­run zu sam­meln. Die­se Daten sol­len dazu die­nen, bes­se­re poli­ti­sche Rah­men­be­din­gun­gen und eine ange­mes­se­ne Res­sour­cen­zu­wei­sung zu fordern.

Pilot­pro­jekt 2024: Neue Abtei­lung für Psy­chi­sche Gesund­heit in länd­li­chem Distriktkrankenhaus

In Kol­la­bo­ra­ti­on mit der Mind­ful Chan­ge Foun­da­ti­on eta­bliert HoH in Mfou, einem länd­li­chen Bezirk in Kame­run süd­öst­lich der Haupt­stadt Yaoun­dé, bis Ende 2024 ein sechs­mo­na­ti­ges Pilotprojekt.

Mit einem finan­zi­el­len Volu­men von ins­ge­samt 11.500 Euro zielt die­ses Pro­jekt dar­auf ab, das dor­ti­ge öffent­li­che Distrikt­kran­ken­haus um eine Abtei­lung für psy­chi­sche Gesund­heit zu erwei­tern. Die­se Abtei­lung dient nicht nur der direk­ten Pati­en­ten­ver­sor­gung, son­dern auch als Schu­lungs­zen­trum für das loka­le Gesund­heits­per­so­nal und als Basis für Auf­klä­rungs­kam­pa­gnen in den umlie­gen­den Dörfern.

Im Rah­men die­ses Pilot­pro­jekts wer­den bis Ende des Jah­res rund 500 Pati­en­ten erwar­tet. Das Pro­jekt steht unter der Lei­tung von Jules Gomi­na, dem kli­ni­schen Psy­cho­lo­gen des HoH-Teams, und invol­viert einen wei­te­ren kli­ni­schen Psy­cho­lo­gen, einen Kran­ken­pfle­ger für die psych­ia­tri­sche Ver­sor­gung, eine Pro­jekt­lei­tung für Sen­si­bi­li­sie­rungs­kam­pa­gnen sowie das Per­so­nal des Kran­ken­hau­ses und des loka­len Roten Kreu­zes, das im Rah­men die­ses Pro­jekts ent­spre­chend geschult wird.

Nach Abschluss wird das Pilot­pro­jekt dahin­ge­hend eva­lu­iert, inwie­fern ein Fol­ge­mo­dell für ähn­li­che Kol­la­bo­ra­tio­nen mit länd­li­chen Kran­ken­häu­sern in ande­ren Regio­nen Kame­runs ent­wi­ckelt wer­den kann.

Zusam­men mit der Mind­ful Chan­ge Foun­da­ti­on ist es das Ziel von Hand on Heart Camer­oon, nicht nur unmit­tel­ba­re Hil­fe zu leis­ten, son­dern auch lang­fris­tig dar­an zu arbei­ten, die Rah­men­be­din­gun­gen für die psy­chi­sche Gesund­heit der Bevöl­ke­rung im Land zu verbessern.


¹ United Nati­ons Deve­lo­p­ment Pro­gram­me (UNDP) 2024

² World Health Orga­niz­a­ti­on (WHO) 2020

³ World Health Orga­niz­a­ti­on (WHO) 2020

Indo­ne­si­en: Flores

Auf der Insel Flo­res, die zur indo­ne­si­schen Pro­vinz Ost-Nusa Teng­ga­ra (NTT) gehört, ste­hen Men­schen mit psy­chi­schen Erkran­kun­gen und ihre Fami­li­en vor enor­men Her­aus­for­de­run­gen auf­grund weit ver­brei­te­ter Stig­ma­ti­sie­rung und begrenz­tem Zugang zu psy­chi­scher Gesund­heits­ver­sor­gung. Die Insel erstreckt sich über eine Flä­che von etwa 13.540 km² und ist Hei­mat von rund zwei Mil­lio­nen Men­schen. Die psych­ia­tri­sche Ver­sor­gung kon­zen­triert sich über­wie­gend auf grö­ße­re Städ­te, wäh­rend sie in länd­li­chen Gebie­ten kaum vor­han­den ist. 2024 arbei­ten in zwei Städ­ten (Maume­re, Labu­an Bajo) drei Psych­ia­ter, die nächs­ten psych­ia­tri­schen Kran­ken­häu­ser befin­den sich erst auf den Nach­bar­in­seln (Bali oder Westtimor).

Gra­vie­ren­de Män­gel in der Psy­chi­schen Gesundheitsversorgung

In Indo­ne­si­en wird das Fes­seln von Men­schen mit psy­chi­schen Erkran­kun­gen mit Schel­len aus oder das Ein­sper­ren in enge Räu­me als „Pasung“ bezeich­net – eine Metho­de, die für vie­le Fami­li­en und Gemein­schaf­ten der letz­te Aus­weg ist. Dies geschieht auf­grund des schwie­ri­gen Zugangs zu psych­ia­tri­schen Diens­ten, des Drucks aus Fami­lie und Gesell­schaft sowie der weit ver­brei­te­ten fal­schen Annah­me, dass dies die ein­zi­ge Mög­lich­keit sei, um aggres­si­ves Ver­hal­ten einzuschränken.¹

Die­se Über­zeu­gung ist bei Fami­li­en­mit­glie­dern und Gemeindeleiter:innen tief ver­wur­zelt, die nur begrenzt oder nicht über psy­chi­sche Erkran­kun­gen und Stö­run­gen Bescheid wis­sen und häu­fig glau­ben, dass die­se durch dämo­ni­sche Ein­flüs­se ver­ur­sacht wer­den. Die­se kul­tu­rell beding­ten Ansich­ten füh­ren häu­fig dazu, dass tra­di­tio­nel­le Heil­me­tho­den medi­zi­ni­schen Behand­lun­gen vor­ge­zo­gen wer­den, was die Stig­ma­ti­sie­rung ver­stärkt und den Zugang zu ange­mes­se­ner Ver­sor­gung erschwert. Trotz des drin­gen­den Bedarfs inves­tiert die indo­ne­si­sche Regie­rung weni­ger als 1 % ihres Gesund­heits­bud­gets in den Bereich der psy­chi­schen Gesund­heit, was die umfas­sen­de­ren sozio­öko­no­mi­schen Her­aus­for­de­run­gen widerspiegelt.² Indo­ne­si­en ran­giert auf Platz 112 von 193 Län­dern im Human Deve­lo­p­ment Index, was die erheb­li­chen sozio­öko­no­mi­schen Hür­den ver­deut­licht, die zur unzu­rei­chen­den Ver­sor­gung der Betrof­fe­nen beitragen.³

Die alar­mie­ren­de Situa­ti­on auf Flo­res unter­mau­ert den drin­gen­den Bedarf nach geziel­ten Inter­ven­tio­nen im Bereich der psy­chi­schen Gesund­heits­ver­sor­gung und ver­an­lass­te die Mind­ful Chan­ge Foun­da­ti­on ein umfas­sen­des Pro­gramm ins Leben zu rufen.

Gemein­de­ba­sier­te Schu­lun­gen im Bereich der psy­chi­schen Gesundheit

Die Mind­ful Chan­ge Foun­da­ti­on (MCF) bie­tet als gemein­nüt­zi­ge Orga­ni­sa­ti­on Unter­stüt­zung für ein sozi­al­psych­ia­tri­sche Pro­gramm in Flo­res an. Der Fokus von MCF liegt auf der Ver­bes­se­rung der Ver­sor­gung von Men­schen mit psy­chi­schen und epi­lep­ti­schen Erkran­kun­gen sowie psy­cho­so­zia­len Behin­de­run­gen. MCF bie­tet Schu­lun­gen, fach­li­che Unter­stüt­zung und finan­zi­el­le Mit­tel an und för­dert die Ent­stig­ma­ti­sie­rung sowie die Zusam­men­ar­beit zwi­schen ver­schie­de­nen huma­ni­tä­ren und the­ra­peu­ti­schen Orga­ni­sa­tio­nen. Sowohl auf natio­na­ler als auch inter­na­tio­na­ler Ebe­ne setzt sich die Orga­ni­sa­ti­on unter Ande­rem durch Öffent­lich­keits­ar­beit für Sen­si­bi­li­sie­rung in der Bevöl­ke­rung ein.

Ange­sichts der Rele­vanz von loka­lem Wis­sen und der Unter­stüt­zung durch die Gemein­schaft umfasst das Pro­gramm in Flo­res spe­zia­li­sier­te Schu­lun­gen für Lai­en. Ein Haupt­au­gen­merk liegt dar­auf, Per­so­nen ohne ent­spre­chen­de Aus­bil­dung grund­le­gen­des Wis­sen über psy­chi­sche Gesund­heit zu ver­mit­teln, um ihr Ver­ständ­nis und ihre Reak­tio­nen zu ver­bes­sern. Die­se Per­so­nen, die oft die ers­te Anlauf­stel­le für Men­schen mit psy­chi­schen Pro­ble­men sind, wer­den mit wesent­li­chen Skills aus­ge­stat­tet, um ers­te grund­le­gen­de psy­cho­lo­gi­sche Unter­stüt­zung zu leis­ten, Sym­pto­me psy­chi­scher Erkran­kun­gen zu erken­nen und die Betrof­fe­nen zur ange­mes­se­nen Behand­lung zu füh­ren. Die­se Schu­lun­gen stär­ken nicht nur die Fähig­keit der Gemein­schaft, auf die psy­chi­schen Gesund­heits­be­dürf­nis­se zu reagie­ren, son­dern schaf­fen auch ein unter­stüt­zen­de­res Umfeld für die Betroffenen.

Empower­ment durch Exis­tenz­si­che­rung: Die Schweine

Ein ein­zig­ar­ti­ges Merk­mal des Pro­gramms ist es, Maß­nah­men zur Exis­tenz­si­che­rung als Form der Selbst­er­mäch­ti­gung zu inte­grie­ren. Schwei­ne, die auf Flo­res eine wert­vol­le Res­sour­ce sind, wer­den an ehe­ma­li­ge Pasung-Pati­en­ten ver­ge­ben, die sie auf­zie­hen und zur Ver­bes­se­rung ihrer öko­no­mi­schen Lage nut­zen kön­nen. Die­se Initia­ti­ve zielt dar­auf ab, die Stig­ma­ti­sie­rung, die häu­fig mit psy­chi­schen Gesund­heits­pro­ble­men ein­her­geht, zu redu­zie­ren, indem sie den Betrof­fe­nen und ihren Fami­li­en wirt­schaft­li­che Sta­bi­li­tät bie­tet. Die Schwei­ne ste­hen sym­bo­lisch für einen nach­hal­ti­gen Ansatz in der psy­chi­schen Gesund­heits­ver­sor­gung, der Wohl­be­fin­den mit wirt­schaft­li­chem Wachs­tum und Gemein­de­ent­wick­lung verbindet.


¹ I. Irwan­to, A. Para­wi­ta, A. Boecken­fo­er­de, et al.; 1 March 2020; The Lan­cet Psych­ia­try; Volu­me:  7 (3), E11,

² Aus­tra­lian Natio­nal Uni­ver­si­ty (ANU) 2021

³ Bun­des­mi­nis­te­ri­um für wirt­schaft­li­che Zusam­men­ar­beit und Ent­wick­lung (BMZ) 2024