Aktuelles

Bericht über unse­re Rei­se in die Elfen­bein­küs­te im April 2019 und den Stand des Pro­jekts SAMENTACOM

von Gesi­ne Heet­der­ks und Micha­el Hup­pertz
Mind­ful Chan­ge Foundation


Wir haben vom 1. bis 11. April 2019 eine Rei­se in die Elfen­bein­küs­te unter­nom­men, um uns einen Ein­blick zu ver­schaf­fen, wie das von unse­rer Stif­tung geför­der­te Pro­jekt SAMENTACOM (San­té Men­ta­le Com­mu­ni­taire) in Bouaké, das eine sozi­al­psych­ia­trisch ori­en­tier­te Ver­sor­gung der Men­schen mit psy­chi­schen Erkran­kun­gen und Epi­lep­sie imple­men­tie­ren will, vor­an­ge­kom­men ist und wie es wei­ter­ent­wi­ckelt wer­den kann. Das Pro­jekt wur­de –aus­ge­löst durch die ver­stö­ren­den Berich­te über psy­chisch kran­ke Men­schen, die unter ent­wür­di­gends­ten Bedin­gun­gen in den armen Län­dern Afri­kas und Asi­ens ihr Dasein ohne medi­zi­ni­sche Hil­fe fris­ten —  bei unse­rem Auf­ent­halt in der Elfen­bein­küs­te im Janu­ar 2018 in die Wege gelei­tet und hat seit­her die Arbeit aufgenommen.

Unser jet­zi­ger Besuch war vom Lei­ter des Pro­jekts, dem ivo­ri­schen Psych­ia­ter Prof. Koua von der Uni­ver­si­tät in Bouaké, und von sei­nem Mit­ar­bei­ter­stab sorg­fäl­tig vor­be­rei­tet und orga­ni­siert wor­den. Zu dem ver­ant­wort­li­chen Team gehö­ren neben Prof. Koua ein wei­te­rer Psych­ia­ter sowie zwei noch in der Aus­bil­dung befind­li­che Psych­ia­te­rin­nen, ein Sozio­lo­ge, ein Agent de San­té (Mit­ar­bei­ter in einem der Gesund­heits­zen­tren), ein Phar­ma­ko­lo­ge, ein Jurist, zwei Geo­gra­phen und eine Assis­ten­tin. Wir wur­den in die Arbeit an allen für das Pro­jekt rele­van­ten Bau­stel­len ein­be­zo­gen. Wir nah­men an etli­chen Dis­kus­sio­nen mit Mit­ar­bei­ten­den, aber auch mit Pati­en­ten und Ange­hö­ri­gen teil, und Anre­gun­gen unse­rer­seits im Blick auf die lau­fen­de Arbeit und die wei­te­re Ent­wick­lung des Pro­jekts wur­den ger­ne auf­ge­nom­men. Auch kri­ti­sche Fra­gen waren will­kom­men.

Die the­ma­ti­schen Schwer­punk­te unse­rer Rei­se waren:

1. Die Ent­wick­lung der psych­ia­tri­schen und neu­ro­lo­gi­schen Arbeit in den bestehen­den Gesund­heits­zen­tren;

2. Fort­bil­dun­gen zu psy­cho­so­zia­len Aspek­ten der Behand­lung und Wei­ter­ent­wick­lung der Super­vi­sio­nen;

3. die Zusam­men­ar­beit mit den Camps de Priè­re (CdP);

4. die Zusam­men­ar­beit mit der natio­na­len Phar­ma­zie­be­hör­de zur
Sicher­stel­lung der Ver­sor­gung mit Medikamenten.


1. Die Ent­wick­lung der psych­ia­tri­schen und neu­ro­lo­gi­schen Arbeit in den bestehen­den Gesundheitszentren

Es gibt in der Elfen­bein­küs­te eine flä­chen­de­cken­de Ver­sor­gung mit klei­nen, ein­fa­chen Gesund­heits­zen­tren, die für alle gesund­heit­li­chen Fra­gen zustän­dig sind, aber in der Regel kei­ne psych­ia­trisch oder epi­lep­tisch erkrank­ten Pati­en­ten behan­deln. Des­halb ist es das Ziel, die­se Gesund­heits­zen­tren zu befä­hi­gen, sich auch die­ser Pati­en­ten anneh­men zu kön­nen. SAMENTACOM hat daher ein Pilot­pro­jekt in 10 Gesund­heits­zen­tren zumeist in der länd­li­chen Umge­bung von Bouaké initi­iert. Dabei wur­de bis­lang unter­sucht, wel­che psych­ia­tri­schen Hil­fen es dort bereits gibt, es wur­den psych­ia­tri­sche Sprech­stun­den ein­ge­rich­tet und es wur­de mit deren regel­mä­ßi­ger Super­vi­si­on durch den Mit­ar­bei­ter­stab von Prof. Koua in Gestalt von gemein­sa­men Behand­lun­gen vor Ort begon­nen. Als ein Haupt­pro­blem des Pro­jekts hat es sich dabei erwie­sen, die Pati­en­ten über­haupt in den Dör­fern und Camps de Priè­re auf­zu­fin­den, sie also sicht­bar zu machen und ihnen eine Behand­lung zu ermög­li­chen. Dies muss künf­tig ver­stärkt zu den Auf­ga­ben der Agents de San­té gehö­ren, die im Rah­men des Pro­jekts aus­ge­bil­det werden.

Die medi­ka­men­tö­se Behand­lung von Psy­cho­sen und Epi­lep­sien stellt einen unver­zicht­ba­ren Fort­schritt dar. Es wur­de immer wie­der die Not­wen­dig­keit einer psy­cho­so­zia­len Zusatz­fort­bil­dung deut­lich für die­je­ni­gen, die mit psy­chisch Kran­ken arbei­ten, nicht nur, damit sie bes­ser auf deren see­li­sche Situa­ti­on und sozia­les Umfeld ein­ge­hen kön­nen, son­dern auch, um selbst mit Schwie­rig­kei­ten im Umgang mit psy­chisch Kran­ken bes­ser zurecht­kom­men zu kön­nen. Ein­drück­lich war für uns ein Tref­fen mit ca. 50 katho­li­schen Schwes­tern, von denen eini­ge einen Gesund­heits­pos­ten lei­ten und meh­re­re eine psych­ia­tri­sche Aus­bil­dung bei Prof. Koua gemacht haben. Sie wirk­ten intrinsisch hoch­mo­ti­viert, und gleich­zei­tig berich­te­ten sie im Gespräch von vie­len Situa­tio­nen mit psy­chisch Kran­ken, in denen sie sich hilf­los fühl­ten und teil­wei­se auch Angst hat­ten. Es wur­de der Wunsch nach monat­li­chen Super­vi­sio­nen geäu­ßert, und es wur­de deut­lich, dass sie viel Unter­stüt­zung brauchen.

2. Fort­bil­dun­gen zu psy­cho­so­zia­len Aspek­ten der Behand­lung und Wei­ter­ent­wick­lung der Supervisionen

Wir erleb­ten eine Super­vi­si­on in einem der zehn Gesund­heits­pos­ten des Pro­jekts. Einer der Pfle­ger dort hat an der psych­ia­tri­schen Grund­aus­bil­dung bei Prof. Koua teil­ge­nom­men. Die Sprech­stun­de wur­de von die­sem Pfle­ger zusam­men mit einem Psych­ia­ter des Teams durch­ge­führt. Das soll in Zukunft ein­mal im Monat in die­ser Wei­se statt­fin­den. In der Sprech­stun­de hat­ten die meis­ten Pati­en­ten eine Epi­lep­sie, man­che hat­ten Rück­fäl­le, weil sie die Medi­ka­men­te nicht wei­ter genom­men hat­ten, ande­re wur­den erst­ma­lig ein­ge­stellt. Eine Pati­en­tin war drei­mal ange­ket­tet gewe­sen, ein­ma­lig anti­psy­cho­tisch behan­delt und bei erneu­ten psy­cho­ti­schen Schü­ben in ein  Gebets­camp gebracht worden.

Auf­fäl­lig war, dass der Pfle­ger sich eher an die Ange­hö­ri­gen mit ihren Fra­gen wand­te, als an die Pati­en­ten selbst. Der Ton war kurz und bün­dig, es schwang wenig erkenn­ba­re Anteil­nah­me mit. Es gab häu­fi­ge Unter­bre­chun­gen durch Han­dy­an­ru­fe. Die Pati­en­ten ver­hiel­ten sich eher unter­wür­fig. Ande­re Mit­ar­bei­ter neh­men sich viel Zeit im Gespräch mit Pati­en­ten und Ange­hö­ri­gen, zei­gen auch viel Geduld, aber es geht natür­lich schnel­ler, wenn man mit den Ange­hö­ri­gen spricht. Dem Pati­en­ten gegen­über wer­den Ent­schei­dun­gen nicht begrün­det oder gar aus­ge­han­delt, so unser Eindruck.

Par­al­lel zur Sprech­stun­de führ­te Prof. Koua zusam­men mit einem Mit­ar­bei­ter eine ers­te Fort­bil­dung für die dor­ti­gen Agents de San­té über das Erken­nen und den Umgang mit psy­chisch und epi­lep­tisch kran­ken Men­schen durch. Ihre Auf­ga­be wird es sein, in die Dör­fer zu gehen und die Kran­ken zu ermu­ti­gen, in die Sprech­stun­de zu kom­men, mit den Fami­li­en zu spre­chen und wäh­rend der Behand­lung mit den Kran­ken Kon­takt zu hal­ten. Die­se Aus­bil­dung ist ein wich­ti­ger Teil unse­res Pro­jekts. Es waren 8 Agents de San­té anwe­send, dar­un­ter eine Frau. Die Agents waren sehr betei­ligt, schil­der­ten Pro­blem­fäl­le. Sehr klar war die Bot­schaft von Prof. Koua, dass sie in Zukunft die Auf­ga­be bekom­men sol­len, Ver­dachts­fäl­le an ihr Zen­trum zu mel­den, dass sie aber kei­ne Dia­gno­se stel­len müs­sen und natür­lich auch kei­ne Behand­lung durch­füh­ren sol­len. Viel­mehr geht es dar­um, dass sie den Kon­takt zwi­schen den Pati­en­ten und ihren Dör­fern und den Gesund­heits­zen­tren her­stel­len und sie beglei­ten. Sie ken­nen die Kran­ken in den Dör­fern und in den CdP.

Im Hin­blick auf die psy­cho­lo­gi­sche Schu­lung und Fort­bil­dung des SAMEN­TA­COM-Teams im Umgang mit psy­chisch kran­ken Men­schen ist es uns gelun­gen, einen kli­ni­schen Psy­cho­lo­gen aus Abidjan zur Mit­ar­beit zu gewin­nen. Die Idee ist, dass er zusam­men mit Prof. Koua eine Bro­schü­re erstellt, in der die wich­ti­gen Ele­men­te des psy­cho­lo­gi­schen Umgangs erläu­tert wer­den. Die­ses Team kann dann wie­der die Aus­bil­dung in den ein­zel­nen Gesund­heits­pos­ten übernehmen. 

3. Zusam­men­ar­beit mit den Camps de Priè­re (CdP)

Bei den CdP han­delt es sich um Dör­fer mit geist­li­chem Ange­bot, die in der Regel gegen Bezah­lung psy­chisch und epi­lep­tisch erkrank­te Men­schen auf­neh­men, zumeist über lan­ge Zeit, dies auch gegen den Wil­len der Betrof­fe­nen auf Wunsch von deren Ange­hö­ri­gen. Psy­chi­sche Erkran­kun­gen und Epi­lep­sie wer­den hier reli­gi­ös gedeu­tet als Beses­sen­heit durch böse Geis­ter, und so besteht die Behand­lung in Beten und teil­wei­se auch in Tor­tu­ren, denen die Kran­ken unter­wor­fen wer­den, um die bösen Geis­ter aus ihnen aus­zu­trei­ben. Damit die Pati­en­ten nicht weg­lau­fen oder Scha­den anrich­ten, wer­den sie oft unter frei­em Him­mel an Bäu­me ange­ket­tet, nicht sel­ten über Jah­re hin­weg. Der Weg der Pati­en­ten führt in der Regel über Hei­ler, die tra­di­tio­nel­le Medi­zin prak­ti­zie­ren, in die Gebets­camps, die mehr­heit­lich evan­ge­li­kal aus­ge­rich­tet sind, wobei tra­di­tio­nel­le reli­giö­se Ele­men­te eine mehr oder weni­ger gro­ße Rol­le spie­len. In Anbe­tracht der Hilf­lo­sig­keit vie­ler Ange­hö­ri­ger im Umgang mit psy­chi­schen Erkran­kun­gen erscheint ihnen die Unter­brin­gung der Kran­ken in Gebets­camps häu­fig als die ein­zig mög­li­che Lösung. Den Camps de Priè­re kommt daher eine zen­tra­le Bedeu­tung zu, und die Ent­wick­lung einer kon­struk­ti­ven Zusam­men­ar­beit mit ihnen ist – wenn sie gelingt – eine Chan­ce für den Auf­bau einer psych­ia­tri­schen Ver­sor­gung in Westafrika.

Bis­lang gibt es kei­ner­lei Über­blick dar­über, wie vie­le Camps de Priè­re es gibt und wo sie sich befin­den. Sie sind nir­gend­wo regis­triert, und jeder kann ein sol­ches Camp grün­den. Ziel muss daher eine natio­na­le Erhe­bung in die­ser Sache sein. Dazu wur­de von SAMENTACOM eine Pilot-Enquê­te in der Umge­bung von Bouaké durch­ge­führt und in einer sehr gelun­ge­nen Bro­schü­re dar­ge­stellt. Erfasst und kar­to­gra­phiert wur­den 71 CdP, von denen 40 besucht wur­den. Rech­net man dies für die Elfen­bein­küs­te hoch, so müss­te es um die 2000 CdP in die­sem Land geben.

Der Pilot-Erhe­bung zufol­ge sind die aller­meis­ten CdP zur Koope­ra­ti­on bereit. Wir haben meh­re­re CdP besucht, auch eines, in dem wir schon im ver­gan­ge­nen Jahr gewe­sen sind. Dort stell­te sich aller­dings nach einem sehr freund­li­chen Emp­fang her­aus, dass die reli­giö­sen Lei­ter  beschlos­sen hat­ten, nur noch mit den Pati­en­ten zu beten und kei­ne medi­ka­men­tö­se Behand­lung durch das SAMEN­TA­COM-Team mehr zuzu­las­sen. Im Gespräch mit den Dorf­äl­tes­ten ermahn­te Prof. Koua alle, die Behand­lung zuzu­las­sen, da sie andern­falls mit dem Gesetz in Kon­flikt kom­men wür­den. So sahen wir in dem Lager drei ange­ket­te­te Pati­en­ten -, einen davon hat­ten wir schon vor einem Jahr dort ange­ket­tet gese­hen -, die ohne psych­ia­tri­sche Hil­fe dort ihr Dasein fris­ten muss­ten. Über die Moti­ve der Lei­te­rin, die Zusam­men­ar­beit zu ver­wei­gern, kann man nur spe­ku­lie­ren. Auf alle Fäl­le hät­ten viel­leicht ein regel­mä­ßi­ge­rer Kon­takt und regel­mä­ßi­ge Gesprä­che einen sol­chen Bruch ver­hin­dern kön­nen – auch mit der kla­ren Bot­schaft, dass das Fest­hal­ten von Pati­en­ten mit der gleich­zei­ti­gen Wei­ge­rung, ihnen Hil­fe zukom­men zu las­sen, ein Geset­zes­ver­stoß und eine Men­schen­rechts­ver­let­zung ist, die nicht tole­riert wird. Aller­dings scheint die Rechts­la­ge und ins­be­son­de­re die men­schen­recht­li­che Dimen­si­on eines sol­chen Han­delns all­ge­mein ziem­lich unbe­kannt zu sein. Für künf­ti­ge der­ar­ti­ge Kon­flik­te mit CdPs ist es daher wich­tig, sich hin­sicht­lich der Rechts­grund­la­gen kun­dig zu machen und auch die zustän­di­gen poli­zei­li­chen Stel­len für die­se Pro­ble­ma­tik zu sensibilisieren. 

Deut­lich ist aber auch gewor­den, wie wich­tig es ist, die Pati­en­ten und ihre Ange­hö­ri­gen dar­in zu unter­stüt­zen, dass sie ihre Belan­ge und Inter­es­sen selbst zu arti­ku­lie­ren und zu ver­tre­ten ler­nen. In einem Dorf zeig­ten wir den beein­dru­cken­den Film: La Mala­die du démon von Judith Kug­ler. Eine Anre­gung von Prof. Koua bei die­sem Tref­fen, mit Pati­en­ten und ihren Ange­hö­ri­gen, eine Selbst­hil­fe­grup­pe zu grün­den und dazu auch die ört­li­chen Auto­ri­tä­ten und die Poli­zei ein­zu­la­den, stiess dort auf brei­te Reso­nanz. Die Grün­dungs­ver­samm­lung wur­de für Ende Mai in Aus­sicht gestellt. 

4. Zusam­men­ar­beit mit der natio­na­len Phar­ma­zie­be­hör­de zur Sicher­stel­lung der Ver­sor­gung mit Medikamenten

Gemein­sam mit Prof. Koua hat­ten wir ein Tref­fen mit Ver­tre­tern der Natio­na­len Phar­ma­zie­be­hör­de für den öffent­li­chen Sek­tor (NPSP). Ziel war es, eine Über­ein­kunft mit der NPSP zu errei­chen, die dazu führt, dass sie die Medi­ka­men­te für die Zen­tren, die an unse­rem Pro­jekt betei­ligt sind (und mög­li­cher­wei­se für wei­te­re in der Zukunft), bestel­len, bezah­len und an die Zen­tren kos­ten­güns­ti­ger als in den Phar­ma­zi­en abge­ben. Bis­lang hat­ten wir Medi­ka­men­te in Zusam­men­ar­beit mit Mede­or in die Elfen­bein­küs­te geschickt. Mede­or ist eine deut­sche NGO, die Medi­ka­men­te kos­ten­güns­tig in arme Län­der liefert. 

Die NPSP gibt die Medi­ka­men­te nicht umsonst ab, son­dern ver­kauft sie – aller­dings bil­li­ger als die Apo­the­ken – an die Kran­ken­häu­ser, Cen­tres de San­té etc. Letzt­lich wer­den sie dort wie­der von den Pati­en­ten und ihren Ange­hö­ri­gen bezahlt. Von einer für die Pati­en­ten kos­ten­lo­sen Lie­fe­rung kann also kei­ne Rede sein, außer bei Tuber­ku­lo­se, HIV-Infek­tio­nen und weni­gen ande­ren Erkran­kun­gen. In die­sen Fäl­len lie­fern inter­na­tio­na­le Fonds die Medi­ka­men­te, und die Aus­lie­fe­rung ist umsonst. Auch bei ande­ren Medi­ka­men­ten gibt es oft Spen­den­be­tei­li­gun­gen durch inter­na­tio­na­le NGOs.

Bei dem Tref­fen wird deut­lich, dass die NPSP sich nur enga­gie­ren will, wenn die Quan­ti­tät der benö­tig­ten Medi­ka­men­te so groß ist, dass sich für sie ein Enga­ge­ment lohnt. Dafür will sie eine Daten­er­he­bung der ver­brauch­ten und in Zukunft benö­tig­ten Medi­ka­men­te. Inzwi­schen ist die Ent­schei­dung gefal­len, dass die­se Daten­er­he­bung durch die NPSP dem­nächst in allen bekann­ten Zen­tren erfol­gen soll, die Pati­en­ten mit Epi­lep­sie und schwe­ren psy­chi­schen Erkran­kun­gen in rele­van­ter Anzahl behan­deln, und dass auf die­ser Basis dann in Zukunft die Medi­ka­men­te von der NPSP selbst beschafft wer­den sollen. 

Ergeb­nis­se und Aufgaben:

1. Die Bilanz für 2018/19 (bis 31.3.2019) haben wir gese­hen, sie ist in Ord­nung. Die Pla­nung für 2019/20 wird skiz­ziert, eine detail­lier­te Pla­nung folgt. 

2. Die Zah­lun­gen der Pati­en­ten für Medi­ka­men­te, die von uns bzw. Mede­or gelie­fert wer­den, sol­len regis­triert wer­den und an das Pro­jekt zurück­flie­ßen. Sie sol­len zur Finan­zie­rung evtl. not­wen­di­ger wei­te­rer Medi­ka­men­te und auch für die Arbeit der Zen­tren ein­ge­setzt wer­den, z. B. zur Finan­zie­rung von Motor­rä­dern oder Gehäl­tern der Agents.

3. Es wer­den 20 Agents de San­té spe­zi­ell für psy­chisch und epi­lep­tisch kran­ke Men­schen aus­ge­bil­det. Davon wer­den 10 in Zukunft von uns finan­ziert (für 5 Zen­tren jeweils 2). Wir sind auch bereit die Sach­kos­ten für die Agents zu über­neh­men. Haupt­pro­blem des Pro­jekts wird wei­ter­hin sein, die Pati­en­ten über­haupt in den Dör­fern und CdP zu fin­den und ihnen eine Behand­lung zu ermög­li­chen. Die­se Funk­ti­on kön­nen und müs­sen haupt­säch­lich die Agents erfül­len. 

4. Es wird eine monat­li­che Super­vi­si­on durch die Psych­ia­ter des Pro­jekts ange­strebt.  

5. Es wer­den vor­erst kei­ne wei­te­ren zen­tra­len Fort­bil­dun­gen durch­ge­führt, weil bereits genü­gend Kran­ken­schwes­tern und ‑pfle­ger für die­se Pha­se des Pro­jek­tes aus­ge­bil­det wur­den. Statt­des­sen soll es dezen­tra­le Fort­bil­dun­gen vor Ort in den Gesund­heits­zen­tren geben sowie Fort­bil­dun­gen für die Mit­ar­bei­ter der CdP. Die Idee ist, die CdP zumin­dest teil­wei­se wei­ter zu nut­zen, indem sie als wirk­li­che Heil­stät­ten mit Kon­trol­len und Auf­la­gen auf­ge­wer­tet wer­den. Es muss sich frei­lich erst noch zei­gen, wie vie­le CdP hier­zu bereit sind und die the­ra­peu­ti­schen Kon­zep­te ver­ste­hen. Wo mög­lich, könn­ten und soll­ten auch Fort­bil­dun­gen für die Poli­zei ange­bo­ten wer­den.

6. Zusätz­lich soll ein Gui­de für die psy­cho­lo­gi­sche Fort­bil­dung durch den hin­zu­ge­zo­ge­nen Psy­cho­lo­gen und Prof. Koua erstellt wer­den, der zuerst für die Equi­pe von SAMENTACOM und dann für die Mit­ar­bei­ter in den Gesund­heits­zen­tren ver­bind­lich  sein soll­te. 

7. Wir wer­den eine Natio­na­le Enquê­te zu den Camps de Priè­re unter­stüt­zen. Sie soll bis Ende des Jah­res durch­ge­führt wer­den. Inhalt­li­cher Trä­ger ist die Uni­ver­si­tät von Bouaké. Prof. Koua stellt den Antrag und macht die Kal­ku­la­ti­on. Wir küm­mern uns um die Finan­zie­rung, sei es durch uns und/oder durch koope­rie­ren­de Stif­tun­gen. 

8. Die Medi­ka­men­tö­se The­ra­pie wird in dif­fe­ren­zier­te­rer Form fort­ge­setzt. Neben­wir­kun­gen soll­ten mehr Beach­tung fin­den, und eben­so soll­te der Com­pli­an­ce, auch der Ange­hö­ri­gen und der CdP, mehr Auf­merk­sam­keit gewid­met wer­den. 

9. Die Daten zum Medi­ka­men­ten­be­darf in den Zen­tren wer­den von der NPSP erho­ben.
Es ist geplant, dass sie anschlie­ßend wie bei allen ande­ren Krank­hei­ten die Lie­fe­rung der Medi­ka­men­te für  psy­chisch und epi­lep­tisch Erkrank­ten über­nimmt.

10. Die Rechts­la­ge bezüg­lich Men­schen­rechts­ver­let­zun­gen muss kla­rer wer­den. Dies­be­züg­lich müs­sen wir uns über das natio­na­le Recht kun­di­ger machen.

11. Es wur­de uns emp­foh­len, eine Kon­ven­ti­on zwi­schen unse­rer Stif­tung und dem ivo­ri­schen Staat aus­zu­han­deln; unse­re Aner­ken­nung als NGO in der Elfen­bein­küs­te kann unse­re Arbeit in die­sem Land mit den Behör­den erleich­tern. Das ist in Vor­be­rei­tung.

12. Die Anzahl der Zen­tren im Pro­jekt soll noch nicht erhöht, son­dern viel­mehr die Qua­li­tät und Quan­ti­tät der Arbeit in den Zen­tren ver­bes­sert wer­den. Evtl. wer­den dann schritt­wei­se ein­zel­ne Zen­tren hin­zu­ge­nom­men, mög­lichst sol­che, die schon in der Arbeit ste­cken und evtl. auch reli­gi­ös ori­en­tiert sind, auch wenn wir uns dar­in einig sind, dass dies ein Modell für das gan­ze Land ist und frü­her oder spä­ter lan­des­weit aus­ge­dehnt wer­den soll­te und kann. 


April 2019